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Der neue Technik-Chef Amann beklagte das Chaos, das er vorgefunden hatte.

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Update

Berlins Großflughafen: Probebetrieb soll im Mai 2013 beginnen

Im vierten Anlauf soll der künftige Berliner Hauptstadtflughafen nun am 27. Oktober 2013 den regulären Flugbetrieb aufnehmen. Diesen Termin bekräftigte der neue Technik-Geschäftsführer Amann. Eine komplette Neuplanung der Schlussphase habe stattgefunden.

Diesen neuen offiziellen Eröffnungstermin hat der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft (FBB) nach Tagesspiegel-Informationen gerade auf seiner Sitzung am Freitag beschlossen. Außerdem gab das Gremium, dessen Vorsitzender Berlins Regierender Klaus Wowereit (SPD) ist, grünes Licht für eine Finanzspritze von 1,17 Milliarden Euro für den Airport, dessen Kosten von einst 2,4 Milliarden Euro (2009) auf nunmehr 4,3 Milliarden Euro gestiegen sind. Dabei soll es aber bleiben, das sagte Flughafenchef Rainer Schwarz am Freitag nach einer Sitzung des Aufsichtsrats der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB). Ohne eine Finanzspritze der Gesellschafter, also der Länder Berlin, Brandenburg und des Bundes, würde der FBB nach dem Jahreswechsel 2013/2014 die Zahlungsunfähigkeit drohen. Aufgrund der Terminverschiebung rechnet Schwarz mit Mindereinnahmen in Höhe von rund 230 Millionen Euro.

Mit der nun angepeilten Eröffnung zum Start des Winterflugplans 2013/2014 im Herbst nächsten Jahres folgte der Aufsichtsrat damit dem Votum des neuen Technik-Geschäftsführers Horst Amann, der sich in den letzten Wochen einen Überblick über das immer stärker zutage getretene Bau- und Planungschaos um die gesamten Brandschutz-, Haus- und Sicherheitstechniksysteme im Fluggastterminals verschafft, wegen der erst die Eröffnung zum 3. Juni 2012 und nun auch der danach festgelegte Starttermin zum 17. März 2013 abgesagt werden muss.

Nach einer Tiefenanalyse Amanns sei der 17. März 2013 angesichts der massiven Probleme auf der Baustelle, der Planungsrückstände, nicht zu halten, hieß es. Der von Amann vorgelegte neue Bauzeitplan habe Reservepuffer für mehrwöchigen Probebetrieb. Der neue Termin sei das Ergebnis einer kompletten Neuplanung der Schlussphase des Projekts, sagt Amann. Und: „Am 27. Oktober geht der BER ans Netz“, bekräftigte er. Bis dann bleiben die Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld in Betrieb.

Amann, der erst seit dem 1. August im Amt ist, übte scharfe Kritik an den Zuständen, die er vorfand: "Es war schlimm, was alles fehlte." Der technische Leiter, der den ursprünglichen Planungschef Manfred Körtgen ersetzte und bereits den Ausbau am Frankfurter Flughafen koordinierte, beschrieb chaotische Zustände - sowohl beim Zusammenspiel mit den Genehmigungsbehörden als auch bei der Bauplanung und der Überwachung der Arbeiten. Beim Versuch, den ursprünglichen Termin vom 3. Juni 2012 zu halten, sei “der Blick auf Qualität und Kosten etwas in den Hintergrund geraten“. Es habe eine “valide, abgestimmte und übergreifende Planung“ gefehlt, sagte er.

Zum Fortgang der Arbeiten sagte Amann, im Oktober werde es noch ruhig auf der Baustelle zugehen. Zunächst müssten noch intensive Gespräche mit den am Bau beteiligten Firmen geführt und fehlende Ausführungspläne erstellt werden. Die Arbeiten würden in diesem Herbst wieder aufgenommen und sollten bis Sommer abgeschlossen werden. Der Probebetrieb solle im Mai beginnen und insgesamt bis zur geplanten Eröffnung fünf Monate dauern, ergänzte der Technik-Chef.

Das BER-Debakel in Bildern:

Hartmut Mehdorn, Chef von Air Berlin, sagte am Freitag: „Es ist bedauerlich, dass wir nach diesem Beschluss noch eine Sommersaison in Tegel verbringen müssen. Wir hatten vor allem im Sinne unserer Fluggäste erwartet, dass uns dies erspart bleibt. Tegel ist bereits heute an seiner Kapazitätsgrenze und verträgt kaum mehr Wachstum. Dort können wir unseren Gästen leider nicht immer die Qualität bieten, die sie von uns gewöhnt sind.“

Etwas positiver äußerte sich Klaus-Peter Siegloch, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, zum neuen Termin: „Die Unternehmen der Luftverkehrswirtschaft können ab heute endlich verlässlich planen. Der neue Hauptstadtflughafen ist und bleibt ein entscheidendes Zukunftsprojekt für Berlin, die Region und Deutschland insgesamt. Auch wenn die lange Verschiebung bedauerlich ist - daran hat sich nichts geändert.“

Vom neuen Eröffnungstermin hing ab, welche Mittel die Gesellschafter dem BER zuführen müssen. Es blieb am Ende bei der seit Monaten erwarteten Größenordnung von 1,17 Milliarden Euro, da zwar durch die erneute Verschiebung Mindereinnahmen von über 100 Millionen Euro drohen, sich dies aber durch geringere Ausgaben beim Schallschutzposten  - durch eine nicht zu verbuchende Mehrwertsteuer und ein etwas geringeres Schutzniveau – und durch Mehreinnahmen durch den Weiterbetrieb des als „Geldmaschine“ geltenden Flughafens Tegel ausgleiche. Allerdings hatten Berlin, Brandenburg und der Bund bis zuletzt gestritten, wie die 1,17 Milliarden Euro aufgebracht werden. Zudem müssen sie als Beihilfe von der EU in Brüssel genehmigt werden, so dass bis zur Notifizierung die Liquidität der FBB über einen privat-öffentlichen „Brückenkredit“ von rund 430 Millionen Euro gesichert werden soll.

Details zum weiteren Fahrplan, zum Finanzierungskonzept und zum Baustand am Pannen-Airport sollen am Freitagabend um 18 Uhr auf einer Pressekonferenz in Schönefeld bekannt gegeben werden.

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