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Sehen manchmal süß aus, aber können lebensbedrohliche Krankheiten übertragen.

© Ronald Wittek / dpa

Berlin-Mitte: Vier Spielplätze und Parks wegen Rattenplage gesperrt

Starke Regenfälle und Vermüllung locken die Ratten aus Berlins Untergrund ans Tageslicht. Auch außerhalb des Stadtzentrum gibt es zu viele der Nager.

Der Bezirk Mitte hat ein nagendes Problem. In den vergangenen vier Wochen wurden gleich vier Spielplätze und Parks gesperrt – wegen Ratten. Die waren am Stephansplatz in Moabit, am Ottospielplatz, am Luisenstädtischen Kanal und am Zille-Spielplatz anscheinend zu einem so großen Problem geworden, dass der Bezirk nun die Sperrung anordnete und Kammerjäger engagierte. Giftköder mit Blutverdünner sollen den Nagern jetzt den Garaus machen, doch das dauert. Meistens etwa vier Wochen, bis die Flächen durch das Gesundheitsamt wieder freigegeben werden können.

Erstaunlich ist dabei, dass in Mitte in den vorherigen zwölf Monaten nicht ein einziges Mal eine Sperrung wegen Rattenbefall vermeldet wurde. Ein Grund könnten die in diesem Jahr auch im Sommer teils heftigen Regenfälle gewesen sein. Denn in den Kanalisationen vermutet Timo Thomaschky, der Geschäftsführer einer Firma für Schädlingsbekämpfung ist, die meisten Ratten. „Und wenn die überflutet ist, flüchten sie ins Freie und werden damit deutlicher sichtbar“, sagt Thomaschky. Seine Firma habe in puncto Rattenjagd derzeit volle Auftragsbücher.

Fünf Millionen Ratten

Die Schätzungen zur Zahl der Nager im gesamten Berliner Untergrund gehen derweil weit auseinander. Die optimistischeren rechnen mit einer Anzahl, die sich leicht unter den mehr als drei Millionen menschlichen Bewohnern der Stadt bewegt. Manche gehen sogar von annähernd fünf Millionen Ratten aus. Die zunehmende Vermüllung und dabei insbesondere Essensreste dürften die Population in Zukunft weiter wachsen lassen.

Die Nager sind aber nicht nur im Stadtzentrum ein Problem. In Schmargendorf, unweit des Martin-Luther-Krankenhauses, sollen Ratten laut Anwohnern ganze Vorgärten untertunnelt haben. Auch der Spielplatz am Grieser Platz sei nicht nur bei Kindern beliebt. Das ist nicht nur unschön, sondern im Zweifel auch gefährlich. Denn der Kot und Urin von Ratten kann mit Krankeitserregern verseucht sein, die sogar lebensbedrohlich sein können. „Wir arbeiten daher immer eng mit dem Lageso zusammen, wenn uns Ratten auf öffentlichem Gelände gemeldet werden“, sagt Walter Schläger vom Grünflächenamt in Charlottenburg-Wilmersdorf. Erst wenn die Ratten vertrieben seien, erfolge eine Freigabe durch das Gesundheitsamt. Beschwerden über Ratten in der Nähe des Martin-Luther-Krankenhauses seien Schläger nicht bekannt. „Wir sind aber auf jeden Hinweis angewiesen und werden das prüfen“, sagt er.

Steigende Kosten bei Schädlingsbekämpfung

Insgesamt sei die Tendenz bei Aufträgen zur Rattenbekämpfung jährlich um zwei bis drei Prozent steigend. Schläger, dessen Grünflächenamt auch die Instandhaltung der Parks gewährleisten soll, macht das ratlos. „Die steigenden Ausgaben bei der Schädlingsbekämpfung gehen natürlich auf Kosten der sonstigen Pflege der Grünflächen“, sagt Schläger. Er hat auch die steigende Zahl an Touristen im Verdacht, zur Vermüllung beizutragen und die Ratten anzulocken. „Kiezbewohner sind da in der Regel achtsamer“, meint Schläger.

In Mitte sollen die Einsätze der Kammerjäger in zwei bis drei Wochen beendet sein. Langfristig, teilte das Bezirksamt mit, helfe aber nur Nahrungsentzug, um die Zahl der Ratten einzudämmen.

Felix Keßler

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