zum Hauptinhalt
Berlins Senator für Justiz und Verbraucherschutz, Thomas Heilmann, erklärt die neue App der CDU.

© Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Berliner Christdemokraten setzen auf Digitales: Haustür-Wahlkampf mit CDU-App

Die CDU setzt im Berliner Wahlkampf auf digitale Medien. Doch die neue App kann man gar nicht selbst herunterladen - eine Glosse.

Der Haustürwahlkampf hat begonnen, eine der schwersten Prüfungen für den politischen Nachwuchs. Entweder ist der Wähler nicht da, blafft seine Geringschätzung über Politiker im Allgemeinen durch die Gegensprechanlage oder rekapituliert seine Krankheitsgeschichte der letzten zehn Jahre. Deshalb setzt die CDU jetzt auf den „digital unterstützten Bürgerdialog mit der dafür eigens entwickelten App“.

Das klingt nach echter Arbeitsentlastung. Der Wähler hat was zum Spielen, gewinnt vielleicht einen Buddybären mit CDU-Logo, und der Kandidat kann sich entspannt auf seinen nächsten Talkshowauftritt vorbereiten. Doch irgendwas stimmt nicht mit der neuen CDU-App. Im Playstore von Google ist sie nicht zu finden, kein Link auf der Internetseite der Berliner CDU. Die App hat nicht mal einen Namen.

Tippen statt Ankreuzen

Der Grund: Es gibt sie gar nicht, zumindest nicht fürs breite Publikum. Sie ist exklusiv den Wahlkämpfern der Partei vorbehalten. Sie sollen dem Wähler nicht Kladde und Bleistift in die Hand drücken müssen, um mehr über seine Wünsche und Sorgen zu erfahren. Auf einem schicken Tablet darf der Bürger nun tippen, wo er früher noch aufwendig ankreuzen musste. Damit erweist sich die CDU erneut als technikaffine Fortschrittspartei.

Frank Henkel ist Spitzenkandidat für ein "Starkes Berlin".
Frank Henkel ist Spitzenkandidat für ein "Starkes Berlin".

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Der Bürgerdialog auf dem Twitterkanal #starkesberlin_, also dem echten mit Unterstrich, schwächelt allerdings noch etwas. Nach zehn Tagen sind erst 76 Follower registriert, vor allem CDU-Politiker. Der von CDU-Gegnern gekaperte Kanal #starkesberlin hat 227. Gegen die Trägheit des Wählerwillens ist eben noch kein Kraut gewachsen. Der nächste konsequente Schritt in der Digitalstrategie der CDU wäre ein Avatarsystem, das die App- und Twitternutzer gleich mitproduziert. So was wie Second Life, falls sich daran noch jemand erinnert. Dann ließe sich auch der Spitzenkandidat digital neu erschaffen und optimal mit den Wählerinteressen synchronisieren. Da geht noch was, liebe CDU.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false