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Die Gorillas haben eine Bezugsperson verloren - die Zoobesucher ein Idol.

© dpa

Berliner Zoo: Trauer um Affenpfleger - vor fünf Jahren

Die Stadt trauerte um den verstorbenen Affenpfleger des Berliner Zoos, Reimon Opitz. Was Jan Ludwig darüber schrieb.

„Gorillas können nicht weinen. Aber sie spüren den Verlust eines Partners“, soll Reimon Opitz einmal gesagt haben. Graue Wolken ziehen am Dienstag über das Affengehege. Versonnen neigt Gorilladame Djambala den Kopf zur Seite, legt die linke Wange in ihre Hand. Ob sie es wirklich wissen, seine Gorillas?

Am Montag war ihr Obertierpfleger gestorben, nachdem die Ärzte tagelang um sein Leben gekämpft hatten. Nun trauert eine ganze Stadt – und auch die Zuschauer der Sendung „Panda, Gorilla und Co.“, zu deren Hauptmitwirkenden Opitz gehörte.

Tristesse herrscht im Berliner Zoo auch auf der anderen Seite des Holzzaunes – bei den Besuchern des Zoos, die erst morgens aus der Zeitung erfahren haben, dass Opitz gestorben ist. So wie das Ehepaar Sprint aus Düsseldorf. „Er war einfach so sympathisch. Traurig, dass er so früh gestorben ist. 62 Jahre ist doch kein Alter!“, sagt Frau Sprint. Sie und ihr Mann sind nur auf Kurzbesuch in der Stadt, doch innerhalb von drei Tagen sind sie nun schon zum zweiten Mal im Zoo. Herr Sprint sitzt im Rollstuhl und war ein großer Fan von Opitz, den er bisher nur aus dem Fernsehen kannte.

Und ausgerechnet heute, an dem Tag, da sie von seinem Tod in der Zeitung lesen, wollte Herr Sprint ihn besuchen, ihn begrüßen, als sein vielleicht größter Fan aus dem Rheinland. Wollte ihn fragen, ob er mit zur Fütterung kommen und Ivo, den Pascha der Gorillagruppe, streicheln dürfte. „Ach“, sagt seine Frau und schüttelt den Kopf, „wenn Ivo deinen Finger bekommen würde, wäre der ab.“ Frau Sprint hatte am meisten an Opitz imponiert, dass er mit zwei mittelgroßen Gorillas auf der Wiese tollte. „Dass er da keine Angst hatte!“

Nur das Kondolenzbuch, das haben die beiden Besucher aus Düsseldorf noch nicht gefunden. Und in der Tat: Es ist nicht gerade prominent platziert. Das Buch liegt 150 Meter rechts vom Eingang am Hardenbergplatz im Infocenter der Zooverwaltung aus. „Privatgelände“ steht über dem kleinen Tor und „Eintritt nur zur Zooverwaltung“.

Und doch stehen die Besucher heute, am ersten Tag, oft Schlange, um sich einzutragen. Am Pult prangt das grüne Logo des Zoos, es ist – bezeichnenderweise – ein Gorilla. Um das Pult herum sind einige Palmen gruppiert, an einer Stellwand hängt ein Porträtfoto von Opitz. Gerade diese Abgeschiedenheit vom Besucherandrang ist wohl beabsichtigt.

„Man könnte fast heulen“, sagt eine Frau, die die Tränen kaum zurückhalten kann. Sie hat sich mit ihrem Mann soeben in das Kondolenzbuch eingetragen. Das Ehepaar hat eine Dauerkarte für den Zoo und kennt Opitz schon seit Jahren. „Schlimm, dass so etwas passiert.“ So wie sie fühlen in diesen Tagen wohl viele.

Das Kondolenzbuch liegt noch zwei Wochen lang aus. Ab dem heutigen Mittwoch soll es auch die Möglichkeit geben, im Internet unter www.zoo-berlin.de zu kondolieren.

Der Beitrag erscheint in unserer Rubrik "Vor fünf Jahren"

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