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Berlin: Berlin-Paris: Einst stoppte ein deutscher Gendarm den Erstflug

Beim Eröffnungsflug 1926 wurden der französische Pilot und die begleitende Journalistin erst einmal von eifrigen deutschen Gendarmen verhaftet. Dennoch wagten sich im ersten Jahr bereits 2007 Passagiere zwischen Berlin und Paris in die Luft, mittlerweile sind es 200 000.

Beim Eröffnungsflug 1926 wurden der französische Pilot und die begleitende Journalistin erst einmal von eifrigen deutschen Gendarmen verhaftet. Dennoch wagten sich im ersten Jahr bereits 2007 Passagiere zwischen Berlin und Paris in die Luft, mittlerweile sind es 200 000. An diesem Wochenende feierte die Verbindung ihren 75. Geburtstag. Damals brauchte man von Le Bourget nach Tempelhof noch 14 Stunden, zwei Zwischenlandungen und unerwartete Hindernisse inbegriffen. Vier Passagiere waren an Bord der einmotorigen Farman 170. Ausgerechnet Pilot René Robin und die Reporterin Louise Faure-Favier hatten versäumt, sich zuvor ein Visum für Deutschland zu besorgen. Sie wurden nach längerem Palaver beim ersten Zwischenstopp in Köln abgeführt. "Ein dunkles Gebäude wie aus dem Mittelalter, man könnte es sich gut vorstellen als Verlies für Flugreisende, die eine Abneigung gegen Visumanträge haben", schilderte die Journalistin ihre Eindrücke von der Polizeipräfektur später den Lesern. Zwei Stunden später erbarmte sich die deutsche Obrigkeit und erteilte provisorische Visa. Nach einer weiteren Zwischenlandung in Essen wurde endlich Berlin erreicht, wo die Maschine von einer begeisterten Menge umringt wurde. Zeitgleich war Flugkapitän Bruno Rodschinka mit einer Junkers G 24 der Lufthansa in der Gegenrichtung gestartet. Die Verbindung war das erste Pool-Abkommen in der Geschichte der Luftfahrt, bei dem eine Route von zwei Unternehmen gemeinsam bedient wird. 1930 gelang einer französischen Besatzung der erste Nachtflug im internationalen Liniendienst. 30 Jahre später war es die Air France, die mit der "Caravelle" das Düsenzeitalter in Berlin beginnen ließ. 1989 brachte die gemeinsam mit der Lufthansa gegründete Euroberlin France frischen Wind in den alliierten Luftverkehr. Heute dauert der Luftsprung nur noch 100 Minuten, sind Pass- und Zollkontrollen Vergangenheit. Inzwischen im Konkurrenzkampf, hat die Air France mit sechs täglichen Flugpaaren und einem Marktanteil von 86 Prozent die Nase vorn. Die Lufthansa startet an Werktagen nur dreimal. Jeder zweite Passagier aus Berlin nutzt den Pariser Flughafen Charles de Gaulle für Anschlussflüge in alle Welt. Der Luftsprung zum Eiffelturm und zurück ist schon ab 350 Mark zu haben.

Rainer W. During

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