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Berlin: Berühmt werden – egal wie

Deutschland sucht die Superstars und kann offenbar nicht genug davon kriegen. Jetzt hat auch Sat 1 seine Talentshow. Die Kandidaten träumen von den großen Bühnen

Gut dreißig junge, attraktive, mächtig gestylte junge Menschen stehen Sonntagnachmittag vor dem Hotel Schweizer Hof in der Budapester Straße. Ist hier gerade wieder irgend ein Star abgestiegen? Aber die jungen Leute warten geduldig auf Einlass. Sie freuen sich auf diesen Tag, haben sich vorher beworben. Sie wollen zum Casting für die Sat1-Show Star Search, Kategorie Music Act ab 16. Und sie alle haben den gleichen Traum – ein Star werden, oder besser: ein Superstar. Sie hoffen, dass sich bald Menschen ihretwegen vor den Eingängen von teuren Hotels drängen.

Die Republik hat sich noch nicht ganz von der Deutschland-sucht-den-Superstar-Hysterie erholt, da basteln andere Sender eifrig an eigenen Casting-Formaten. Die Zeit drängt, denn keiner weiß, wie lange das Zuschauerinteresse anhält. Der Sender Sat1 lud gestern die Stars von morgen zur Vorauswahl in den Schweizer Hof. Ein erstes Casting haben die Teilnehmer bereits überstanden und es stehen ihnen noch einige bevor. Anfang Juli soll die erste Sendung laufen.

Shai Hoffmann (19) aus Berlin legt zumindest im Umgang mit der Presse schon jetzt starfähiges Verhalten an den Tag. Ob das von den Veranstaltern abgesegnet ist, dass er Fragen beantwortet, fragt er einen Journalisten misstrauisch. Doch dann legt Shai dem Reporter den Arm um die Schulter und ist gleich per Du. Der 19-Jährige sieht ein bisschen nach Boygroup aus, Jeans, Turnschuhe, langärmliges unterm kurzärmligen T-Shirt. Sein Ziel: „die großen Bühnen“.

Als er Alexander und Daniel auf RTL sah, dachte sich Shai: „So ein Mist.“ Da hätte er vielleicht auch stehen können. Aber da war er noch nicht fertig mit seiner Ausbildung zum Hotelfachmann. Ob die Chance jetzt noch einmal kommt? Werden noch einmal Millionen mitfiebern? Bei der Produktionsfirma Grundy wird betont, dass ihr Format „völlig anders“ ist als dass der Vorgänger von RTL. Deshalb gibt es nun vier Kategorien. Gesucht werden nicht nur Sänger („Music Act“), sondern auch Sänger unter 16, Comedians und Models. In Hamburg, München und Köln wird ebenfalls nach Talenten gesucht. Zweiter Unterschied: In der Sendung treten immer jeweils zwei Kandidaten im K.-o.-System gegeneinander an.

Wer dahin kommen will, muss aber am Sonntag erstmal die zweite Runde überstehen. Nachdem jeder einen Anmeldezettel ausgefüllt hat, werden die Kandidaten und ihre Begleiter in den Warteraum geführt. Da sitzen sie nun im großen Kreis, jeder mit einer Zahl auf der Brust wie beim Marathonlauf und warten wieder geduldig. Eine junge Frau, die sich als „Alex“ vorstellt, erklärt noch einmal die Regeln, macht Mut: „Ihr habt die erste Runde überstanden, ihr seid gut!“, trichtert sie den jungen Leuten ein, die nervös an Haaren und Hemden zippeln. Wie viel Castings die Bewerber bis zur Sendung noch überstehen müssen, weiß bei Sat1 am Sonntag noch keiner. Es werde langsam und schrittweise gesiebt. Ein Sat1 Kamerateam ist immer dabei.

Wenn man dann wirklich zum Star wird, mit dem ganzen Trubel? Claudia Georgi (22) will so weit nicht denken. Jedenfalls seien Casting-Shows gerade die beste Chance, berühmt zu werden. Auf dem klassischen Weg müsse man da schon sehr viel Glück haben. „Und wenn man einmal Blut geleckt hat,“ so Claudia, „die Leute einem zugejubelt haben, kommt man nicht mehr davon los.“

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