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Berlin: Berliner Fernsehlandschaft: Aufstieg der Hauptstadt zum Medienzentrum verzögert sich weiter

Die angekündigte Senderfamilie macht München zum Gewinner und Berlin zum Verlierer. Sat 1, das sich stets und mit Stolz "Hauptstadtsender" genannt hat, die seine Führung abhanden - die Fernsehstation wird bald von Unterföhring, nördlich von Unterhaching, geleitet.

Die angekündigte Senderfamilie macht München zum Gewinner und Berlin zum Verlierer. Sat 1, das sich stets und mit Stolz "Hauptstadtsender" genannt hat, die seine Führung abhanden - die Fernsehstation wird bald von Unterföhring, nördlich von Unterhaching, geleitet. Dort ist bereits die Sendeabwicklung. Der Sport, sagen die Insider, wird nach Unterföhring abwandern, damit "Ran" und Premiereworld nicht doppelt produzieren müssen. Weiter auf der Berliner Verlustliste: Pro 7 wird Ende Juni sein Hauptstadtbüro schließen, seine Chefin Gabriele Wiechatzek sucht bereits weitere Beschäftigung als Leiterin des immer wieder aufgeschobenen Mediathek-Projektes. Es wird den Verantwortlichen der künftigen ProSiebenSat 1Media AG noch eine Menge Grips abverlangen, warum die Pro 7-Sendelizenz, ausgestellt von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg und mit der Maßgabe medienwirtschaftlichen Engagements in der Region versehen, warum diese Sendelizenz schlichtweg fortbestehen kann.

Das wesentliche Argument des Medienkonzernes für eine unangetastete Lizenz wird der in Aussicht genommene Umzug des Nachrichtensenders N 24 von Unterföhring nach Berlin sein. In München ist schlecht politische Nachricht machen, das musste N 24 im Vergleich zur privaten Nachrichtenkonkurrenz ein ums andre Mal erfahren. Sobald N 24 in das Sendezentrum Jägerstraße/Hausvogteiplatz umziehen wird, wird die künftige Senderfamilie Kabel 1, Sat 1, Pro 7 und N 24 die berühmte Synergie nutzen und über N 24 die Nachrichten für die gesamte Fernsehgruppe produzieren lassen. Das stünde dann auf Berlins Habenseite. Saldiert wird der Medienstandort Berlin jedoch Miese machen. Ob Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen immer auf dem Quivive wahr, mal bei Leo Kirch vorbeigeschaut hat? In der Branche wird das bezweifelt. Das Signal, das am Mittwoch von Berlin ausging, heißt: die Berliner Medienpolitik ist vielleicht im Geiste willig, im Fleische aber ist sie schwach.

Auch wenn Berlin als Senderstandort von Sat 1 bleiben soll, wird die Stoßrichtung des neuen Konzerns aus München bestimmt. Was für die Wirtschaft Berlins prägend ist, bestätigt sich jetzt auch bei der Medienökonomie. Die Konzernzentralen sitzen anderswo, Berlin ist Ableger, zweiter Standort, Werkbank, Produktionsstätte. Sicher wird Berlin auch kreative Köpfe verlieren. Sat 1-Programmgeschäftsführer chef Fred Kogel, der in den vergangenen Wochen mit einem Wechsel zu EM.TV in Zusammenhang gebracht wurde, wird in den Aufsichtsrat der neuen Holding gehen und will sich neuen Aufgaben widmen. Es wird nicht der einzige Abgang bleiben. Berlins Aufstieg zur Medienmetropole verzögert sich.

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