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Berliner Projekt S 21: Die ganz lange Planung: S-Bahn von Nord nach Süd

Der Bund und der Berliner Senat wollen die S 21 vom Nordring gleich bis zum Potsdamer Platz bauen. Der Hauptbahnhof soll als Verkehrsknoten noch mehr Bedeutung bekommen.

Der Bau der S-Bahn-Strecke S 21 zum Hauptbahnhof verzögert sich nach Angaben der Bahn erneut. Aus dem für Herbst angekündigten Beginn der Arbeiten wird wieder nichts. Wenn es aber irgendwann doch losgehen sollte, folgt gleich der große Wurf: Es könnte eine durchgehende Nord-Süd-Verbindung geben, die nach den bisherigen Plänen erst nach 2030 kommen sollte. Auf diese Weise entstünde eine S-Bahn-Verbindung vom Nordring über den Hauptbahnhof bis zum Potsdamer Platz mit Anschluss ans bestehende Netz.

„Wir prüfen gemeinsam mit dem Bund, ob die S 21 gleich bis zum Potsdamer Platz gebaut werden kann“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) dem Tagesspiegel. Bisher war vorgesehen, die Strecke vom Nordring kommend bereits im Hauptbahnhof enden zu lassen. Dann hätten die Bahnen von dort zurück zum Nordring fahren müssen.

Der Hauptbahnhof habe sich seit der Eröffnung Ende Mai 2006 zu einem Verkehrsknoten in der Stadt entwickelt, begründete Junge-Reyer die überraschende Planungsänderung. Dieser Knoten müsse aus allen Himmelsrichtungen schnell zu erreichen sein. Deshalb unterstütze auch der Bund den Weiterbau der S 21 bis zum Potsdamer Platz, wo es Anschluss ans vorhandene Netz der S-Bahn gibt. Untersucht wird jetzt, wie der Bau finanziert werden kann. „Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden“, sagte Junge-Reyer.

Eine neue Nord-Süd-Verbindung der S-Bahn via Hauptbahnhof gehörte von Anfang an zum Verkehrskonzept für den Hauptbahnhof – wie auch die Verlängerung der U-Bahn-Linie U 5 vom Alexanderplatz zum Hauptbahnhof und weiter bis zum U-Bahnhof Turmstraße.

Anfang der Neunziger warf der Senat in der großen Koalition unter dem damaligen Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) die Pläne mehrfach über den Haufen. Erst sollte die S-Bahn nicht gebaut werden, danach wollte der Senat auch auf den U-Bahn-Anschluss verzichten, obwohl dort die Arbeiten bereits begonnen hatten. Den Weiterbau setzte dann der Bund durch.

In der Zwischenzeit wollte der Senat doch wieder einen S-Bahn-Anschluss haben – zunächst nur vom Nordring zum Hauptbahnhof. Notwendige Brücken wurden bereits beim Wiederaufbau des Nordrings errichtet. Auf den ursprünglich geplanten Bahnhof an der Perleberger Brücke verzichtete der Senat. Die Bauarbeiter durften trotzdem nicht anrücken. Lange stritten sich die Bahn und der Senat wegen des Projektes. Die Planer der Bahn hielten schon damals den Bau nur für sinnvoll, wenn es auch im Süden Anschluss ans Netz der S-Bahn geben würde.

Dort existiert bereits ein Tunnelabschnitt vom Potsdamer Platz fast bis zum Brandenburger Tor, der in der NS-Zeit gebaut worden war und für die S 21 genutzt werden kann. Gebaut werden müsste so nur noch der Abschnitt vom Brandenburger Tor unter der Spree hindurch zum Hauptbahnhof. Ob es, wie vorgesehen, am Reichstag einen Bahnhof geben werde, sei noch nicht geklärt, sagte Junge-Reyer. Nach den alten Plänen hätte es eine gemeinsame Station mit der U 5 geben sollen. Doch diese Möglichkeit ist inzwischen verbaut.

Der neue Fernbahntunnel, durch den auch Regionalzüge zum Hauptbahnhof fahren, sei kein Ersatz für die S-Bahn, erklärte Junge-Reyer. Für zusätzlichen Verkehr im dichten Abstand gebe es im Tunnel keine freien Gleise mehr, wenn eines Tages der Airport-Express alle 15 Minuten zum neuen BBI-Flughafen in Schönefeld fahre. Für den heutigen Verkehr sind die vier Röhren des Nord-Süd-Tunnels dagegen überdimensioniert.

Am Potsdamer Platz wäre aber Schluss für die S 21, sagte Junge-Reyer. Pläne, die Strecke noch ein Stück weiter, nämlich bis zum Gleisdreieck zu bauen, wo ein Umsteigebahnhof zur U-Bahn-Linie U 1 entstehen könnte, würden definitiv erst viel später verwirklicht.

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