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Berlin: Besser Sprechen: Zehn Minuten ohne Ähs

Vor einem Publikum sprechen ist für viele ein Graus. Sitzt meine Frisur richtig?

Vor einem Publikum sprechen ist für viele ein Graus. Sitzt meine Frisur richtig? Sind auch drei Knöpfe meines Oberhemdes offen? Spreche ich laut genug? Warum gucken die anderen so komisch, rede ich etwa unverständlich? Richtig gruselig wird es für manche, wenn sie nicht auf Deutsch, sondern auf Englisch ihre Rede halten müssen.

Kein Problem für die Mitglieder des "South Berlin Toastmasters Club". Hier lernen die Teilnehmer, auf Englisch kurze Reden zu halten. Ihr Publikum sind die anderen Mitglieder. "Es soll bei uns das freie Sprechen trainiert werden. Viele benötigen dies für ihren Job, andere wiederum wollen einfach nur ihr Englisch verbessern", erzählt Robert Grimmer, Präsident des "South Berlin Toastmasters Club". Die Zusammensetzung des Clubs ist "sehr heterogen", sagt er. So sind neben Studierenden auch Rentner und Berufstätige dabei.

Allerdings sollten die Teilnehmer einen Grundwortschatz in Englisch besitzen, denn: "Wir sind hier keine Volkshochschule, wo die Sprache erst noch erlernt wird. Bei uns kommt es darauf an, die Sprachfähigkeit zu verbessern, neue Vokabeln hinzuzulernen. Das ist schon ein wenig anspruchsvoller", erklärt der Präsident. Die Tradition kommt aus den USA. 1904 wurde dort der erste Toastmasters Club gegründet, um das Sprechen vor Publikum zu trainieren. Mittlerweile gibt es auch in Deutschland einige Clubs, in Berlin sind es drei.

Jeden zweiten Montag im Monat trifft sich der Südberliner Toastmasters Club in einem kleinen Seminarraum in der Cranachstraße 7 in Friedenau. Zwischen 20 und 30 Leute gehören dem Club an, "mehr sollten es auch nicht sein, da ja jeder die Möglichkeit zum freien Sprechen erhalten soll", sagt Grimmer. Diesmal halten Eike und Judith eine Rede. Zum Sprechen kommen sie nach vorne an das Rednerpult. Eike redet über Luftverschmutzung. Sein thematischer Inhalt ist sehr komplex, daher ist es hier besonders wichtig, die Rede gut zu strukturieren. Während er spricht, stoppt der "Timer" - ein Freiwilliger aus der Gruppe - die Zeit.

Auch die Grammatik muss sitzen

Die Reden sollen nicht mehr als zehn Minuten dauern. Der "Äh-Counter" zählt die lästigen "Ähs" und "Ehms", die fast jeder benutzt, der nach Worten ringt. Und Astrid, die diesmal die Aufgabe des "Grammarian" übernimmt, achtet auf die richtige Grammatik. Eike schaut beim Sprechen kaum auf seinen Spickzettel, die Worte fließen aus ihm heraus. Immer wieder macht er Pausen, benutzt Gestik und Mimik, um sein Publikum für sich zu gewinnen.

Judith, die über den auf Mallorca wohnenden Hund "Emilio" spricht, schaut hingegen noch ziemlich häufig auf ihren Zettel. Das kritisiert anschließend Maria, die diesmal für die Beurteilung zuständig ist. Aber dennoch: niedergemacht wird bei den "Toastmasters" niemand. Schließlich sollen alle motiviert werden und durch die Tipps der anderen, ihre Fähigkeiten optimieren.

Am Ende gibt jeder Teilnehmer einen Stimmzettel für die beste Rede des Abends ab. Eike gewinnt und freut sich über das kleine Fähnchen, mit dem er ausgezeichnet wird. Und dann machen sich alle für ein Bierchen bei Judith auf. Nach der Arbeit kommt das Vergnügen - auch bei den Toastmasters.

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