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Die landeseigene Universitätsklinik muss auf Wunsch des Senats sparen.

© dapd

Berliner Universitätsmedizin: Rücktritt der Charité-Dekanin

Streit an Europas größter Uniklinik: Forscher, Vorstand und Senat gönnen sich monatelang keine Pause - nun zieht sich Fakultätschefin Grüters-Kieslich zurück.

Im Kampf um die Linie der Berliner Universitätsmedizin ist am Montag eine Entscheidung gefallen, die viele Forscher ärgern, einige Charité-Manager aber freuen wird: Die Dekanin der Fakultät, Annette Grüters-Kieslich, gibt zum Jahresende ihren Posten auf. Zuvor hatten einige unter den zehn stimmberechtigten Aufsichtsratsmitgliedern eine neue Führung verlangt. Neben Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD) gilt im Aufsichtsrat vor allem Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) als einflussreich. Wie berichtet, steht die landeseigene Universitätsklinik unter Druck: Nußbaum setzte wie in anderen Landeseinrichtungen auch auf einen Sparkurs – nur, dass der an der Charité auf besonders viel Widerstand stieß.

Streit im Vorstand - am Ende geht es um 35 Millionen Euro

Hintergrund des Rücktritts der Dekanin ist zum einen die knappe Finanzierung durch Krankenkassen und Wissenschaftsfonds – neben oft komplizierten Behandlungsfällen müssen auch Forschung und Lehre finanziert werden. Zum anderen fehlten jahrelang Landesmittel für marode Bauten und alte Technik. Vergangenen Herbst stritt Grüters-Kieslich mit Charité-Gesamtchef Karl Max Einhäupl dann darüber, ob zehn Millionen Euro aus Forschungsdrittmitteln in den Gesamthaushalt überführt werden sollen. Eine Kontrolle externer Wirtschaftsprüfer zweifelte die Praxis der Drittmittelbuchung schließlich grundsätzlich an: Rund 35 Millionen akkumulierte Euro aus Drittmittelprojekten der vergangenen Jahre seien falsch verbucht worden.

Solidarität und Kritik: „Traurig, unvermeidlich, überfällig“

Bald nach Bekanntwerden der Drittmittel-Millionen riefen auch in der Politik einige: „Schwarze Kassen!“ Das ist insofern falsch, weil das Geld nicht zweckentfremdet worden ist. Der Vorwurf der Intransparenz aber blieb. Grüters-Kieslich schrieb Montag an ihre Mitarbeiter, von denen viele bis zuletzt hinter ihr standen: Der Gesamtvorstand trage die Verantwortung, aber für sie komme „ein schlichtes ,Weiter-so’ nicht in Betracht“. Fakultätspersonalrat Christoph Berndt sagte hingegen zum Rücktritt: „Traurig, unvermeidlich, überfällig.“ Hätte Grüters-Kieslich dies früher getan, könnte ein neuer Fakultätschef nun besser für Forschung und Lehre streiten.

Neben dem Rücktritt teilte der Vorstand am Montag mit: Die Charité schloss 2013 mit 1,6 Millionen Euro Plus ab, die 35 Millionen werden wie vorgeschrieben für Forschung ausgegeben.

Wie geht's weiter?

Ist der Kampf um Europas größte Uniklinik entschieden? Das bezweifeln Kenner. In der Charité gibt es seit Jahren rasche Personalentscheidungen, doch die Finanzierungslücke wird nicht geschlossen. „Opfert man ständig Bauern, hat man irgendwann keine mehr“, sagte Wolfgang Albers, Gesundheitsexperte der Linken im Abgeordnetenhaus. Erst kürzlich war der kaufmännische Leiter der Fakultät suspendiert worden. Er soll intern auf einem anderen Posten. Anja Schillhaneck, Wissenschaftsexpertin der Grünen, sagte: „Gelöst ist der Konflikt damit nicht, aber die Fakultät der Charité als wissenschaftliche Einrichtung, die ist nun nach all dem angeschlagen.“

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