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Die niedersächsische Bahngesellschaft Metronom hat bereits vor einem Jahr den Alkoholkonsum in ihren Zügen verboten – mit durchschlagendem Erfolg.

© dpa

Innenministertreffen: Berlin lehnt Alkoholverbot in Bus und Bahn ab

Die Innenminister diskutieren ein Alkoholverbot in Bus und Bahn. Hamburg und München haben damit schon gute Erfahrungen gemacht. Trotzdem sieht Innensenator Körting keinen Bedarf für neue Vorschriften in Berlin.

Wenn sich an diesem Donnerstag und Freitag die Innenminister von Bund und Ländern in Hamburg treffen, soll auch ein Alkoholverbot in Bussen und Bahnen diskutiert werden. Hamburgs Innensenator Heiko Vahldieck (CDU), erklärter Befürworter des Verbots, hat das Thema als Vorsitzender der Innenministerkonferenz auf die Tagesordnung gesetzt. Dagegen sieht Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) keinen Bedarf für neue Vorschriften: Das Hausrecht lasse den Verkehrsunternehmen genug Handlungsspielraum.

Die niedersächsische Bahngesellschaft Metronom hat bereits vor einem Jahr den Alkoholkonsum in ihren Zügen verboten – mit durchschlagendem Erfolg: Die Folgekosten von Vandalismus seien um 40 Prozent und die Müllmenge in den Zügen sogar um 60 Prozent gesunken, berichtet eine Unternehmenssprecherin. Zudem gebe es „einen ganz klaren Rückgang an Straftaten“: Im August 2009 habe man 327 aktenkundige Vorfälle verzeichnet, ein Jahr später nur noch 83. Zu dieser positiven Bilanz komme die gewachsene Zufriedenheit der Fahrgäste.

Wie sehr sich Unbeteiligte belästigt fühlen, zeigte sich auch im Pro & Contra des Tagesspiegels vor einem Jahr: 95 Prozent der Anrufer stimmten für das Verbot. Passiert ist in Berlin allerdings nichts, weil BVG und Bahn keinen Handlungsbedarf sehen. Wer unangenehm auffalle, könne schon jetzt hinausgeworfen werden, sagt BVG-Sprecherin Petra Reetz. Formal dürften auch keine offenen Getränke und Speisen in Bussen und Bahnen mitgenommen werden. Ähnlich äußert sich ein Sprecher der Bahn, bei der „übermäßiger Alkoholgenuss“ laut Hausordnung verboten ist und alkoholisierte Personen streng genommen gar nicht mitfahren dürfen. Würde man den Fahrgästen ihr Bier rigoros verbieten, brächte das wohl „erhebliches neues Konfliktpotenzial“.

Die Münchner Verkehrsgesellschaft MVG hat das Gegenteil erlebt, nachdem sie im August 2009 das Trinken verbot: „Die große Mehrzahl der Angesprochenen ist einsichtig“, heißt es, größere Auseinandersetzungen habe es nicht gegeben. Die Mehrheit der Fahrgäste unterstütze laut Befragung das Verbot, das vor allem auch der subjektiven Sicherheit der Kunden dienen solle. Wer gegen die Regel verstoße, werde zunächst darauf hingewiesen und nur notfalls hinausgeworfen. Bußgelder seien nicht vorgesehen.

Die Hamburger Verkehrsbetriebe unterstützen die Verbotsforderung ihres Innensenators deshalb nicht, weil sie das Problem für unkontrollierbar halten.

In Berlin geben sowohl die Bahn als auch die BVG zu bedenken, dass ein striktes Alkoholverbot Partygänger zum Autofahren verleiten könnte, was noch viel schlechter wäre. Im Übrigen, heißt es bei der Bahn, gebe es in Absprache mit Gewerkschaften und Bundespolizei „anlassbezogene“ Verbote. Im Klartext: Vor und nach Fußballspielen werden seit einiger Zeit Alkoholverbote in Regionalbahnen verhängt, nachdem Horden volltrunkener Fußballrowdies früher regelmäßig randaliert und Mitfahrer belästigt hatten.

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