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Berlin: Berlins Stimme im SPD-Vorstand heißt Platzeck Leiser Abschied von Thierse als Bundes-Vize Landespartei für Nahles als Generalsekretärin

Die Berliner SPD unterstützt den brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck als künftigen Partei-Vize und macht sich für die Parteilinke Andrea Nahles als neue Generalsekretärin stark. Der kleine Landesverband hat in der Bundes-SPD nicht viel zu melden, aber was möglich ist, will man tun.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die Berliner SPD unterstützt den brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck als künftigen Partei-Vize und macht sich für die Parteilinke Andrea Nahles als neue Generalsekretärin stark. Der kleine Landesverband hat in der Bundes-SPD nicht viel zu melden, aber was möglich ist, will man tun. Klaus Wowereit lobte Nahles am Sonntag bei „Sabine Christiansen“ als „einen der herausragenden Köpfe der jüngeren Generation“, die sehr überzeugend die Inhalte der SPD voranbringen könne. Am Freitag findet eine Funktionärskonferenz statt, um über die große Koalition im Bund zu reden. Die Referentin: Andrea Nahles.

„Damit wollen wir ein Signal aussenden“, sagte gestern der Vize-Landeschef der Sozialdemokraten, Marc Schulte. Er gehört zum linken Parteiflügel, der in Berlin die Mehrheit hat. Der Sprecher der Linken, Mark Rackles, lobte Wowereit ausdrücklich für seinen Einsatz zugunsten von Nahles. Auch ohne Funktion in der SPD-Parteiführung übernehme der Regierende Bürgermeister immer häufiger „die Rolle eines bundesweit hörbaren Sprachrohrs“. Mehr ist momentan wohl nicht drin. Zwar zieht sich der Berliner SPD-Prominente Wolfgang Thierse aus dem Bundesvorstand zurück, aber er macht nicht etwa Wowereit, sondern einer „Stimme aus dem Osten“ Platz. Matthias Platzeck soll Partei-Vize werden.

Der Rückzug Wolfgang Thierses aus dem SPD-Bundesvorstand wurde von den Berliner Genossen mit stillem Bedauern aufgenommen. Manche Parteifreunde waren leicht missvergnügt, denn noch vor einer Woche hatte sich der SPD-Landesvorstand einstimmig dafür ausgesprochen, Thierse im November wieder zum stellvertretenden SPD-Chef zu wählen. „Seine Entscheidung, auf das Parteiamt zu verzichten, hat er erst danach getroffen“, versicherte der Pankower SPD-Kreischef Hans Misselwitz, der Thierses Büroleiter im Bundestag ist. Nicht alle sind davon überzeugt; die Kommunikation zwischen Wolfgang Thierse und dem Berliner SPD-Landesverband war schon lange schwierig. Spätestens seit August 1992.

Damals hätte der gelernte Schriftsetzer und Kulturwissenschaftler alle Chancen gehabt, SPD-Landeschef und 1995 vielleicht Spitzenkandidat für das Amt des Regierenden Bürgermeisters zu werden. Nach einer Woche Bedenkzeit sagte Thierse ab. Die Rolle als „Mundwerk der Ossis im Bund“ sei mit einem „vollen Berliner Engagement“ nicht vereinbar. Er laufe sonst Gefahr, „als Frühstücksdirektor verlacht“ zu werden. Seitdem wurde Thierse zwar alle vier Jahre brav als Spitzenkandidat für die Bundestagswahlen nominiert und in seiner bundespolitischen Rolle respektiert, aber das Verhältnis zwischen Thierse und seinem SPD-Heimatverband blieb freundlich-distanziert.

Nun rückt Platzeck auf – und wird von den Berliner Genossen sogleich als würdiger Vertreter Berlin-Brandenburgs in der künftigen SPD-Bundesspitze vereinnahmt. „Das ist ein Signal für die Region, wir unterstützen ihn“, sagte gestern der Sprecher der Berliner SPD-Rechten, Fritz Felgentreu. „Wir wären zufrieden, wenn Platzeck gewählt wird“, assistierte der Parteilinke Schulte. Einig sind sich beide Parteiflügel auch, dass die große Koalition im Bund nur eine politische Notlösung sein kann. „Ich kenne niemanden im Landesverband, der das toll findet“, sagte Felgentreu. Ob die 14 Berliner SPD-Delegierten dem Verhandlungsergebnis auf dem Bundesparteitag im November überhaupt zustimmen werden, ist noch nicht ausgemacht.

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