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Der Mann, der den Döner erfand: Kadir Nurman. Er lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2013 als Rentner in Charlottenburg. Hätte er seine Erfindung "Nurman Kebab" genannt, wäre er wohl Millionär geworden.

© Doris Spiekermann-Klaas

Berliner Erfindung: Der Döner, (s)ein Lebenswerk

Kadir Nurman ist 78 Jahre alt, ein Rentner aus Charlottenburg. Am Wochenende wird er auf der Dönermesse gefeiert – weil er den Kebab vor 40 Jahren nach Berlin holte.

Hätte er sein Produkt doch nur „Nurman Kebab“ genannt. „Dann wäre ich heute Millionär“, sagt Kadir Nurman. Er ist der Mann, der den Döner nach Berlin und damit nach Deutschland gebracht haben soll. An diesem Wochenende wird er für sein Lebenswerk geehrt, auf der Dönermesse in Friedrichshain. „Döga“ heißt die. „Aber so bin ich nur ein Rentner“, sagt Kadir Nurman. Heute ist er 78 Jahre alt und lebt in Charlottenburg.

Mit 27 Jahren hat Nurman Anatolien verlassen. Zuerst Richtung Stuttgart, 1966 nach Berlin. Sein erstes Restaurant in Charlottenburg lief nicht gut, daraufhin versuchte er sich mit einer Softeismaschine am Bahnhof Zoo. „Ging so“, sagt Nurman. Dann habe er auf den 19 Quadratmetern in den Räumen des heutigen McDonald’s am Breitscheidplatz den Imbiss entwickelt, von dem laut Branchenvertreter Taÿyumruk heute in Deutschland täglich zwei Millionen Stück über die Theken von 16 000 Buden gehen.

Die Urheberschaft am Döner deutscher Art reklamiert auch der Kreuzberger Mehmet Aygün von der Hasir-Restaurantkette für sich. Doch als Aygün als Berliner Erfinder des Döners gefeiert wurde, blieb Kadir Nurman abgetaucht. „Mir war das nicht so wichtig“, sagt er. Aygün habe zur Zeit der Entwicklung des deutschen Döners bei ihm gearbeitet und sei ein ganz netter Kerl. Nur die Idee sei eben nicht von ihm. Aygün war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Anfangs waren die Kunden skeptisch, erzählt Nurman. „,Was ist denn das?’, haben sie gefragt. Aber ich wusste, dass der Döner ein Erfolg wird“, sagt Nurman, denn: „In Deutschland sind die Menschen immer in Eile. Auch das Essen muss schnell gehen. Auf die Hand und billig.“ Es war der Beginn des Fastfoodzeitalters. McDonald’s eröffnete seine erste Filiale in Deutschland 1971, in München war das. Nurman zog in Berlin nach – „1972 oder ’73“.

Sein Urdöner bestand aus Spießfleisch in einem weißen Brötchen. Zwiebeln und Salat dazu. Nach und nach kamen Fladenbrot, Press- und Hähnchenfleisch, viele verschiedene Gemüsesorten und die Wahl aus „Kräuter, Knoblauch, scharf“ dazu.

Döner Kebab, auf Deutsch: „sich drehendes Grillfleisch“, wird in der Türkei schon seit mehr als 150 Jahren in Brot serviert. „Aber Kadir Nurman hat dem Döner ein Update verpasst“, so Dönerherstellervertreter Taÿyumruk. Die Kegelform des Fleischspießes sei gleich geblieben, aber die Art, wie Nurman das Fleisch ausgegeben hat, war neu. Die Südländer essen nicht aus der Hand. Sie lassen sich Zeit. Nurman isst nach wie vor gerne das Produkt. Das auf die Ehrung folgende Wettessen wäre dennoch nichts für ihn. „Die türkische Küche ist doch noch so viel reicher“, sagt er.

Dönermesse, Postbahnhof, Sonntag von 9 bis 18 Uhr, Eintritt: 5 Euro.

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