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Am Ende des Tunnels. Die Entrauchungsanlage – hier bei einem Pressetermin im April – gilt als das größte technische Problem des BER. Und der jetzt unter Korruptionsverdacht stehende Jochen Großmann war der Experte, der das Problem lösen sollte.

© picture alliance / dpa

Nach Beurlaubung von Brandschutzexperte Großmann: Rauchende Köpfe am BER

Viele Firmen befürchten nach der Beurlaubung des Brandschutz-Experten weiteren Zeitverlust am BER. Die Flughafengesellschaft widerspricht. Doch fest steht auch: Der nun zu ersetzende Großmann spielte eine zentrale Rolle auf der Baustelle.

Er wusste, wovon er redete. Und das ist am pannengeplagten Flughafen BER in Schönefeld keinesfalls selbstverständlich. Und er wirkte überzeugend: Die gebaute Entrauchungsanlage, die nicht funktioniert, sei ein „Monster“, sagte vor wenigen Wochen der damalige Leiter des Sprint-Teams am Flughafen, der inzwischen beurlaubte Jochen Großmann. Er steht, wie berichtet, unter Korruptionsverdacht. Nach bisherigen Erkenntnissen soll es um rund eine halbe Million Euro Bestechungsgeld bei einer Auftragsvergabe durch Großmann gehen. Das Geld ist allerdings noch nicht geflossen.

„Die Anlage ist so nicht beherrschbar“, hatte Großmann nach ausführlichen Prüfungen festgestellt. „Wir wollen die Anlage verstehen, ehe wir bauen“, hatte der Brandschutz-Fachmann, der das Sprint- Team seit Juni 2013 leitete, die lange Planungszeit begründet. Mit der Sprint- Mannschaft will Flughafenchef Hartmut Mehdorn das Projekt voranbringen. Am Schluss sei klar gewesen: „Gehe zurück auf Los“, hatte Großmann erkannt. Nun wird die Anlage umgebaut.

Oberbauleiter Röbbelen übernimmt kommissarisch

Doch jetzt fehlt der Kopf für die weitere Planung. Die Flughafengesellschaft versucht abzuwiegeln. Das Inbetriebnahmekonzept „steht und fällt nicht mit einem einzelnen Mitarbeiter“, erklärte Flughafenchef Hartmut Mehdorn nach der Beurlaubung von Großmann. „Arbeit und Verantwortung bei der Mammutaufgabe BER verteilen sich auf mehrere Schultern.“ Der bisherige Oberbauleiter Frank Röbbelen werde kommissarisch die Aufgaben von Großmann, dessen Name Mehdorn weiter nicht nennt, übernehmen, „um die Auswirkungen auf den BER so gering wie möglich zu halten“. Für die wesentlichen technischen Fragestellungen, die bisher die Eröffnung des BER verhinderten, seien Lösungen erarbeitet und Planungen aufgenommen, erklärte Mehdorn weiter.

Firmenvertreter, die bisher mit Großmann zusammengearbeitet haben, befürchten allerdings, dass es jetzt zu weiteren Verzögerungen kommt. Großmanns Ausscheiden sei ein „schwerer Rückschlag“, befand ein Insider. Großmann sei der zentrale Ansprechpartner gewesen. Und kompetent. Jetzt sei nicht auszuschließen, dass sich die BER-Inbetriebnahme weiter verzögere, weil sich ein Nachfolger erst einarbeiten müsse.

Auf Großmann hat auch Siemens gesetzt. Der Konzern baut die Steuerung für die Frischluftzufuhr, die bei einem Brand erforderlich ist, neu. Bei Tests hatte sich gezeigt, dass das Konzept nicht aufgeht. Die Räume konnten nicht, wie erforderlich, in der vorgeschriebenen Höhe rauchfrei gemacht werden. Zudem muss das Unternehmen auch noch die bisherige Entrauchungsanlage fürs Hauptterminal umbauen, die in drei Teile aufgespalten wird. Zu Großmann und den Konsequenzen aus dessen Ausscheiden wolle man sich aber nicht äußern, sagte ein Siemens-Sprecher.

Montageplanung für die Leitungen kann noch nicht beginnen

Noch immer fehlten Unterlagen, heißt es bei Siemens weiter. Die ausstehenden Pläne sollten unter Großmanns Leitung erstellt werden. Erst wenn sie komplett vorliegen, kann Siemens auch mit der Montageplanung für die Leitungen beginnen, was nochmals aufwendig wird, weil die Kabel mit einer Länge von insgesamt rund 90 Kilometern in den vorhandenen Bau integriert werden müssen.

Eine „Fehlplanung“ sei die komplexe sogenannte Anlage 14 im Hauptterminal gewesen, hatte Großmann gesagt. Sie sollte den gesamten Bereich von oben bis unten und vom kleinsten bis zum größten Raum entrauchen. Die hierfür erforderlichen Kanäle seien aber zu lang gewesen. Jetzt werden die oberen Etagen von der Hauptanlage getrennt. Der Rauch wird über zwei Schornsteine auf dem Dach ins Freie geführt und nicht mehr hunderte von Metern nach unten und dann erst nach außen gesaugt. Durch den Einbau von Ventilatoren, deren Leistung sich über mehrere Stufen steuern lässt wie bei einem Staubsauger, hoffe man, große Umbauten vermeiden zu können, hatte Großmann gesagt. Solche Ventilatoren seien erst seit kurzem zugelasssen. Durch die Trennung müsse die Anlage 14 nur noch rund 30 Brandszenarien beherrschen, vorher waren es etwa 50 von insgesamt 150. Damit sei die Anlage „wieder technisch beherrschbar“. Der erhoffte Herrscher ist aber nicht mehr da.

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