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Berlin: Berliner beten für Johannes Paul II.

Die einst geteilte Stadt hatte eine besondere Bedeutung für den Papst. Beim Besuch 1996 sprach er der Jüdischen Gemeinde seine Hochachtung aus

Gestern wurde auch in Berlin für Papst Johannes Paul II. gebetet. Generalvikar Ronald Rother und Weihbischof Wolfgang Weider wandten sich in der HedwigsKathedrale an die Gläubigen. „In dieser Stunde richten sich die Augen und die Herzen vieler Menschen aus Berlin und allen Ländern unserer Welt nach Rom“, sagte Weider. „Auch wir wissen uns an diesem 1. April 2005 mit unserem Papst besonders verbunden.“ Das Leiden des Papstes sei jedoch kein Grund zur Trauer, sondern zur Hoffnung und Zuversicht. Denn so wie Jesus den Christen voraus gegangen sei, wolle er auch die Menschen mit in seine Herrlichkeit nehmen – auch den Papst in seinem Leiden.

Schon seit Tagen würden viele Gemeinden den Papst in ihre Gebete in den Gottesdiensten einschließen, sagte Bistumssprecher Stefan Förner. „Wir leiden sehr mit ihm“, sagte auch der polnische Pater Jacek Pajewski. Denn für die Polen in Berlin und die Katholiken im Ostteil der Stadt habe Johannes Paul II. eine ganz besondere Bedeutung gehabt – als jemand, der viel für die Überwindung der Teilung Europas beigetragen hat.

Wie sehr dem katholischen Oberhaupt Berlin am Herzen lag, machte er bei seinem Besuch 1996 klar. „Es war von allem Anfang an mein aufrichtiger Wunsch, bei meinem Besuch in Deutschland nach Berlin zu kommen“, sagte er bei seiner Ansprache am Brandenburger Tor. Denn nirgendwo sonst hätten sich während der gewaltsamen Teilung Deutschlands die Sehnsüchte nach Einheit so sehr mit einem Bauwerk verbunden wie hier. „Gerade an dieser Stelle, die zur Nahtstelle Europas wurde, zur unnatürlichen Schnittstelle zwischen Ost und West, gerade an dieser Stelle offenbarte sich für alle Welt sichtbar die grausame Fratze des Kommunismus.“

Bistumssprecher Förner erinnerte gestern aber auch daran, dass Berlin für den Papst gleichzeitig auch die Stadt gewesen sei, von der aus die Nazis seine Heimat angegriffen hatten. Sein Besuch in Berlin sei ein Zeichen seiner Aussöhnung mit der Stadt gewesen. Wegen der nationalsozialistischen Vergangenheit Berlins war es dem Papst besonders wichtig, hier mit Vertretern der Jüdischen Gemeinde zusammenzutreffen. Ihnen brachte er in seiner Ansprache im Bernhard-Lichtenberg-Haus „die Hochachtung der katholischen Kirche“ entgegen und bekräftigte seinen Willen, „diese Beziehungen weiter zu vertiefen.“ Er erinnerte an Dompropst Lichtenberg, der ums Leben kam, weil er den Nazis Widerstand leistete.

In der Hedwigs-Kathedrale betete der Papst 1996. Deshalb soll vermutlich auch hier, in der Bischofskirche, das Berliner Kondolenzbuch ausgelegt werden. Auch in der Nuntiatur, in der diplomatischen Vertretung des Vatikans in der Neuköllner Lilienthalstraße, wird man sich in ein Kondolenzbuch eintragen können. Es ist vor allem für bundesweite Prominenz gedacht. Fast genau vor einem Jahr hatte der Papst vor der Johannes-Basilika neben der Nuntiatur Jugendlichen aus ganz Deutschland seinen Segen für den Weltjugendtag in Köln dieses Jahr zugesprochen. Sie hatten hier das Weltjugendtagskreuz von Jugendlichen aus Sarajewo in Empfang genommen. Der aus Rom zugeschaltete Papst hatte ihnen zugerufen: „Ihr seid die Zukunft, auf die ich baue.“

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