zum Hauptinhalt
Vor zwei Jahren sah es vor dem Apple Store auf dem Ku'damm so aus. Dieses Jahr campiert fast niemand mehr.

© dpa

Berlin-Charlottenburg: Warten auf das neue iPhone

Auf dem Ku’damm campen für das iPhone 7 – wer macht das eigentlich? Ein Ortsbesuch.

Ku’damm, Apple-Store, Mittwochvormittag um kurz vor zehn Uhr. Eine Menschenschlange steht vor dem sandsteinfarbenen Gebäude. Eine halbe Stunde später, der Apple-Store hat endlich aufgemacht, ist der breite Bürgersteig leer. Die Wartenden sind längst drinnen. Nur Helge und Matthias sitzen noch in ihren Campingstühlen mit Getränkehaltern in den Armlehnen und warten auf das neue iPhone. Seit sechs Tagen. Bis Freitag müssen sie durchhalten, dann ist Verkaufsstart in Deutschland.

Die anderen, drinnen, das sind die normalen Menschen. Helge und Matthias, draußen, das ist der harte Kern der Apple-Fangemeinde. In den vergangenen Jahren campierten Menschenmassen vor dem Apple-Store, wenn ein neues iPhone auf den Markt kam. Alle wollten das neueste Reliquien-Update von Steve Jobs so früh wie möglich in den Händen halten. Das wird es in diesem Jahr nicht mehr geben. Apple hat sein Verkaufskonzept verändert.

Ab Sonnabend sind die neuen iPhones in den Läden erhältlich

Niemand soll am Ende umsonst angestanden haben, heißt es aus dem US-Konzern. Oder hat man vielleicht Sorge, es könnten sich nicht genügend Kaufwillige für PR-trächtige Warteschlangen finden? So oder so: Am Freitag wird es keine Ladenverkäufe geben. Wer sein iPhone schon am Freitag haben will, musste vorbestellen und bekam ein Zeitfenster zugewiesen, in dem er das Gerät beim Apple-Store abholen kann. Inzwischen sind allerdings alle Zeitfenster für Freitag vergeben. Wer jetzt noch ein iPhone vorbestellen will, kann es sich zwar nach Hause liefern lassen, muss aber mit einer Lieferzeit von drei bis fünf Wochen rechnen. Ab Sonnabend sind die neuen iPhones dann auch im Laden erhältlich. Solange der Vorrat reicht. Vielleicht entstehen also doch noch Schlangen. Ist das der Grund, warum Helge und Matthias vor dem Apple-Store kampieren und jetzt einen halben Liter Kaffee von Starbucks und grellgrüne Apfelringe frühstücken?

„Hier treffen wir jedes Jahr Nerds aus der ganzen Welt.“

„Nee, nicht wirklich“, sagt Helge. Er hat sein iPhone natürlich schon längst vorbestellt. Am Freitag um 13 Uhr kann er sein neues Gerät abholen. Schlange stehen? Eigentlich nicht nötig. Ihm gehe es auch eher um das Event als um das iPhone, erklärt der 48-jährige.

Früher hatten alle Zelte dabei

„Hier treffen wir jedes Jahr Nerds aus der ganzen Welt.“ Man kennt sich. Er selbst arbeitet bei der Bundeswehr im IT-Bereich. Sein Freund Matthias, 32, arbeitet bei einem IT-Unternehmen in Köln. Beide haben sich eine Woche Urlaub genommen, um direkt hier auf dem Ku’damm, vor dem Apple-Tempel, auf das neue iPhone zu warten. Aber irgendwie kommt dieses Jahr nicht so richtig Stimmung auf. Außer ihnen sind nur ein paar Russen gekommen, die nicht wussten, dass man das iPhone vorbestellen musste. Die Entscheidung von Apple, das Verkaufskonzept zu ändern, können die beiden Fans nicht verstehen. „Damit hat Apple alles zerstört, was die Marke mal besonders gemacht hat“, bricht es aus Matthias mit ehrlicher Trauer hervor.

In den vergangenen Jahren versorgte Apple die Wartenden mit Getränken, die Stadt hatte Dixi-Klos organisiert. Alle hatten Zelte dabei. Woodstock für Nerds. In diesem Jahr ist niemand da, es gibt keine Dixis, und das Ordnungsamt hat das Zelten verboten. Deshalb müssen Helge und Matthias unter freiem Himmel schlafen und bei Starbucks zur Toilette gehen. Andere Menschen gehen im Sommer auf Festivals, Helge und Matthias warten auf das iPhone.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false