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Berlin: Bezirk genehmigt umstrittene Moschee

Islamischer Verein darf auf dem ehemaligen Bolle-Grundstück am Görlitzer Bahnhof in Kreuzberg bauen

Kreuzberg gibt den Weg frei für den umstrittenen Neubau einer Moschee auf dem ehemaligen „Bolle“-Grundstück am Görlitzer Bahnhof. „Der Bauantrag wurde geprüft und kann durch das Bezirksamt genehmigt werden“, sagt Baustadtrat Franz Schulz (Grüne). Der „Islamische Verein für wohltätige Projekte“ hatte den Antrag nach mehrfachen Verzögerungen zu Jahresbeginn gestellt.

Zwei weitere Moscheeprojekte im Bezirk sind allerdings ins Stocken geraten: Für einen angekündigten Neubau an der Skalitzer Straße 131 hat Schulz zufolge der Trägerverein, die Islamische Föderation, nun doch keinen Bauantrag gestellt. Und bei einem geplanten Neubau an der Falckensteinstraße Ecke Wrangelstraße ist der Bauantrag des gleichen Vereins nach Angaben des Stadtrates noch korrekturbedürftig. An diesem Mittwoch will Schulz den Stadtplanungsausschuss der BVV Friedrichshain-Kreuzberg über die drei Projekte im Bezirk unterrichten.

Für die Kritiker der Kreuzberger Moscheepläne ist allerdings vor allem bei dem Neubau am Görlitzer Bahnhof das letzte Wort noch lange nicht gesprochen. „Wir werden uns gegen die Genehmigung wehren“, kündigt Kreuzbergs CDU-Chef Kurt Wansner an. „Neue Moscheen werden die Kreuzberger Struktur weiter verschlechtern, mehr und mehr Deutsche werden den Bezirk verlassen“, fürchtet Wansner, der auch im Berliner Abgeordnetenhaus sitzt. Auch viele Kreuzberger Türken seien gegen weitere Moscheeneubauten.

Befürworter einer liberalen Linie sehen in neuen Moscheen hingegen die Chance für ein besseres Miteinander von Ausländern und Deutschen in Kreuzberg. „Wenn wir eine echte Integration von Türken und anderen Moslems wollen, dann muss man im Bezirk Moscheen zulassen, die auch wie Moscheen aussehen“, sagt Joachim Pempel, Bezirksverordneter der PDS und Vorsitzender des Stadtplanungsausschusses.

Wann der genehmigte Neubau auf dem Bolle- Grundstück beginnt, ist noch nicht abzusehen. Sorgen bereitet dem Bauherren nach wie vor die Finanzierung des siebengeschossigen Neubaus mit vier Minaretten, der Platz für 250 Betende bieten soll. Von den veranschlagten zehn Millionen Euro liegt nur ein Bruchteil vor. Eine Spendenkampagne im vergangenen Jahr blieb weitgehend erfolglos. „Sobald wir die Baugenehmigung haben, starten wir eine zweite Kampagne und verhandeln mit weiteren Banken über einen Kredit“, sagt Birol Uçan vom Islamischen Verein für wohltätige Projekte. Unter Kennern der Szene ist der Verein umstritten. Manche werfen der Gruppe eine sektenähnliche und wenig liberale Orientierung vor. Dem widerspricht Vereinssprecher Uçan: Man sei anderen Kulturen und Religionen gegenüber offen. Und auch Baustadtrat Schulz bescheinigt dem Verein eine gemäßigte Linie.

Die öffentliche Sitzung des Kreuzberger Stadtplanungsausschusses am 2. Juni findet in der Yorckstraße 4-11 um 17 Uhr statt.

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