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Regine Günther verantwortete fünf Jahre lang das Verkehrsressort - zuerst parteilos für die Grünen, dann auch als Grünen-Mitglied.

© Mike Wolff

Update

„Stadtweit marode Infrastruktur“: Berlins Verkehrssenatorin erwartet noch lange Probleme mit Brücken

Nicht nur die Elsenbrücke ist marode: Regine Günther rechnet noch „mindestens zehn Jahre“ mit Nachholbedarf bei der Infrastruktur. Sie warnt vor Einsparungen.

Marode Brücken werden in Berlin nach Aussage der geschäftsführenden Verkehrssenatorin Regine Günther noch viele Jahre für Probleme sorgen. „Meine Prognose ist, dass wir im Bereich Brücken noch mindestens zehn Jahre lang mit den harten Einsparungen der letzten Jahrzehnte zu kämpfen haben werden“, sagte Günther der „Berliner Morgenpost“.

Erst in ihrer Amtszeit seien Erhalt und Erneuerung der Überführungen wieder in den Fokus genommen worden, erklärte die Grünen-Politikerin. Eine „stadtweit marode Infrastruktur“ könne man nicht von heute auf morgen instandsetzen.

Die marode Elsenbrücke zwischen Berlin-Friedrichshain und Treptow war am Montagmorgen komplett gesperrt worden. Auf der mehr als 50 Jahre alten Spannbetonbrücke waren vor drei Jahren schwere Schäden festgestellt worden. Der Ostteil der Brücke musste daraufhin sofort gesperrt werden, die Zahl der Fahrspuren verringerte sich von sechs auf drei - bis dahin fuhren an dieser Stelle täglich 70.000 Autos über die Spree.

Am Montag hieß es, die Tragfähigkeitssensoren des noch geöffneten westlichen Bauwerks hätten ausgelöst. Statik-Experten überprüften die Brücke dann - und seit Mittwoch ist sie wieder befahrbar. Eine Behelfsbrücke befand sich schon vor der Sperrung in Bau. Der soll nun beschleunigt werden, eine Eröffnung sei im Januar geplant. Man habe "fast eine Punktlandung" geschafft, sagte Günther.

Günther: Berlin hat 25 Jahre lang Brücken verfallen lassen

Nicht nur die Spreeüberquerung im östlichen Zentrum bereitet Sorgen. "Viele Brückenbauwerke in Berlin sind seit langer Zeit in einem sehr, sehr schlechten Zustand", sagte die Senatorin weiter.

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Über einen Zeitraum von rund 25 Jahren habe man sie verfallen lassen, statt zu investieren. Auch das Personal für den Tiefbau in der Verkehrsverwaltung sei "auf ein Minimum zusammengespart" worden. Der Investitionsstau werde nun "systematisch" abgebaut.

Günther, die aus der Regierungsverantwortung ausscheidet, wenn in der kommenden Woche ein neuer Senat gebildet wird, appellierte zugleich an die Politik, künftig nicht bei der Infrastruktur zu sparen. "Ob es Brücken sind, Schulen, Kliniken – das ist etwas, was wir uns immer leisten sollten, indem wir solche Infrastrukturen in Schuss halten."

CDU fordert Brückensanierungsprogramm

Die Berliner CDU forderte am Freitag ein Programm zur Brückensanierung. Die Sperrung der Elsenbrücke stehe beispielhaft für das Verkehrschaos in der Stadt, sagte der Fraktions- und Landesvorsitzende Kai Wegener. „Wer erst aktiv wird, wenn der Beton bröckelt, handelt kurzsichtig und unverantwortlich“, kritisierte Wegner. „Der Senat ist in der Verantwortung, schnell ein Brückensanierungsprogramm aufzulegen, um die dringendsten Sanierungen schnell anzugehen.“

Berlins Brücken müssten fit gemacht werden für die kommenden Jahrzehnte, forderte Wegner. Dringend nötig seien ein funktionierendes und vorausschauendes Brückensanierungsmanagement. „Erster Schritt dabei ist eine Prüfung und Zeitschiene, wann welche Brücke saniert werden muss.“

Senatorin Günther hatte im Interview auf die Frage nach einem Sanierungsprogramm und dessen Kosten gesagt, Brückensanierungen und Ersatzneubauten seien ein "fortlaufendes Programm". Eine konkrete Summe nannte sie nicht. "Fertig wird man damit nie", sagte die Grüne. "Entscheidend ist, dass diese Infrastruktur gepflegt und nicht vernachlässigt wird." Sonst resultierten daraus hohe Belastungen, auch für die Wirtschaft. "Infrastrukturschulden sind in diesem Sinne wie Kredite mit Wucherzinsen." (Tsp, dpa)

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