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Berlin: Bezirk prüft frühere Todesfälle Aufsicht will Akten sehen

Parlament tagt zu Kliniken.

Der Bezirksbürgermeister und Gesundheitsstadtrat von Mitte, Christian Hanke (SPD), will jetzt Todesfälle der vergangenen Monate im Herzzentrum erfragen und eine Verbindung mit dem Darmkeimbefall untersuchen. Dies sagte er dem Tagesspiegel am Sonnabend. Hintergrund ist der Todesfall eines erfolgreich am Herzen operierten Neugeborenen, bei dem posthum Serratienkeime nachgewiesen wurden. Im Herzzentrum und in der Charité, wo das operierte Baby vorher lag, gab es fast 30 Befälle und Infektionen von Patienten. Die Aufsichtsbehörde, das Gesundheitsamt Mitte, wirft den Kliniken verspätete Meldung vor.

Die Hygiene an Charité und Herzzentrum beschäftigt am Montag den Gesundheitsausschuss des Parlaments. Der Gesundheitsexperte der SPD-Fraktion Thomas Isenberg fordert „dezidierte schriftliche Berichte und Beweise“. Berichte vom Freitag, nach denen das Baby zuvor in der Charité wegen einer Serratia-Infektion mit Antibiotika behandelt worden war, erweisen sich am Sonnabend als überholt. Laut Informationen des Gesundheitsamtes war das später verstorbene Baby in der Charité nicht infiziert und keimfrei ins Herzzentrum überwiesen worden; so hatte es auch die Charité stets geschildert. Von der Charité erfuhr der Tagesspiegel, dass die Klinik eine Spur zur Herkunft der Keime bei den 22 betroffenen Früh- und Neugeborenen auf der Neonatologie-Station verfolge, man hoffe auf Aufschluss bis Ende kommender Woche.

SPD-Gesundheitsexperte Isenberg will im Gesundheitsausschuss diskutieren, ob die Klinikaufsicht in Berlin künftig noch zuerst beim Bezirk liegen solle. Die Gesundheitsämter hätten teils nicht die Kapazitäten, und Klinikträgerschaft und Patienten seien nicht allein auf Bezirke begrenzt. Zur Forderung, Kliniken sollten künftig Keim- und Hygienedaten offenlegen, sagt der Gesundheitsfachmann der Grünen, Heiko Thomas, dies sei sinnvoll, wenn man sich auf bestimmte Vorkommen konzentriere.

Die Leiterin des Charité-Instituts für Hygiene und Umweltmedizin, Petra Gastmeier, sagte, die Klinik verfüge als einzige über einen Informatiker, der Hygiene- und Patientendaten erfasse und vernetze. Die Software aller Kliniken sei oft nicht kompatibel, dies sei ein Problem. Zudem müssten Klinken für Hygieneprävention mehr Geld bekommen und das Thema in Aus- und Weiterbildung intensiviert werden. Mit der „Aktion saubere Hände“ appelliere man an Patienten und Angehörige, schon beim Eintritt die Hände zu desinfizieren. Darauf müssten Besucher stärker hingewiesen, und es müsse geprüft werden, ob mehr Spender etwa an Fahrstühlen und im Foyer aufgehängt werden, sagen die gesundheitspolitischen Sprecher. Auch die Information von Fahrdiensten oder Wäschefirmen über Infizierte sei zu verbessern.

Zudem will Thomas diskutieren, ob aufsichtsführende Politiker in klinikinternen Gremien vertreten sein dürften. Dies erklärt sich auch aus der Verwaltungsgeschichte, früher waren Bezirke teils Träger von Kliniken. Annette Kögel

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