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Berlin: Bezirk sperrt den Schloßplatz: Löcher für die Poller sind gebohrt

Das Ende des Campens: Die Wohnmobile sollen endgültig weg

Gestern früh, pünktlich um halb neun Uhr, rückten die Arbeiter des Tiefbauamts mit einem Spezialbohrer an und schnitten die ersten Löcher in den Asphalt entlang der Werder Straße, gegenüber dem ehemaligen Staatsratsgebäude. Die Löcher sind für die Poller, mit denen der Bezirk Mitte demnächst den Schloßplatz abriegelt. Die Fläche vor dem Palast der Republik soll bewirtschafteter Parkraum für Reisebusse werden. Das bedeutet: Camper sollen mit ihren Wohnmobilen künftig draußen bleiben.

Mitte der Woche sollen die Bohrarbeiten abgeschlossen sein, schätzen die Männer von der Baustelle. Gestern standen auf dem Platz zwischen frisch entstehenden Bohrlöchern noch etwa 20 Wohnmobile. Die meisten kamen aus Italien. „Ach, es ist gar nicht erlaubt, hier zu campen?“, sagte überrascht ein Camper aus Turin. „Wir würden auch bezahlen, aber wir wissen nicht, bei wem.“ Auch Tourist Antonio Fiorenza aus Genua reagierte irritiert. Nachdem er die bohrenden Arbeiter entdeckt hatte, blätterte er in seinem Reiseführer. In Spandau gibt es einen offiziellen Standplatz für Wohnmobile: „Für jemanden, der nur zwei Tage in der Stadt ist, liegt das weit draußen“, findet Fiorenza. Noch eine Nacht, dann will er nach Prag weiterfahren. Durch Camper-Kollegen weiß er von einem zentralen Stellplatz in der tschechischen Hauptstadt. Auch in Genua stünden Wohnmobile: „An der Piazzale Kennedy, direkt am Meer, zehn Minuten vom Zentrum entfernt.“ Berlin hat dagegen keine innerstädtischen Stellplätze zu bieten.

„Wir haben immer wieder Anfragen von Unternehmern, die Stellplätze für Wohnmobile eröffnen wollen, die näher an Berlins touristischen Sehenswürdigkeiten liegen“, gibt Hanns Peter Nerger, Geschäftsführer der Berlin Tourismus Marketing GmbH (BTM) zu. „Doch die Initiativen scheiterten an den hohen Grundstückspreisen in der Innenstadt.“ Ein deutscher Stellplatz müsse außerdem gesetzliche Auflagen erfüllen. Die Investitionen in Infrastruktur wie Wasseranschlüsse, Abwasserleitungen und Abfallcontainer scheue jeder. „Wir begrüßen unternehmerische Initiativen für einen zentral gelegenen Stellplatz“, sagt Nerger. „Wir können aber als Marketingagentur nicht selbst einen Stellplatz betreiben.“

Der Bezirk hatte letzte Woche noch einmal erklärt, man wolle auf dem Schloßplatz keine Camper mehr dulden. Gestern hieß es, es sei nun Aufgabe der Polizei, das Campen durch Parkverbotsschilder zu unterbinden. Das will die Polizei nicht bestätigen. „Ein Auftrag liegt uns nicht vor“, sagte Polizeipressesprecher Michael Merkle. „Der Bezirk muss über den weiteren Ablauf entscheiden.“ Möglicherweise erledigt sich das Problem zumindest vorerst von selbst: Nächsten Montag müssen die meisten Italiener wieder am Arbeitsplatz sein.

Till Schröder

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