zum Hauptinhalt
Am Brandenburger Tor möchten die Papstgegner parallel zu seiner am 22. September im Bundestag ihren Protest vortragen. Doch dieses Vorhaben könnte scheitern.

© Doris Spiekermann-Klaas

Berlin-Besuch von Benedikt XVI.: Papstgegner sollen Abstand halten

Die Versammlungsbehörde hat am Montag eine Kundgebung des Lesben- und Schwulenverbands am Brandenburger Tor verboten. Der Grund: Sicherheitsbedenken.

Von Katrin Schulze

Das Brandenburger Tor sollte es dann schon sein. Parallel zur Rede des Papstes am 22. September im Bundestag wollten die Demonstranten in unmittelbarer Nähe ihren Protest vortragen. Doch dieses Vorhaben könnte scheitern. „Die Versammlungsbehörde hat uns verboten, vor das Brandenburger Tor zu ziehen“, sagt der Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD) Berlin-Brandenburg, Jörg Steinert. „Damit haben wir absolut nicht gerechnet.“ Begründet wurde das Verbot am gestrigen Montag beim Anmeldegespräch mit Sicherheitsbedenken.

Geplant war, gemeinsam mit einem Netzwerk von rund 50 Organisationen mit einem Protestmarsch von Schöneberg über den Potsdamer Platz bis zum Bandenburger Tor gegen die „menschenfeindliche Sexualpolitik“ von Benedikt XVI. zu demonstrieren. „Die Demo wird es so oder so geben“, sagt Steinert, „aber wir werden alles daransetzen, auch vor das Brandenburger Tor zu kommen – auch Rechtsmittel werden wir ergreifen.“

Mit dabei im Netzwerk „Der Papst kommt“ sind vor allem Organisationen aus dem schwul-lesbischen Bereich, Pro Familia sowie die Jugend- und schwul-lesbischen Verbände von Grünen und SPD; die Linke ist nach Angaben des LSVD gleich mit ihrem gesamten Landesverband vertreten. Ab Anfang September wird es sozusagen als Vorbereitung auf den Papstbesuch vonseiten des Netzwerks Fachveranstaltungen, Podiumsdiskussionen und zahlreiche kleinere Aktionen geben. Der LSVD-Vorsitzende sagt: „Es sind die verschiedensten Sachen zur Aufklärung der Leute geplant. Generell Religionskritisches aber auch eine humorige Herangehensweise an die Themen.“ Im Mittelpunkt der geplanten Veranstaltungen sollen die Themen sexuelle Selbstbestimmung, Gleichberechtigung der Geschlechter, Bejahung von Kondomen und Verhütungsmitteln stehen.

Dass nun aber der geplante Hauptakt des Protests nicht wie vorgesehen stattfinden soll, kann Jörg Steinert nicht verstehen. Seiner Meinung nach verstößt das Verbot, vor das Brandenburger Tor zu ziehen, gegen die Versammlungsfreiheit, außerdem sei doch eine „total friedliche“ Demonstration geplant. Für den Protestmarsch gegen das Oberhaupt der Katholischen Kirche sollen weit mehr als 10 000 Teilnehmer mobilisiert werden; insgeheim hofft man sogar auf bis zu 50 000. Damit würden sich beinahe so viele Menschen auf den Straßen Berlins gegen den Papst versammeln, wie sich zur Messe ins Olympiastadion einfinden.

In Berlin beginnt der viertägige offizielle Deutschland-Besuch von Benedikt XVI. Vorgesehen ist zunächst ein Empfang von Bundespräsident Christian Wulff und ein Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), bevor es dann zur Messe und zur Rede im Bundestag kommen soll. Proteste hatte es auch beim Besuch von Papst Johannes Paul II. vor 15 Jahren in Berlin gegeben, zum Beispiel beim Schwul-Lesbischen Stadtfest in Schöneberg. Genehmigungsprobleme gab es da nicht.Katrin Schulze

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false