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Berlin: Berlin macht autofrei: Raumkapsel mit Pedalantrieb - Neue Velotaxis bieten mehr Komfort für Fahrer und Passagiere

Die Skepsis war groß, als 1997 die ersten Velotaxis auf den Straßen auftauchten. Ob da überhaupt einer mitfährt?

Die Skepsis war groß, als 1997 die ersten Velotaxis auf den Straßen auftauchten. Ob da überhaupt einer mitfährt? "Mittlerweile haben die Fahrgäste kaum noch diese Hemmungen einzusteigen", glaubt Velotaxi-Erfinder Ludger Matuszewski.

Vom Abgeordneten, der sich zum Reichstag bringen lässt, bis zum Paar auf Stadtrundfahrt nutzen immer mehr die moderne Art der Rikschas. Jetzt muss die Flotte sogar aufgestockt werden. Zu den vierzig altbekannten Rädern kommen 40 futuristisch anmutende "Velotaxi-City-Cruiser" dazu.

Was bei der viermonatigen Tüftelei herauskam, erinnert leicht an die neueste Generation von Kleinwagen. Eine aerodynamisch geformte Kunststoffkapsel umschließt Gäste und den Fahrer, der fast liegend in die Pedale tritt. Blinker bringen mehr Sicherheit. Die Trennwand zu den Passagieren ist entfallen. Für den Fahrer hat es Vorteile, wenn er auf Sehenswürdigkeiten hinweisen will: "Man kann viel einfacher mit den Leuten sprechen", hat Jürgen Schuppan festgestellt. Bald soll sogar ein kleiner Elektomotor bei Steigungen helfen.

Doch ging es den Industriedesignern von "gewerk" nicht nur um den sonst Wind und Wetter schutzlos ausgeliefertem Fahrer. "Wir wollten ein sehr lichtes, transparantes Fahrgefühl herstellen, wie in einem großen Taxi", beschreibt Stefan Rothert. Die Kapsel aus 100 Prozent wiederverwertbarem Polyethylen stellte eine Firma her, die sonst Chemiebehälter daraus fertigt.

Die wenigsten der 150 Velotaxi-Fahrer strampeln sich aus Spaß ab. Denn viele studieren oder überbrücken mit dem schweißtreibenden Job die Zeit bis zum nächsten. "An guten Tagen, wenn etwas los ist in der Stadt, kann man schon mal 200 bis 300 Mark verdienen", erzählt der 28-jährige Jürgen Schuppan. "Es kann aber auch vorkommen, dass man nur 30 Mark einfährt." Dann hat er wenigstens etwas für sein Hobby, den Marathon, getan. Die Fahrer wirtschaften in die eigene Tasche. Für die Miete des Rades gehen bis zu 15 Mark an Velotaxi.

Um die in die Neuentwicklung investierten 400.000 Mark rasch wieder reinzuholen, will Matuszewski die Räder europaweit vermarkten. Auf der Expo in Hannover rollen bereits 40 davon.

Nora Damme

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