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Zurück den Wurzeln. So soll das Haus am Ku'damm 68 (Bildmitte) nach der Umgestaltung aussehen. Der untere Teil orientiert sich an der ursprünglichen Architektur.

© Simulation: promo

Berlin-Charlottenburg: Neue alte Pracht im früheren Alhambra-Kino

Im einstigen Kino „Alhambra“ am Kurfürstendamm lief 1922 der erste Tonfilm, später wurde es zum Hotel und stand dann lange leer. Nun läuft der Umbau zum Geschäftshaus mit originalgetreuem Stuck.

Dass der Kurfürstendamm einst ein bedeutender Kinostandort war, kann man am Haus Nummer 68 nahe dem Adenauerplatz an einer Gedenktafel erkennen: Sie erinnert an die Welturaufführung des ersten Tonfilms am 17. September 1922 in den damals gerade eröffneten „Alhambra-Lichtspielen“. Später kam im Gebäude ein Hotel hinzu, das zuletzt unter dem Namen „Hotel Kurfürstendamm“ als Ausbildungsstätte für die Gastronomie und Hotellerie diente. Bereits seit 2009 steht das sechsstöckige Haus leer. Doch nun hat die Wertconcept Investment Group den Umbau zum „Alhambra Palais“ mit Büros und Läden gestartet.

Die schlichte Fassade weicht Stuck, Säulen und Glas

Das Kino kehrt zwar nicht zurück – dafür aber Teile der alten Architektur. Die moderne, aber schmucklose grau-weiße Fassade des Hotels wird abgetragen. Nach Entwürfen des Architektenbüros Tchoban & Voss sollen die unteren Etagen wieder dem Original mit Stuck und Säulen gleichen und so „den Kurfürstendamm als Prachtboulevard bereichern“; darüber entsteht eine Glasfront.

Die im Nachbarhaus ansässige Eigentümerfirma hat es eilig: Sie will die Arbeiten noch in diesem Jahr abschließen und einen „höheren zweistelligen Millionenbetrag“ investieren. Zuvor hatte Wertconcept nach eigenen Angaben viel Geduld aufbringen müssen. Man habe die Immobilie schon im Januar 2013 übernommen, dann aber „lange auf den Bauvorbescheid und die Baugenehmigung warten müssen“, heißt es aus dem Büro von Geschäftsführer Gregor Richter.

Nach sechsjährigem Leerstand hat die Umgestaltung des ehemaligen Kinos und Hotels nahe dem Adenauerplatz begonnen. Unten soll es Einzelhandel geben und darüber Büros.
Nach sechsjährigem Leerstand hat die Umgestaltung des ehemaligen Kinos und Hotels nahe dem Adenauerplatz begonnen. Unten soll es Einzelhandel geben und darüber Büros.

© Cay Dobberke

Es werde...Ton! Die Gedenktafel am Haus erinnert an die weltweit erste Vorführung eines Lichttonfilms am 17. September 1922 im damaligen Kino Alhambra.
Es werde...Ton! Die Gedenktafel am Haus erinnert an die weltweit erste Vorführung eines Lichttonfilms am 17. September 1922 im damaligen Kino Alhambra.

© Cay Dobberke

Noch stehen nicht alle Mieter fest

Zum Schluss habe es außerdem rund fünf Monate gedauert, bis die Berliner Straßenverkehrsbehörde die „Anordnung der Baustelleneinrichtung“ mit einem Parkverbot am Straßenrand erteilte. Das Unternehmen kritisiert solche „unhaltbaren Bearbeitungszeiten“, die von der Überlastung der Behörde zeugten.

Zumindest der Innenausbau konnte immerhin schon vor den Arbeiten an der Fassade begonnen werden. Einige, wenn auch nicht alle, Büros sind bereits vermietet. Wer unten in die Ladenflächen zieht, steht noch nicht fest. Man verhandele mit mehreren Interessenten, heißt es.

Vom Stummfilm zum Lichtton

Das Haus hat eine wechselvolle Geschichte. Die ursprüngliche Gründerfirma des Filmtheaters betrieb auch das Alhambra in Wedding, das heute zur Kinogruppe Cineplex gehört. Am Ku'damm gab es 1340 Sitzplätze und im Rest des Hauses Wohnungen. Die 1922 aufgeführte Film „Der Brandstifter“ war der erste im Lichttonverfahren; die Ingenieure Jo Benedict Engl, Joseph Massolle und Hans Vogt hatten die „Tri-Ergon“-Technik in einem Berliner Studio ausgetüftelt.

Erste Versuche, Filme mit aufgezeichnetem Ton zu versehen, hatte es zwar schon früher gegeben, doch mussten dabei noch Projektoren mit Grammophonen gekoppelt werden – das gelang nicht immer synchron und ermöglichte nur sehr kurze Laufzeiten. Aber auch die Premiere im Alhambra brachte dem Tonfilm noch nicht den Durchbruch, erst nach dem Erscheinen des US-Films „Der Jazzsänger“ fünf Jahre später ging die Stummfilmära schnell zu Ende.

Im letzten Vorführsaal frühstückten später Hotelgäste

Das Ku'damm-Kino hatte später verschiedene Namen und Betreiber, außerdem wurden die Wohnungen rundum 1929 durch das „Hotel Alhambra“ ersetzt. Nachdem das Gebäude im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört worden war,. eröffnete 1949 in der ehemaligen Kassenhalle und dem Vestibül das Kino „Bonbonniere“ mit nur noch 310 Plätzen, das schon drei Jahre später wieder schloss.

Dafür wurde das Hotel unter dem neuen Namen „Hotel Kurfürstendamm“ wieder aufgebaut. Aus dem letzten kleinen Kinosaal wurde eine Tanzbar und später der Frühstücksraum. Einige Jahre lang betrieb der Internationale Bund das Haus als Ausbildungsstätte, die Lehrlinge bewirteten auch andernorts – beispielsweise bei Einbürgerungsfeiern des Bezirksamts im Rathaus Charlottenburg. Das Aus kam 2009 wegen wirtschaftlicher Probleme.

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