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Berliner Abgeordnetenhaus: Die Jungen kommen an die Macht

Sie kommen aus verschiedenen Fraktionen und haben etwas gemeinsam. Ellen Haußdörfer (SPD), Clara Herrmann (Grüne), Benedikt Lux (Grüne) und Sebastian Czaja (FDP) ziehen am Donnerstag als jüngste Parlamentarier ins Berliner Abgeordnetenhaus ein.

Berlin - Ihre erste Aufgabe steht bereits fest: Laut Geschäftsordnung assistieren sie dem 68-jährigen Alterspräsidenten Uwe Lehmann-Brauns (CDU) bei der ersten Plenarsitzung. Für die 26-jährige SPD-Politikerin Haußdörfer steht ein Schwerpunkt ihrer Arbeit schon fest. Ihr sei es wichtig, langfristige Aktivitäten gegen Rechtsextremismus zu organisieren, auch gemeinsam mit Abgeordneten aus anderen Fraktionen, sagt sie.

Als Juso-Chefin in Treptow-Köpenick habe sie bei Aktionen zu dem Thema bereits Bündnisse mit anderen Parteien geschlossen. "Alle Demokraten müssen auch über den Wahlkampf hinaus gemeinsam gegen Rechts agieren", betont die Lehramtsstudentin. Darüber hinaus wolle sie sich mit Gesundheit-, Sozial- und Familienpolitik befassen.

Vereint im Kampf gegen den Rechtsextremismus

Auch der 21-jährigen Grünen-Politikerin Herrmann liegt der Kampf gegen den Rechtsextremismus besonders am Herzen. "Das Thema sollte nicht nur dann auf der Tagesordnung stehen, wenn Rechte ins Parlament ziehen", sagt sie. Insbesondere im Präventivbereich müsse mehr passieren, zum Beispiel durch Aufklärungsarbeit in Schulen und Jugendzentren. Zudem wolle sie sich in die Arbeit der Ausschüsse für Arbeitsmarkt, Frauen und berufliche Bildung einbringen.

Der 24-jährige Grünen-Abgeordnete Lux plant, sich verstärkt dem Thema Innenpolitik zu widmen. Er wolle sich für Datenschutz und gegen Kameraüberwachung im öffentlichen Raum engagieren, sagt der Jungpolitiker aus Steglitz-Zehlendorf. Weitere Schwerpunkte seien der Kampf gegen Rechtsextremismus sowie Informationsfreiheit und Verbraucherschutz bei neuen Medien. "Als junger Abgeordneter hat man bei Themen rund um das Internet Vorsprung gegenüber den älteren Parlamentariern", sagt Lux.

Wie sieht unsere Gesellschaft in Zukunft aus?

Die "Zukunftsfragen seiner Generation" werden den FDP-Abgeordneten Sebastian Czaja beschäftigen. Der 23 Jahre alte Elektrotechniker, der neben seiner Arbeit im Landesparlament auf dem zweiten Bildungsweg Allgemeine Hochschulreife erreichen will, unterstreicht, Berlin müsse eine "Hauptstadt der Chancen" für junge Menschen werden. Er wolle sich daher dafür einsetzen, dass es von der Kita bis zur Universität in Zukunft exzellente Bildungseinrichtungen in Berlin gibt.

Dabei könne er sich auch eine fraktionsübergreifende Zusammenarbeit mit den jungen Kollegen aus den anderen Fraktionen vorstellen. "Wenn es um Sachfragen geht, ist es wichtig, die Parteizugehörigkeit auch mal außer Acht zu lassen", sagt Czaja. Er fände es schön, wenn sich bald ein erstes Gespräch mit den anderen jungen Abgeordneten ergeben würde.

Fraktionsübergreifende Treffen

SPD-Politikerin Haußdörfer spricht sich ebenfalls für eine themenspezifische Zusammenarbeit der Jungabgeordneten aus. Auch ein Stammtisch oder ähnliches sei denkbar, sagt sie. Der Grünen-Abgeordnete Lux sieht fraktionsübergreifende Treffen als "selbstverständlich" an. Ein "reger Austausch mit jüngeren Leuten" sei ihm wichtig, betont er. Nach Angaben seiner Fraktionskollegin Herrmann stehen die Jungabgeordneten der Grünen altersmäßig ohnehin nicht allein. "In der Fraktion gibt es einige Abgeordnete unter 30", sagt sie.

In welchen Ausschüssen sie auch arbeiten wird, eines ist der 21-jährigen Geografie-Studentin wichtig: "Ich will mich nicht verstellen." So werde sie auch als Abgeordnete noch das Piercing an der Augenbraue tragen. Auch Lux hat für seine Zeit im Abgeordnetenhaus einen Vorsatz gefasst: "Ich will mich weniger korrumpieren lassen als viele vor mir."

(tso/ddp)

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