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Berliner Zeitung: Stasi-Verstrickungen haben Konsequenzen

Die Stasi-Tätigkeiten von Journalisten der "Berliner Zeitung" haben ein Nachspiel. Der einberufene Ehrenrat zur Klärung der Stasi-Verstrickungen verlangt berufliche Folgen für einen Politikredekateur, der eine IM-Tätigkeit eingeräumt hatte. Ein weiterer betroffener Redakteur zog selbst die Reißleine.

Der vom Redaktionsausschuss und der Geschäftsführung einberufene Ehrenrat zur Klärung von Stasi-Verstrickungen bei der "Berliner Zeitung" empfiehlt Konsequenzen für einen betroffenen Journalisten. Eine leitende oder auch sonstige Beschäftigung des Redakteurs im Bereich Politik/Nachrichten/Kommentierung erscheine dem Ehrenrat nicht möglich, heißt es in der Mittwochausgabe der Zeitung "In eigener Sache". Dies sei "ein Bereich, der besonders hohe Anforderungen an die Glaubwürdigkeit der Journalisten" stellen müsse. Gleich nach der Sitzung des Gremiums am Dienstag habe die Chefredaktion Gespräche mit dem Redakteur über dessen berufliche Zukunft im Blatt aufgenommen.

Der Journalist sowie ein Redakteur im Ressort Berlin-Brandenburg hatten den Angaben zufolge vor längerer Zeit vor Chefredaktion, Redaktionsausschuss und Ehrenrat eine langjährige IM-Tätigkeit eingeräumt. Der zweite Redakteur hatte am vergangenen Freitag um Aufhebung seines Beschäftigungsverhältnisses gebeten. Der Chefredakteur "entsprach dieser Bitte mit sofortiger Wirkung".

Redakteure bei Wachregiment "Feliks Dzierzynski" tätig gewesen

Der Ehrenrat gelangte zudem zu der Auffassung, dass vier weitere Redakteure zu unterschiedlichen Zeiten beim Wachregiment "Feliks Dzierzynski" des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) tätig gewesen seien. "Da es sich insoweit um keine konspirative Tätigkeit handelte, sind daraus keine Konsequenzen zu ziehen", hieß es. Im Übrigen hätten drei dieser Redakteure das Ansinnen des MfS abgelehnt, hauptamtlich oder als Informeller Mitarbeiter mit der Staatssicherheit zusammenzuarbeiten. Bei dem vierten fand keine Anwerbung statt.

Mitglieder des Ehrenrats sind der frühere Direktor beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Peter Busse, der Vorstandsvorsitzende der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Rainer Eppelmann, der Schriftsteller Adolf Endler und der Theaterregisseur Thomas Langhoff.

Im März war die frühere Stasi-Tätigkeit zweier leitender Redakteure der "Berliner Zeitung" bekannt geworden. Daraufhin hatte das Blatt den Ehrenrat berufen. Die Mehrheit der Redakteure hatte außerdem bei der Birthler-Behörde Anträge auf Einsicht in eventuelle Stasi-Akten gestellt. In einem Forschungsprojekt soll ferner die Stasi-Verstrickung des gesamten Berliner Verlags bis Herbst untersucht werden. (dw/ddp)

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