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Nach 15 Jahren soll das "Berliner Modell" der Polizei reformiert werden.

© Rainer Jensen/dpa

Berliner Polizei: "Berliner Modell" wird nach 15 Jahren reformiert

Die Funkstreife nahm den Einbruch auf, ermittelte, befragte Zeugen und schrieb den Bericht für die Staatsanwaltschaft. Mit dem "Berliner Modell" sollte alles in einer Hand liegen, funktionierte aber in der Praxis nicht. Deshalb wird die Polizei nach 15 Jahren reformiert.

Die Polizei reformiert die Reform. 15 Jahre nach Start des „Berliner Modells“ – dem größten organisatorischen Umbau der Polizei nach dem Krieg – gibt es zum 1. Januar 2014 die große Kehrtwende. Kern des 1998 begonnenen Berliner Modells war die Idee „Alles in eine Hand“. Seitdem ermittelten Schutzpolizisten in Fällen leichter Kriminalität – Wohnungseinbruch und Körperverletzung zum Beispiel. Die Funkstreife nahm den Einbruch auf, ermittelte weiter, befragte Zeugen und schrieb dann den Bericht für die Staatsanwaltschaft.

"Berliner Modell": Schöne Idee - aber nicht praxistauglich

Nach 15 Jahren heißt es im Präsidium: „Das war eine schöne Idee, aber sie hat in der Praxis nicht funktioniert.“ Im kommenden Jahr werden zunächst testweise auf 12 der 37 Abschnitte Kommissariate eingerichtet. Diese sollen dann am Schreibtisch die kriminalpolizeiliche Arbeit leisten. Denn mit den Schutzpolizisten habe es nicht funktioniert, auch aus ganz praktischen Gründen. So arbeiten die Funkstreifenbesatzungen im Schichtdienst – nachts oder frühmorgens kann man aber zum Beispiel keine Zeugen vorladen. Dies erschwerte die Arbeit und verzögerte Ermittlungen. Zudem sei nicht jeder Streifenbeamte geeignet gewesen, Berichte an die Staatsanwaltschaft zu schreiben, heißt es im Präsidium. Sprich: Ein routinierter Beamter schreibt Berichte schneller und besser.

Er ist hier der Boss. Klaus Kandt ist seit Dezember 2012 Polizeipräsident.
Er ist hier der Boss. Klaus Kandt ist seit Dezember 2012 Polizeipräsident.

© dapd

Seit Jahren war das Berliner Modell überprüft und evaluiert worden, immer wieder war im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses darüber diskutiert worden. Nun hat der neue Polizeipräsident Klaus Kandt entschieden, das Grundprinzip „Schupo macht Kripo“ zu kippen. Der damalige Polizeipräsident hatte von einem „neuen geistigen Aufbruch“ in der Polizei gesprochen, der kleine Beamte solle ein „Erfolgserlebnis“ haben, wenn er alleine einen Fall löst. Doch dieser Teil des Berliner Modells hat nicht funktioniert wie gewünscht. Der andere Teil – die Bearbeitung der Kriminalität vor Ort, also im Abschnitt – bleibt.

Künftig nimmt die Funkstreife vor Ort den Einbruch oder die Schlägerei auf, die Kommissariate am Schreibtisch bearbeiten diese dann. In jeder der sechs Direktionen werden jeweils ein hoch- und ein weniger belasteter Abschnitt für den Test ausgewählt. Wie groß die Kommissariate werden, steht noch nicht fest. So wie 1998 verspricht das Präsidium, dass durch die Reform mehr Beamte auf der Straße zu sehen sein werden, Zahlen nennt die Behörde vorsichtshalber noch nicht. Die Gewerkschaft der Polizei ist skeptisch, dass dies gelingen kann.

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