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Berliner Ansichten: Elisabeth Binder sorgt sich um den Ur-Berliner Meckergeist

Elisabeth Binder sorgt sich um den Ur-Berliner Meckergeist

Eigentlich ist es eine Berliner Spezialität, die eigene Stadt in den finstersten Farben zu malen. Typisch für diesen Geist ist jener Taxifahrer am Hauptbahnhof. Gefragt, ob er einen möglichst schnell durch den Tunnel zum Potsdamer Platz bringen kann, sagt er erst mal zu dem eiligen Fahrgast: „Schnell geht hier gar nichts.“ Dann: „Viel zu viele Ampeln in der Stadt.“ Und schließlich: „Ich hab’ Zeit.“ Das ist der Berliner Dienstleistungsgeist, wie wir ihn seit Urzeiten kennen. Da fragt man sich beunruhigt, was eigentlich mit den Berliner Unternehmern los ist. Statt Sack und Asche zu tragen und im anschwellenden Krisenchor zu stöhnen: „Nichts geht mehr“, versammeln sie sich vollzählig wie nie, elegant wie nie und unverschämt gut gelaunt zu einem glanzvollen Ball. Vielleicht ist die Erklärung ganz einfach. Warum soll für Geschäftsleute nicht gelten, was für Anleger schon lange stimmt? Sie verhalten sich in der Regel antizyklisch. In der Krise zu feiern ist also völlig Berlin-kompatibel, solange wir nur damit rechnen dürfen, dass kräftig gejammert wird, wenn die Zeiten wieder besser werden.

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