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Tatatata!. Carsten Spallek und Frank Gessner weihen das Klo am Fernsehturm ein.

© Vincent Schlenner

Berlin-Mitte: Am Fernsehturm gibt’s jetzt eine Toilette für Eilige

Hier gab es schon immer alles? Offenbar nicht. Mittes neuer Stolz ist eine neue Toilette. Sie ist rund um die Uhr geöffnet, Platzreservierungen sind nicht möglich. Ein Ortstermin.

Die Leute stellen sich ja immer vor, dass man ein Toilettenhäuschen einfach nur hinstellt, anschließt, fertig. Auf dem Alexanderplatz, auf halber Strecke zwischen Fernsehturm und Rathaus, hat sich die Sache ein wenig schwieriger gestaltet. Frank Gessner, der Berliner Chef des Straßenausstatters Ströer, schilderte am Freitag beredt, welchen Schwierigkeiten die Baufirma bei der Montage ausgesetzt war. Erst wurde der Untergrund auf Hohlräume bis in sechs Meter Tiefe abgehorcht, dann stand der Bauzaun der nahen U-Bahn-Baustelle dem Kran im Weg, die Bäume drum herum mussten passend gemacht werden und schließlich war auch noch ein Fundament aus skandinavischen Holzbohlen notwendig, um zu verhindern, dass Kran und Klohaus gemeinsam in die Büsche sinken.

Nun ist aber alles fertig und Gessner hat Stadtrat Carsten Spallek (CDU) einen Wunsch erfüllt: den schwierigen Alexanderplatz der Zivilisation ein Stück anzunähern, ohne dass es den Bezirk etwas kostet. Beide durchtrennten also einträchtig das rein symbolische Absperrband, und anschließend durfte sich der Neubau einer Aufmerksamkeit erfreuen, die für Toiletten eher ungewöhnlich ist.

Der graue, mit Kunststoffplatten verkleidete Klotz ist ungefähr so groß wie ein Lastwagen, und er besitzt natürlich all die Selbstreinigungsfunktionen, die für solche Einrichtungen üblich sind. Und er erzieht seine Benutzer zur Eile. Die Tür rechts, die zum kostenlosen Pissoir führt, öffnet nach demonstrativ anderthalb Minuten von selbst, die große, auch für Behinderte geeignete Toilette links nach 15 Minuten, außer es hat sich ein Behinderter per Schlüssel angemeldet, dann gibt es noch weitere 15 Minuten drauf. Drinnen lässt sich alles per Druckknopf bedienen, der Boden ist wasserdurchlässig, damit das Reinigungswasser schnell wieder verschwindet.

Die Benutzung der Toilette übrigens kostet gegenwärtig 10 Cent, das zeigt, wie wenig Finanzkraft man dem typischen Benutzer zutraut. Andererseits: Männer dürfen rechts ganz gratis, während Frauen links zahlen. Es kann also sein, dass die zuständige Genderbeauftragte noch ein Prüfverfahren einleiten muss. Die neue Toilette ist rund um die Uhr geöffnet, Platzreservierungen sind nicht möglich.

Lust auf mehr Texte von Bernd Matthies? Gern. Mehr finden Sie unter diesem Link.

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