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Kalt erwischt: Manche Besucher müssen hier im Stadtbad Schöneberg und anderswo jetzt deutlich mehr als vorher bezahlen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Berliner Bäderbetriebe: Baden auf Bewährung

Sportsenator Frank Henkel schließt Korrekturen an den umstrittenen Tarifen der Berliner Bäder nicht mehr aus. Das Schwimmbad Pankow wird frühestens 2016 saniert. Müssen Standorte geschlossen werden?

Von Sabine Beikler

Bäderchef Ole Bested Hensing ist ein Zahlenmensch und ein Freund klarer Worte. „Wir stehen kurz vor dem Abgrund“, sagte der Däne und Wahl-Berliner am Freitag bei der knapp vierstündigen Anhörung zu den Berliner Bäder-Betrieben im Sportausschuss. Deshalb habe man eine „zwingend notwendige Tarifanpassung so sozial verträglich wie möglich“ vornehmen müssen, sagte Bested Hensing. Rentner Kurt Stock lässt das Argument nicht gelten. Der Frühschwimmer muss im freizeitorientierten Stadtbad Lankwitz 7,50 Euro statt bisher 3,40 Euro zahlen. Das Tarifsystem sei „nicht durchdacht“. Und nicht nur in Lankwitz werden Unterschriften gesammelt, sondern auch in Schöneberg und Kreuzberg.

Seit 1. Januar gibt es statt des Früh- und Abendschwimmtarifs einen neuen Kurzzeittarif für 3,50 Euro in allen Standard-Hallenbädern, aber nicht mehr in den drei freizeitorientierten Bädern und auch nicht mehr in der Schwimm- und Sprunghalle (SSE). Wer wie Kurt Stock am Morgen schwimmen will, muss nun den Normaltarif von 5,50 Euro zahlen plus zwei Euro für das freizeitorientierte Bad, obwohl Stock „nicht auf die Rutsche geht“. Der Basistarif von 3,50 Euro montags bis freitags von 10 bis 15 Uhr komme für ihn nicht infrage, da er tagsüber ehrenamtlichen Tätigkeiten nachgehe.

Ende Februar wird ein Bericht zur Zukunft der Bäder erwartet

Sportpolitikerin Gabriele Hiller (Linke) nennt das Tarifsystem „unsozial“, Martin Beck von den Grünen „nicht ausgegoren“, und Andreas Baum (Piraten) fordert, die Kurzzeittarife auf freizeitorientierte Bäder auszuweiten. Auch SPD-Sportpolitiker Dennis Buchner fordert, den Kurzzeittarif zu „korrigieren“. Verärgert war die Opposition, weil zuerst die Tarife geändert wurden, ohne dass ein Gesamtkonzept vorgelegt wurde. Ende Februar werde dem Abgeordnetenhaus ein Zwischenbericht, im Juni der endgültige Bericht zum Bäderkonzept vorliegen, sagte Sportsenator Frank Henkel (CDU). Ende März wird sich der Aufsichtsrat damit befassen.

Henkel wie Bested Hensing verteidigten die Tarifänderung, die eine gleichmäßigere Auslastung der Bäder nach sich ziehen soll. Auch die Familienkarte für zwei Erwachsene und bis zu fünf Kinder für 11,50 Euro werde „gut angenommen“. Beide betonten, dass in Berlin weiterhin alle Bäder gebührenfrei für Schulen seien. „Wir schauen uns jetzt die Entwicklung an. Korrekturen an den Tarifen sind nicht ausgeschlossen“, sagte Henkel. Ob Standorte geschlossen werden, ließ Henkel offen. Man werde den Zwischenbericht abwarten.

Sanierungsbedarf: Mehr als 300 Millionen Euro

Die Bäder-Betriebe betreiben 63 Bäder und schieben einen dauerhaften Fehlbetrag von 5,6 Millionen Euro vor sich her. Seit 2012 pumpt das Land 50 Millionen Euro jährlich in den Betrieb, davon werden 45 Millionen Euro durch den laufenden Betrieb aufgezehrt. Fünf Millionen Euro bleiben für Investitionen übrig. Bested Hensing ermittelte einen Sanierungsbedarf von über 300 Millionen Euro.

Weiterhin ist offen, ob der Standort Thomas-Mann-Straße saniert werden kann. „Sobald wir Mittel haben, wird der Pankower Standort saniert“, sagte Staatssekretär Andreas Statzkowski und wertete seine Worte als „Bekenntnis“. Eine Sanierung dürfte frühestens 2016 in Betracht gezogen werden. Das Kreuzberger Baerwaldbad dagegen wird langfristig abgesichert. Laut Statzkowski wurde mit dem Trägerverein eine Bestandsgarantie für zehn Jahre vereinbart.

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