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Ab März müssen 113 Kinder woanders malen. Ihre Verträge wurden gekündigt.

© Kitty Kleist-Heinrich

Berlin-Tempelhof: Kita kündigt mehr als 100 Verträge für Kinder

Ab März haben 113 Kinder keinen Kitaplatz mehr. Die Ursache ist Personalmangel. Bisher gab es so einen Fall in Berlin noch nicht.

Eltern von mehr als 100 Tempelhofer Kindern haben jetzt erfahren, dass ihre Töchter und Söhne ab März keinen Kitaplatz mehr haben. Der Träger Rahn Education hat in seiner Kita „Notenzwerge“ in der Burgemeisterstraße die Verträge für mehr als die Hälfte der dort betreuten Kinder zu Ende Februar gekündigt. Für 113 Jungen und Mädchen muss muss laut Senatsjugendverwaltung ein neuer Platz gesucht werden. 221 Kinder wurden dort bisher betreut. Den Eltern wurde dies am Montagabend bei einer Elternbeiratssitzung mitgeteilt. Als Verfahren war zwischen Senat, Bezirk und Kitaträger vereinbart worden, dass alle Verträge gekündigt werden, aber es nur für 108 Kinder einen Folgevertrag geben wird.

Nach Angaben von Jugendstadtrat Oliver Schworck (SPD) litt die Einrichtung unter einer so eklatant schlechten Personalsituation, dass die vorgeschriebene Betreuung nicht mehr gewährleistet werden könne und nicht anderes übrig geblieben sei, „als sich gesundzuschrumpfen“. Die Kita sei anscheinend durch Kündigungen von Erzieherinnen in einen Teufelskreislauf geraten, der zu Unzufriedenheit, Krankheit und weiteren Kündigungen geführt habe. Seit Ende des vergangenen Jahres weiß das Bezirksamt laut Schworck von den Schwierigkeiten.

Erst im Sommer wurden die Zahl der Kitaplätze verdoppelt

Der Geschäftsführer des Trägers, Gotthard Dittrich, sprach davon, dass es einige Kündigungen gegeben habe und der Krankenstand dauerhaft so hoch war, dass nur gut die Hälfte der Erzieherinnen und Erzieher anwesend waren. Im Dezember habe man sich dann im Einvernehmen mit Senat und Bezirk darauf geeinigt, mehr als die Hälfte der Plätze zu kündigen. Jetzt könnten die verbliebenen Kinder nach dem vorgeschriebenen Stellenschlüssel betreut werden.

Erst im Sommer hat die Kita einen Erweiterungsbau erhalten und dadurch die Zahl der Kitaplätze mehr als verdoppelt. Zur Erklärung der Misere sagte Dittrich auch, dass vielleicht der Leiter der Einrichtung mit einer so großen Kita überfordert gewesen sei. Da er ein guter Pädagoge sei, habe man ihm die Leitung einer kleineren Kita in Fürstenwalde angeboten. Das habe er abgelehnt. Deswegen gebe es einen Rechtsstreit.

"Der Fall ist in seiner Dimension bisher einmalig"

Schworck ist bisher kein anderer Fall bekannt, in dem in einer solchen Größenordnung Kitaverträge durch den Träger wegen Personalmangels gekündigt wurden. Der Bezirk habe schon bei benachbarten Einrichtungen vorgefühlt, ob Kinder bei einer vorübergehenden Überbelegung unterkommen könnten. Dies muss von der Kitaaufsicht des Senats genehmigt werden.

"Der Fall ist in seiner Dimension bisher einmalig. Dass ein freier Träger so vorgeht, hatten wir noch nicht", sagt die Sprecherin der Jugendverwaltung, Iris Brennberger. Man werde die Ursachen und genauen Abläufe noch genauer prüfen, zunächst  habe aber die Bewältigung der Krisensituation und die Unterstützung der betroffenen Eltern Vorrang. Reguläre freie Kitaplätze gibt es in Tempelhof-Schöneberg wie in den anderen Bezirken derzeit nicht. In der gesamten Stadt haben Eltern trotz eines Rechtsanspruchs Schwierigkeiten, ihre Kinder betreuen zu lassen.

In den kommenden Jahren wird der Druck auf die Kitas weiter zunehmen. Die Senatsjugendverwaltung rechnet mit wachsender Nachfrage nach Betreuungsplätzen: „Wir gehen von einem zusätzlichen Fachkräftebedarf in Berlin von 4000 Vollzeitstellen bis Ende des Kitajahres 2020/2021 aus.“ Dann hätte Berlin 29 500 Vollzeitstellen. Derzeit sind es 25 600. Im selben Zeitraum soll die Zahl der Kitaplätze von 173 000 auf 193 000 ansteigen. Sigrid Kneist

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