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Berlin: Berlin streitet über Köhlers Kultur-Idee Präsidenten-Vorstoß zu „Best of Berlin“-Ausstellung entzweit Kulturpolitiker und Museumsmacher

Bundespräsident Horst Köhler hat mit seinem Vorschlag, in Berlin eine Sonderausstellung zu schaffen, die bedeutende Kunstwerke aller Sammlungen einschließt, eine rege Diskussion unter Berlins Kulturpolitikern und Museumsmachern entfacht. „Eine hervorragende Idee“, sagte Brigitte Lange, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus dem Tagesspiegel.

Bundespräsident Horst Köhler hat mit seinem Vorschlag, in Berlin eine Sonderausstellung zu schaffen, die bedeutende Kunstwerke aller Sammlungen einschließt, eine rege Diskussion unter Berlins Kulturpolitikern und Museumsmachern entfacht.

„Eine hervorragende Idee“, sagte Brigitte Lange, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus dem Tagesspiegel. Der Bundespräsident hatte die Anregung zu einer zeitlich befristeten „Best of Berlin“-Schau am Dienstag bei seinem Treffen mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) unterbreitet. „Wir haben so viele Schätze, die versteckt werden – die warten nur auf eine angemessene Präsentation“, sagte Lange. Zudem gebe es genügend geeignete Orte für eine solche Ausstellung – Lange empfahl die Neue Nationalgalerie. Die SPD-Politikerin zweifelte aber daran, „ob die Museen imstande sind, sich zu bewegen“.

Auch die Vorsitzende des Kulturausschusses im Abgeordnetenhaus Alice Ströver ist von Köhlers Vorschlag angetan: „Diese Idee ist gut – und ohne Bescheidenheit kann ich sagen, dass ich sie seit langem hatte“, sagte die Grünen-Politikerin. Für eine Ausstellung „Best of Berlin“ gebe es auch einen „wunderbaren Ort“, sagte Ströver: die denkmalgeschützten Schlachthallen auf dem ehemaligen Zentral-Viehhof in der Eldenaer Straße in Friedrichshain.

Geradezu enthusiastisch reagierte Berlins ehemaliger Kultursenator Christoph Stölzl (CDU), jetzt Vizepräsident des Abgeordnetenhauses. Der Erfolg der MoMA-Ausstellung habe eine „Kettenreaktion“ in Gang gesetzt: Die Moderne wecke Interesse bei Menschen, die vorher „nicht so viel“ von Museen und Ausstellungen wissen wollten. Der Erfolg zeitige den Erfolg. Für einen „Werbefeldzug für die klassische Moderne“ sehe er in Berlin beste Voraussetzungen, sagte Stölzl dem Tagesspiegel. „Die beherrschende Rolle der Berliner Kultur Ende des 19. Jahrhunderts bis 1933 interessiert die ganze Welt – vom Bauhaus bis zur Malerei“, so Stölzl. Mit der Gemäldegalerie verfüge die Stadt zudem über ein „herausragendes Gebäude“ mit sehr guten Lichtverhältnissen. Stölzl regte an, auf Zeit ein „Museum der modernen Welt“ zu schaffen, das auch Architektur, Design, Fotografie und Technik einschließt. „Hier kann sich das Museum für Verkehr und Technik einbringen wie auch die zahlreichen privaten Sammler in Berlin“, so Stölzl. Wichtig sei jetzt, dass Berlins Museumsmacher über ihr „Das haben wir doch alles schon einmal gemacht“-Denken hinausgingen.

Doch die Museumsmacher kritisieren die Idee nahezu einmütig. „Davon halte ich wenig“, sagte Bernd Lindemann, Chef der Gemäldegalerie und warnte davor, sich „betrunken von reinen Besucherzahlen“ zu einer „eindimensionalen“ Ausstellung „Best of Berlin“ hinreißen zu lassen. „Dann kann man die Museen gleich dichtmachen“, kritisierte Lindemann. Jörn Merkert, Direktor der Berlinischen Galerie, warnte davor, „den Bestand“ zu vergessen. „Wenn die 160 Museen in der Stadt die Mittel zur Öffentlichkeitsarbeit wie die MoMA-Schau hätten, dann würden auch mehr Besucher kommen“, sagte er. Für ihn höre sich der Vorschlag einer „Best of “-Ausstellung „ungebildet“ an.

Auch Matthias Henkel, Sprecher der Staatlichen Museen, ist skeptisch. „Nicht umsonst sind die einzelnen Häuser auf einzelne Themenbereiche fixiert.“ Zudem sei für eine solche Schau eine gewaltige Werbekampagne nötig: „Mittel in siebenstelliger Höhe gingen mit Sicherheit zu Lasten der bestehenden Häuser“, sagte Gemäldegalerie-Chef Lindemann.

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