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Straftaten bei der Deutschen Bahn: Berlin-Brandenburg bleibt trotz sinkender Zahlen an der Spitze

Gewalt gegen Fahrgäste und Personal, Vandalismus, Diebstahl – fast überall ist die Zahl der Vorfälle bei der Deutschen Bahn zurückgegangen. Im Ranking der einzelnen Bundesländern liegen Berlin und Brandenburg aber fast immer an der Spitze.

Verletzte Fahrgäste, attackierte Mitarbeiter, demolierte oder beschmierte Fahrzeuge, aufgebrochene Fahrscheinautomaten: egal, welches Delikt – Berlin und Brandenburg liegen bei der Zahl der Vorfälle nach der Statistik der Deutschen Bahn fast immer an der Spitze; zusammen mit Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Eine Erklärung dafür hat die Bahn nicht. „Wir betreiben keine Ursachenforschung“, sagte am Mittwoch Bahn-Sicherheitschef Gerd Neubeck, als er den deutschlandweiten Sicherheitsbericht für 2013 vorstellte. Neubeck war einst auch Polizeivizepräsident in Berlin und kennt sich hier aus.

Sein Fazit: Die Zahlen „sind gut“, fast bei allen Delikten sei die Zahl der Vorfälle zurückgegangen. Bahnhöfe und Züge seien erneut sicherer gewesen als der sonstige öffentliche Raum. Und wieder zieht er einen Vergleich mit Berlin: Bei täglich rund 7,4 Millionen Fahrgästen seien bei der Bahn bundesweit 14.600 Fahrgäste nach Angriffen verletzt worden. Neubeck versucht es mit einem Vergleich: Die Bahn hat doppelt so viele Fahrgäste wie Berlin Einwohner. Und doch kommt es in der Stadt zu 42.000 Körperverletzungen – also drei Mal so vielen.

In Berlin und Brandenburg registrierte die Bundespolizei, die für die Bahn zuständig ist, im vergangenen Jahr 2.755 Körperverletzungen im Bahnbereich; etwas weniger als 2012 mit damals 2.792. Und immerhin ist auch – wie deutschlandweit – die Zahl der Straftaten fast in allen erfassten Bereichen gesunken, wenn auch häufig nur geringfügig.

Alkoholisierte Jugendliche besonders oft gewalttätig

Zugenommen haben dagegen die Übergriffe auf Mitarbeiter. In Berlin-Brandenburg stieg die Zahl von 256 im Jahr 2012 auf 302 im vergangenen Jahr. Das waren fast 18 Prozent mehr. Bundesweit registrierte man einen Anstieg von 1.000 Übergriffen auf 1.200 Delikte; 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit stieg der prozentuale Wert in Berlin-Brandenburg zwar etwas geringer; laut Statistik gab es aber trotzdem rund ein Viertel der Übergriffe allein in Berlin-Brandenburg. Betroffen sind nach Neubecks Angaben vor allem Sicherheitskräfte. Das meiste passiere, wenn die Mitarbeiter das Hausrecht durchsetzen; etwa bei Verstößen gegen das Rauchverbot oder die Leinenpflicht bei Hunden. Aber auch Fahrscheinkontrolleure würden von „scheinbar ganz normalen Reisenden“ nach der Bitte um den Fahrschein attackiert.

Die meisten Zwischenfälle gibt es nach Neubecks Angaben, wenn stark alkoholisierte Jugendliche unterwegs sind. Ein bundesweites Alkoholverbot in Zügen und auf Bahnhöfen gibt es aber nicht. Das Trinken von Alkohol während der Fahrt ist nur vereinzelt untersagt; zum Beispiel in den Metronom-Regionalzügen in Niedersachsen, aber auch im Nahverkehr unter anderem in Hamburg, München und Nürnberg. In Berlin hat sich dafür politisch keine Mehrheit gefunden. Zu Gewalt und Zerstörungen komme es aber auch im Umfeld von Massenveranstaltungen wie Fußballspielen, Volksfesten und auch Demonstrationen, sagte Neubeck weiter. Und Berlin ist die Hauptstadt der Demonstrationen.

Auch BVG registriert Rückgang der Straftaten

Für die Sicherheit gibt die Bahn bundesweit 160 Millionen Euro aus. Sie beschäftigt rund 3.700 Sicherheitskräfte. Zudem hat sie bundesweit auf rund 640 Bahnhöfen etwa 4.800 Kameras installiert. Die Anlagen würden ausgebaut und modernisiert, kündigte Neubeck an. Beim Buntmetalldiebstahl hätten erhöhte Sicherheitsmaßnahmen bereits Erfolg gezeigt. Seit die Kabel mit einem künstlichen DNA-Code versehen werden, sei die Zahl der Diebstähle erheblich zurückgegangen, sagte Neubeck. Bundesweit seien 2013 etwa 40 Prozent weniger Taten begangen worden als ein Jahr zuvor. In Berlin-Brandenburg waren es dagegen aber nur etwa vier Prozent weniger.

Auch die BVG registrierte bei fast allen Bereichen einen Rückgang der Straftaten in ihrem Bereich. Genaue Zahlen gebe es allerdings noch nicht, sagte Sprecherin Petra Reetz. Erheblich zugenommen habe allerdings die Zahl der Taschendiebstähle. Diese waren in der Bahn-Statistik nicht erwähnt. Sicher zum Glück für Berlin-Brandenburg.

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