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Berlin: Berlin-Marathon: "Für aktive Menschen kein nennenswertes Risiko"

"Wir müssen dieses Risiko tragen", sagte der medizinische Leiter des Berlin-Marathons, Willi Heepe, am Tag danach. Zwei Menschen waren am Sonntag bei dem Langstreckenlauf gestorben.

"Wir müssen dieses Risiko tragen", sagte der medizinische Leiter des Berlin-Marathons, Willi Heepe, am Tag danach. Zwei Menschen waren am Sonntag bei dem Langstreckenlauf gestorben. Ein 58-jähriger Däne hatte während des Marathons einen Herzstillstand erlitten, ein 38-Jähriger aus Panama war im Ziel zusammengebrochen. Beide wurden umgehend medizinisch versorgt, jedoch kam jede Hilfe zu spät.

Zweimal hatte es zuvor in der Geschichte des Berlin-Marathons Todesfälle von Läufern gegeben. 1986 starb ein Teilnehmer kurz vor dem Ziel, der sogar beim Herzspezialisten Heepe in einer Reha-Behandlung war. Er hatte sich den Anweisungen von Heepe widersetzt. 1990 erlitt ein Starter, der ohne Training nur durch das Brandenburger Tor rennen wollte, nach 500 Metern vor Aufregung einen Herzinfarkt erlitten.

Medizinische Hintergründe zu den beiden Todesfällen vom Sonntag gibt es noch nicht. Möglicherweise wird es sie auch nie geben, wenn die Familien eine Obduktion ablehnen. Zumindest der Däne war ein erfahrener Läufer. Eine Erkrankung ist nicht bekannt.

"80 bis 90 Prozent der Todesfälle im Sport hängen mit einer nicht erkannten Herzmuskelentzündung zusammen. In deren Folge gibt es Veränderungen am Herzen, die nur mit Spezialuntersuchungen zu erkennen sind", erklärte Willi Heepe. Dabei sterben die Läufer einen sogenannten Sekundentod. Nur mit unglaublichem Glück konnte 1997 ein Läufer nach einem Zusammenbruch beim Berlin-Marathon gerettet werden. Dies passierte genau am Notarztwagen, und der Läufer fiel in die Arme eines Reanimations-Spezialisten.

"Für einen aktiven Menschen birgt der Marathon kein nennenswertes Risiko", sagte Heepe, der zwei Gruppen nennt, die gefährdet sind: Ehemalige Raucher, die genau untersucht werden müssten, und solche, die er als "Schwachköpfe" bezeichnet. "Zwei von jenen sind am Sonntag gelaufen. Ihnen hatte ich das Laufen auf Grund einer Verengung der Aortenklappe schon 1998 verboten", erzählt Heepe. Auch das Verlangen eines Attestes vor dem Start bringe nichts. "Wenn ich ihnen den Stempel nicht gebe, holen sie sich ihn von einem anderen Doktor", sagt der Herzspezialist. Er könne nicht mehr machen, als die Läufer zu informieren und zu warnen. In dieser Hinsicht gilt der Berlin-Marathon als vorbildlich.

jöwe

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