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Berlin: Berliner, knipst in dieser Stadt

Der Tagesspiegel ruft zur großen Foto-Aktion auf. Aus den Einsendungen soll eine Ausstellung werden

Berlin–Fotos stehen hoch im Kurs. Das ist kein Wunder, will doch halb Deutschland wissen, was sich in der neuen Hauptstadt tut, die gerne als „Werkstatt der Einheit“ betitelt wird. Und weil sich das Aussehen der Metropole fast im Wochentakt wandelt, ist sie ein gutes Motiv für professionelle Fotografen. Entsprechend kurz ist aber auch die Halbwertszeit ihrer Bilder. Galten eben noch der sich spiralförmig windende Aufgang zur Reichstagskuppel oder die scheibenwischenden Punks am Großen Stern als typisch für Berlin, sind plötzlich das Kronendach des neuen Tempodroms oder die mit Leuchtrollen durch die Nacht gleitenden Rollschuhfahrer einer Skater-Demo en vogue.

So viel zum Blick der Profis. Welches Bild aber machen sich die Berliner selbst? Was sehen sie als typisch an? Diesen Fragen gehen der Tagesspiegel und die Initiative „Kultur im Bahnhof“ in der Fotoaktion „Berliner sehen Berliner“ nach. Jeder ist eingeladen, Fotos mit seiner Sicht von Berlin und seinen Bewohnern einzusenden. Die Wahl des Motivs ist frei. Der Tagesspiegel und „Kultur im Bahnhof“ erstellen aus den Einsendungen eine Sammlung. Eine Auswahl davon wird im Tagesspiegel abgedruckt. Der Großteil der Bilder soll nächstes Jahr in einer Ausstellung in einem Bahnhof gezeigt werden. Geplant ist außerdem, sie im Internet zu zeigen und ein Buch herauszubringen.

In Berlin träfen so viele Lebenswelten aufeinander wie sonst nirgends in Deutschland, sagt Mitinitator Joseph Greilinger von „Kultur im Bahnhof“. Der Selbstfindungsprozess sei auch zwölf Jahre nach der Einheit noch nicht abgeschlossen. Deshalb habe die Idee zu der Aktion nahe gelegen. Greilinger erhofft sich ein facettenreiches Bild, in dem die hier beheimateten Kulturen, Ost- und Westeinflüsse, Berlin als Regierungssitz und als Lebensraum vorkommen. Schnappschüsse vom Punk-Konzert oder aus der Techno-Szene sind ebenso willkommen wie Aufnahmen aus dem Schrebergarten oder vom Kaffeekränzchen. Die Technik spielt eine Nebenrolle. Mitmachen kann jeder, der einen Auslöser betätigen kann. „Die Hauptsache ist, das Bild erzählt etwas“, sagt Greilinger.

Vorreiter unserer Aktion ist die Initiative „Deutsche sehen Deutsche“ von „Stern“, Hessischem Rundfunk, Lufthansa und Hoechst AG, bei der 1993 das ganze Volk aufgerufen war, ein Bild von sich selbst zu entwerfen. Seitdem sind 50 000 Fotos bei den Initiatoren von „Deutsche sehen Deutsche“ eingegangen. Mitgemacht haben Profis und Amateure, junge wie alte Menschen. Ein Teil ihrer Aufnahmen ging als Wanderausstellung um die Welt und ermöglichte Ausländern einen neuen, privaten Blick auf Deutschland.

Ins Leben gerufen wurde „Deutsche sehen Deutsche“ unter anderem von dem Journalisten Rainer Wick, der mittlerweile Mitglied bei „Kultur im Bahnhof“ ist. Die Organisation ist vor einem Jahr von Bahnhofsmanagern, der Eisenbahnreklame und Geschäftsleuten gegründet worden und hat unter anderem das Projekt „Kanal 4: Literatur im Zug“ ins Leben gerufen. Wer bei unserer Fotoaktion mitmachen möchte, kann sein(e) Foto(s) mit Angabe seines Namens und seiner Anschrift an den Verlag Der Tagesspiegel GmbH, Motto: „Berliner sehen Berliner“, 10876 Berlin schicken. Nur Papierbilder sind zugelassen, keine Dias oder Digitalbilder. Die Einsender erklären sich damit einverstanden, dass ihre Fotos ausgestellt und in verschiedenen Medien veröffentlicht werden. Die Bilder bleiben anschließend Bestandteil der Sammlung.

Tobias Arbinger

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