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Hauptbahnhof Dach

© Thilo Rückeis

Berliner Hauptbahnhof: Aufs lange Dach abgefahren

Der Berliner Hauptbahnhof soll doch noch ein längeres Dach bekommen. Denn das Bauministerium und die Opposition sprechen sich für einen Anbau am Hauptbahnhof aus. Entscheiden wird darüber aber der Bundestag. Und der möchte, dass die Bahn die Kosten dafür trägt.

Die Verlängerung des Dachs am Hauptbahnhof wird ein enormer Kraftakt. Mit drei Jahren Vorbereitung und Bauzeit rechnen die Experten aus Bauministerium und dem Gutachterbüro. Auf 37 Millionen Euro beziffern sie die reinen Baukosten, zusätzlich 16 Millionen Euro fielen an, weil der Verkehr auf der Stadtbahn für drei Monate unterbrochen und damit sämtliche nationalen und internationalen Fahrpläne angepasst werden müssten. Die Gesamtkosten von 53 Millionen Euro hält das Ministerium, wie berichtet, dennoch für einen vertretbaren Aufwand, um das Dach auf seine ursprünglich geplante Länge zu bringen.

Das Votum des Ministeriums wird in Berlin begrüßt: „Wir freuen uns sehr, denn das kurze Dach ist städtebaulich ein echter Makel“, sagt Manuela Damianakis, Sprecherin der Stadtentwicklungsveraltung. Das lange Dach werde sehr viel Lärm schlucken und dazu beitragen, dass es sich in den neuen Vierteln, etwa am Humboldthafen, ruhiger wohnen lasse. Die Bahn AG, die den Bericht über die Verlängerung des Bahnhofsdachs zwar mitgetragen hat, wollte sich am Freitag nicht äußern.

Entscheidend wird das Votum des Bundestags-Ausschusses für Bauen und Verkehr sein, in dessen Auftrag das Ministerium die Studie und den Bericht angefertigt hat. Der Ausschuss will in seiner Sitzung in der kommenden Woche entscheiden, eine Mehrheit für die Verlängerung des Daches ist offenbar so gut wie sicher. Fragt sich nur: Wer soll das bezahlen? Patrick Döring , der für die FDP im Ausschuss sitzt, sieht es so: „Die Bahn hat schon zweimal Zuschüsse vom Bund bekommen – einmal für den Bahnhof und noch einmal für die Fertigstellung des Dachs. Die Kosten für die Verlängerung muss sie allein tragen.“

Peter Hettlich (Grüne) glaubt allerdings nicht, dass sich die Bahn dazu bereiterklären wird: „Am Ende wird es der Steuerzahler tragen müssen.“ Dennoch glauben beide Oppositionspolitiker, dass sich eine Mehrheit für die Dach-Verlängerung findet – auch im Haushaltsausschuss des Bundestages, der am Ende das Geld bewilligen müsste. Nach Informationen des Tagesspiegels hatte der Bund der Bahn 51,64 Millionen Euro mehr als nach dem Standardkostensatz für das Bahnhofsdach genehmigt.

Das Gutachten empfiehlt, die Montage der noch fehlenden Dachelemente auf der Westseite des Bahnhofs auf den derzeit noch freien Flächen neben dem Bahnhof zu bewerkstelligen. Am Schluss solle das so zusammengehängte Dach von einem riesigen Kran am Stück an das bisherige Bahnhofsdach gehoben und angedockt werden. Auf der Ostseite, wo das Dach nach dem Willen von Bahnchef Hartmut Mehdorn zwar auch kürzer ausgefallen ist, fehlen nur wenige Meter. Diese Teile des Glasdaches sollen an Ort und Stelle, also auf den Bahnsteigen, montiert werden.

Auf jeden Fall müsste der Bahnverkehr auf der Ost-West-Achse (Stadtbahn) für drei Monate unterbrochen werden. Das beträfe viele Fernzüge (ICE, EC und IC) sowie zahlreiche Regionalzug-Verbindungen. Der Verkehr durch den Nord- Süd-Tunnel wäre durch die Bauarbeiten nicht betroffen.

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