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Berliner Energiemarkt: Gasag pumpt ihren Speicher voll

Die Gasag will deutlich mehr Gas in ihren Speicher unter dem Grunewald einleiten. Gegenwärtig lagern dort 750 Millionen Kubikmeter. Künftig soll die zulässige Gesamtkapazität von bis zu 1,1 Milliarden Kubikmetern ausgenutzt werden.

Ab Januar gibt es in Charlottenburg-Wilmersdorf und Spandau umfangreiche geologische Messungen. Der natürliche Erdgasspeicher hat eine Ausdehnung von rund sechs Quadratkilometern und liegt in einem Bereich, der etwa von Olympiastadion, Teufelsberg, Schildhorn und Pichelswerder begrenzt wird. Nach oben durch mehrere Schichten von Ton, Salz und Kalk abgedichtet, befindet sich hier in etwa 800 Metern Tiefe eine poröse Gesteinsschicht. In sie wird das Gas über 16 Bohrleitungen gepresst und drängt hier das Grundwasser zur Seite. Eine solche Schicht bildet aus Expertensicht die sicherste Speicherform. Hier lagert das Erdgas wie in den natürlichen Gasfeldern.

Ursprünglich wurde der Speicher zu Mauerzeiten geplant, um die Versorgung West-Berlins zu sichern. In Betrieb ging er allerdings erst 1992. Heute dient er dazu, im Sommer Vorräte für den wesentlich höheren Winterbedarf einzulagern. Während in Deutschland und den Niederlanden immer weniger Erdgas gefördert wird, kommt über die Pipelines aus Sibirien und Norwegen das ganze Jahr über täglich die gleiche Menge. Deshalb besteht die Notwendigkeit, künftig die volle Kapazität zu nutzen, sagt Gasag-Vorstandsmitglied Andreas Prohl. Außerdem benötige sein Unternehmen zusätzliche Lagerkapazitäten für Biogas. Zusätzlich dient die Speicherung dem Ausgleich von Preisschwankungen.

Die geologischen Untersuchungen nach einem neuen Verfahren sollen ab Januar die Grundlage für ein dreidimensionales Simulationsmodell bilden. Damit wollen das zuständige Bergamt Cottbus und die Gasag das Verhalten der Gesteinsschichten bei Einbringung größerer Gasmengen detailliert untersuchen. Die bisherigen Methoden, die auch bei der Genehmigung des Speichers zur Anwendung kamen, boten nur einen zweidimensionalen Querschnitt.

Um auch die Randbereiche zu erfassen, laufen die Messungen in einem wesentlich größeren Gebiet von insgesamt 42 Quadratkilometern. Es reicht von Staaken bis zur Stadtautobahn und von Ruhleben bis nach Gatow. Abschnittsweise werden hier kilometerlange Kabel mit Sensoren verlegt. Dann rollen Spezialfahrzeuge an. Sie verfügen über sogenannte Rüttler. Das sind Stahlplatten, die auf das Straßenpflaster herabgelassen werden und Schwingungen erzeugen, die von den Gesteinsschichten reflektiert und gemessen werden.

Kabel und Sensoren müssen auch auf zahlreichen Privatgrundstücken verlegt werden. Deren Eigentümer werden individuell informiert. Etwa 300 der insgesamt 3000 Messpunkte liegen im Grunewald, wo die Rüttelfahrzeuge nicht eingesetzt werden können. Hier will die Gasag mit verschiedenen Naturschutzverbänden kooperieren. Allerdings gibt es Kritik vom Ökowerk am Teufelssee. Das Naturschutzzentrum fordert eine Diskussion über den Sinn des Speichers. Zudem befürchtet es, dass Flora und Fauna durch die Messungen gefährdet werden. Denn zur Auslösung der Schwingungen werden in bis zu fünf Meter tiefen Bohrlöchern winzige Sprengladungen gezündet. Sie sollen weder Tiere noch Vegetation beeinträchtigen, sagt die Gasag. Die Messungen sollen etwa sechs bis acht Wochen dauern und kosten mehrere Millionen Euro. Rainer W. During

Ab heute werden Faltblätter an die Anwohner verteilt. Die Gasag-Infonummer zu den Messungen lautet 01801/427242. Infos auch auf www.gasag.de.

Rainer W. During

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