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Kraftwerk im Wandel. Wo einst Energie produziert wurde, residiert seit Kurzem das 1 Stralau – und nun auch das „Ost“.

© Mike Wolff

Berliner Nachtleben: Neuer Club eröffnet am Wochenende in Friedrichshain

Die Partyszene schaut gespannt auf eine neue Location an der Elsenbrücke. Was steckt dahinter?

Eigentlich habe man nur eine Party auf der Online-Plattform Resident Advisor ankündigen wollen, erklärt Alexander Skornia. Nebenbei habe man noch angemerkt, dass diese in einem neuen Berliner Club mit dem Namen „Ost“ stattfinden werde. „Der Hype, der dann innerhalb kürzester Zeit entstanden ist, damit haben wir nicht gerechnet“, sagt er.

Skornia ist Betriebsleiter der Eventlocation 1 Stralau, die sich in einem ehemaligen Kraftwerk an der Elsenbrücke in Friedrichshain befindet. Der Club Ost, der diesen Sonnabend mit seiner ersten Party eröffnen wird, ist ein Teil der Location. Das 1 Stralau gibt es ebenfalls erst seit Kurzem. Im Spätsommer eröffnet, stand vor allem der Biergarten auf dem weitläufigen Gelände im Vordergrund, nebenher war man mit dem weiteren Umbau des Hauptgebäudes beschäftigt.

Der verranzte "Magdalena"-Charme wurde wegsaniert

Dort, wo bis Anfang des Jahres noch der inzwischen insolvente Technoclub Magdalena beheimatet war, gestaltete man alles geräumiger und übersichtlicher, der verranzte Charme des ehemaligen Clubs wurde dabei weitgehend wegsaniert. Gelegentlich mal eine Party, das war der Plan für die neugestalteten Räumlichkeiten, immerhin hatte man die mächtige Soundanlage aus der Insolvenzmasse der Magdalena übernommen. Vor allem aber, so hieß es zur Eröffnung, will man aus der Adresse 1 Stralau einen Ort für Firmenfeiern und Produktpräsentationen von Fremdveranstaltern machen. Einen eigenen Namen hat das „Ost“ wohl auch, damit der Club nicht mit den rein kommerziellen und clubkulturell weniger wertvollen Veranstaltungen im 1 Stralau in Verbindung gebracht wird.

Bis vor einem Monat, versichert Alexander Skornia, sei demnach gar nicht geplant gewesen, diesem Veranstaltungskonzept auch noch einen etwas regelmäßigeren Clubbetrieb hinzuzufügen. Doch nun gibt es ihn, den Club Ost, der in Wahrheit nur das 1 Stralau unter einem anderen Namen ist und der manch einen schon zu der Frage anregte, ob das Konkurrenz für das Berghain sein könnte. Die rund 8000 Facebook-Likes, die der Laden innerhalb kürzester Zeit gesammelt hat, deuten außerdem darauf hin, dass nicht wenige Fans der Magdalena davon zu träumen scheinen, an der Wirkungsstätte ihres alten Lieblingsclubs könne es bald wieder zugehen wie früher.

"Um acht Uhr morgens ist Schluss"

Das wird es aber nicht, versichert Skornia und ein neues Berghain, sagt er, „das sind wir garantiert auch nicht“. Drei Sonnabende im Monat sollen ab sofort im Ost Partys stattfinden. Das ist nicht besonders viel, das schafft das Berghain, wenn man schon diese Vergleichsgröße heranziehen möchte, an einem normalen Wochenende. Und diese Partys sollen auch nicht berlintypisch – bis Sonntagabend oder länger – dauern. „Um acht Uhr am nächsten Morgen wird Schluss sein“, versichert Skornia. Die DJs werden zudem nicht die mit den ganz großen internationalen Namen sein, „sondern eher unbekannte, junge, hauptsächlich aus Berlin.“ Es soll auch nicht nur Techno und House geben, „sondern vielleicht auch mal Drum & Bass oder ganz etwas anderes.“

Das klingt eigentlich alles nicht schlecht, das klingt danach, als wolle man aus dem Ost einen Szeneclub machen, der sich gut verträgt mit benachbarten Orten des Nachtlebens am Ostkreuz wie der Ipse und der Wilden Renate. Das findet auch Lutz Leichsenring, Sprecher des Berliner Netzwerks Clubcommission, „obwohl wir natürlich wissen, dass die Diskothek Matrix dahintersteckt, die nicht für ein hochwertiges Booking bekannt ist.“ Das 1 Stralau, muss man dazu wissen, wird von einer Investorengruppe rund um den Friedrichshainer Club Matrix betrieben, dessen Ruf in der Berliner Technoszene mindestens zweifelhaft ist und der mit seinem Partyprogramm für all das steht, was sich die Clubcommission eben nicht unter ambitionierter Berliner Ausgehkultur vorstellt.

Wollen sich die "Matrix"-Macher nochmal beweisen?

Leichsenring will trotzdem keine voreiligen Schlüsse ziehen, sondern abwarten, was wirklich im „Ost“ passiert. Das Matrix, sagt er, sei in seinen ersten Jahren immerhin ein für die Berliner Szene „wegweisender Club“ gewesen, der sich später in eine Kommerzdiskothek verwandelt habe. Vielleicht wollen die Betreiber nun im „Ost“ beweisen, dass sie es noch immer so draufhaben wie in den Anfangszeiten des Matrix. Das „Ost“ habe seiner Meinung nach jedenfalls die Chance, „alle zu überraschen.“

Die ganze Aufregung um einen Club, der nicht einmal ein richtiger Club ist und der das Berliner Nachtleben wohl nicht neu erfinden wird, hat immerhin gezeigt, wie groß die Berliner Sehnsucht nach verheißungsvollen neuen Clubs zu sein scheint. Und auch wenn die Betreiber des 1 Stralau sagen, als hätten sie mit dem Rummel um ihre neue Partylocation nichts zu tun, haben sie diesen möglicherweise doch kalkuliert: „Ost“, dieser Name erinnert doch sehr an das alte Ostgut, einen der legendärsten Clubs, die Berlin je hatte – und der natürlich nichts anderes ist als der direkte Vorgänger des heutigen Berghains.

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