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Bevor die vergessenen Fahrräder an Berliner Bahnhöfen verschrotten, versteigert die Bahn sie lieber.

© dpa

Berlin-Charlottenburg: Bahn versteigert an Bahnhöfen vergessene Fahrräder

Der Konzern versteigert am Mittwoch am Bahnhof Zoo rund 40 Fahrräder – alte und auch fast neue. Sie wurden vergessen oder entfernt, weil sie Fluchtwege versperrten.

Eine Brille, vielleicht auch eine Tasche oder gar ein Handy. Kann man schon mal liegen lassen; auch im Bus, in der U-, S- oder Straßenbahn. Und an der Haltestelle. Aber ein Fahrrad?

Ja, auch das kann beim Aussteigen vergessen werden und setzt seine Fahrt dann allein fort. Oft ist es weg, wenn der Eigentümer merkt, dass was fehlt. Mit Glück landet es vielleicht aber auch im Fundbüro der Bahn oder der BVG. Wird es nicht abgeholt, kommt es später unter den Hammer. Wie am heutigen Mittwoch: Die Bahn lässt 40 Fahrräder versteigern.

Vergessene Räder seien aber die Ausnahme, sagt BVG-Sprecher Markus Falkner. Viel häufiger landen Räder ganz gezielt im Fundbüro – weil sie „beschlagnahmt“ worden sind. BVG und Bahn entfernen angekettete Räder, wenn sie offensichtlich nicht mehr benutzt werden und monatelang nur noch vor sich hin gammeln.

Wie bei Autos (siehe unten) erhalten sie zunächst einen gelben Aufkleber, der den Eigentümer auffordert, sein Gefährt zu entfernen. Wenn es auch nach 14 Tagen keine Reaktion gibt, wird das Schloss oder die Sicherungskette gewaltsam geknackt, und das Rad wandert ins Fundbüro. Vorausgesetzt, es ist noch fahrtüchtig.

Die Besitzer denken, ihr Fahrrad wurde geklaut

Räder, die lange angekettet sind, was man ihnen früher oder später ansieht, werden meist „geplündert“. Ihnen fehlen schnell der Sattel, manchmal der Lenker und häufig zumindest das oft leicht ausbaubare Vorderrad. Solche Skelette landen auf dem Schrott. Wenn sie irgendwann einmal entfernt werden.

Im Fundbüro kommen aber nicht nur alte Räder an, die absichtlich nicht mehr abgeholt werden, weil der Eigentümer sie nicht mehr haben will, sie aber auch nicht mehr oder weniger mühsam selbst entsorgen zu gedenkt. Auch fast neue – und teure – Räder können dabei sein.

Versperren sie einen Fluchtweg, etwa an einer Straßenbahnhaltestelle, wenn sie dort an einem Geländer angebracht worden sind, oder wenn man sie an einem Treppengeländer befestigt, werden sie nämlich ohne Vorwarnung entfernt. „Sicherheit geht vor“, sagt Falkner.

Nicht immer werden die Räder dann auch vom Eigentümer im Fundbüro abgeholt. Für ihn gibt es keinen Hinweis, warum sein Rad nicht mehr da steht, wo er es abgestellt hatte.

Und wer dann vermutet, dass sein hochwertiges Gefährt gestohlen worden ist, geht zur Polizei und nicht ins Fundbüro. Vor allem, wenn der Betroffene kein Unrechtsbewusstsein hat und überzeugt ist, alles richtig gemacht zu haben.

Räder können für 50 Euro ersteigert werden

Im vergangenen Jahr ist die S-Bahn deshalb gezielt gegen solche „Falschparker“ vorgegangen. Sicherheitsmitarbeiter wiesen auf Bahnhöfen Radler auf solche Verstöße, die sie beobachtet hatten, hin – sofort mündlich oder schriftlich mit einer angebrachten Banderole. Seit Abschluss der Kampagne werden solche Räder wieder sofort entfernt.

Bei der BVG landeten im vergangenen Jahr insgesamt immerhin 234 Fahrräder im Fundbüro; in diesem Jahr stapeln sich nach Falkners Angaben bereits schon wieder 117. Und auch bei der Bahn reicht es zu mehreren Versteigerungsterminen im Jahr. Fünf waren es 2013.

Der nächste ist heute an der Fundstelle im Bahnhof Zoo. Los geht es um 15 Uhr. Für durchschnittlich 50 Euro sei ein Rad zu haben, heißt es bei der Bahn.

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