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Berlin: Berlins oberster Bauer hat sein Feld bestellt Der Stadtgüter-Geschäftsführer Démetrè Zavlaris

wurde auf der Grünen Woche verabschiedet

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Der Name verrät die Herkunft: Démetrè Zavlaris ist in Griechenland geboren. Er stammt aus Ermitsi, einem Dorf in Thessalien. Einer Region, die hauptsächlich von der Landwirtschaft lebt. Das muss abgefärbt haben auf den kleinen, quirligen Mann, der gern isst und trinkt, und auch gern ein Schwätzchen hält. So wie die Griechen halt sind, könnte man sagen. Aber Zavlaris ist seit Jahrzehnten Deutscher. Genauer gesagt – er ist Berliner.

Elf Jahre hat er als Berlins oberster Bauer die landeseigenen Stadtgüter vor den Toren der Stadt gemanagt. Gestern wurde er auf der Grünen Woche feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Zavlaris geht mit einem Jahr Verspätung in Pension. Er ist 66. Mit großer Energie hat er darauf hingearbeitet, dass die Stadtgüter eine neue, zukunftsfähige Struktur bekommen. Die 20 000 Hektar Land bleiben in öffentlicher Hand, aber die acht großen Güter, auf denen 6000 Kühe jährlich 45 Millionen Liter Milch hergeben, sollen an private Agrarunternehmen verpachtet werden. Das war Zavlaris’ Konzept, das hat er in harten Kämpfen durchgesetzt.

Was ein öffentlicher Betrieb ist, muss man ihm nicht erzählen. Als Mitarbeiter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung kam er nach Berlin, 1970 trat er in den Senatsdienst ein und war für die damaligen Eigenbetriebe zuständig: Die Stadtreinigung, die Verkehrsbetriebe usw. Zavlaris ist Experte für das Kommunal-Consulting. Also den Verkauf staatlicher Dienstleistungen, was die Wettbewerbsfähigkeit öffentlicher Behörden und Betriebe voraussetzt. Als der Senat nach dem Mauerfall 16 marode volkseigene Güter im brandenburgischen Umland übernahm, war Démetrè Zavlaris genau der richtige Mann, um die Geschäfte der Stadtgüter zu führen. 1991 musste das Land über siebzig Millionen Euro zuschießen, heute ist der Agrarbetrieb fast schuldenfrei und in den schwarzen Zahlen.

Zavlaris war kein bequemer Geschäftsführer. Er blieb streitlustig bis zu seiner letzten Aufsichtsratssitzung im Dezember 2002. Er wird umtriebig bleiben: reisen, seine Englischkenntnisse verbessern – und sich vielleicht in neue Geschäfte verwickeln lassen.

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