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Landesbedienstete in Berlin sind überdurchschnittlich lange krank.

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Fehlzeiten: Berliner Landesdiener immer länger krank

Berliner Landesbedienstete fehlen im Jahr durchschnittlich 81 Tage – wegen Krankheit, aus familiären Gründen oder weil sie Urlaub machen. Die Quote ist höher als in anderen Bundesländern.

Angestellte, Arbeiter und Beamte des Landes Berlin haben genauso viele Krankheits- wie Urlaubstage. Das geht aus der ersten umfangreichen Statistik über Abwesenheitszeiten hervor, die der Berliner Finanzsenator Ulrich Nußbaum in Auftrag gegeben hat.

In den Landeskassen Berlins verursachen die Fehlzeiten einen gewaltigen finanziellen Schaden, denn in der Summe fehlen alle Beschäftigten zusammen mehr als vier Millionen Kalendertage im Jahr – urlaubsbedingte Fehlzeiten nicht einmal eingerechnet. Zudem sind in diesen Fehlzeiten nicht die Tage berücksichtigt, die Landesbedienstete aufgrund von Fortbildungen oder Dienstreisen in den Behörden und Ämtern fehlen.

Männliche Bedienstete des Landes fehlen demnach nicht so oft wie weibliche. Das liegt vor allem an den „familienbezogenen Abwesenheiten“, die in neun von zehn Fällen von Frauen beansprucht werden, wenn etwa das Kind zu Hause krank im Bett liegt und nicht in die Kindertagesstätte geschickt werden kann.

Am häufigsten fehlen Beamte und Angestellte im Stellenpool des Landes, also in der Einrichtung, in der nicht kündbare Landesbedienstete untergebracht werden, deren früherer Tätigkeitsbereich infolge von Umstrukturierungen weggefallen ist. Weitaus weniger krankheitsbedingt und auch selten aus anderen Gründen dem Arbeitsplatz fernbleiben die Richter vom Verfassungsgerichtshof sowie die Mitarbeiter der Berliner Forsten.

Die Verantwortung für die Fehlzeiten und die hohen Krankenstände sucht Finanzsenator Ulrich Nußbaum weniger bei den Landesbediensteten selbst als bei der Verwaltung. Dem Tagesspiegel sagte er: „Wir müssen als Land jetzt prüfen, wie wir die Arbeitssituation verbessern können.“ Dazu sei es wichtig, die Verantwortlichkeiten für den Bereich Personal zu bündeln. Die Ergebnisse zeigten aber auch, dass sich „die Personalsituation nicht alleine an Stellenplänen ablesen lässt“. Anders ausgedrückt: Durch den Abbau von Fehlzeiten könnte die Arbeitsfähigkeit von Behörden auch ohne die Einstellung zusätzlichen Personals verbessert werden.

„Vor allem die große Zahl der Krankentage in Berlin überrascht“, sagte Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK. Bundesweit seien Bedienstete öffentlicher Verwaltungen im Durchschnitt nur knapp 20 Tage im Jahr krank, in Berlin sind es dagegen nach Angaben des Senats rund 32 Tage – Abwesenheiten wegen Heilkuren nicht eingerechnet. Eine Erklärung für die fast 50 Prozent höheren Krankenstände in der Hauptstadt könnte Schröder zufolge darin liegen, dass der Senat auch die Kurzzeiterkrankungen von bis zu drei Tagen erfasst, die nicht in die AOK-Statistik einfließen.

Die Kosten krankheitsbedingter Fehlzeiten für die deutschen Behörden betrugen laut AOK-Angaben im Jahr 2008 bundesweit 78 Milliarden Euro. Statistisch schlägt ein Fehltag bei der Verwaltung mit 171 Euro zu Buche. Auf den öffentlichen Dienst von Berlin bezogen, würden allein die vom Senat ermittelten krankheitsbedingten Abwesenheitstage einen Schaden in Höhe von 586 Millionen Euro im Jahr verursachen.

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