zum Hauptinhalt
Update

Charlottenburg-Wilmersdorf: Antisemitischer Brief kursiert in Grunewald

Der Charlottenburg-Wilmersdorfer Bürgermeister Reinhard Naumann erstattet Anzeige wegen eines gefälschten Rundschreibens, das Unbekannte in seinem Namen verfasst haben.

Kurz vor den Berliner Wahlen haben Unbekannte in Grunewald einen gefälschten Brief in Umlauf gebracht, mit dem offensichtlich Ressentiments gegen Juden geschürt werden sollen. Außerdem wollen die Autoren wohl auch dem Charlottenburg-Wilmersdorfer Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) schaden. Das Schreiben ähnelt einem Wahlkampfbrief und wirkt auf den ersten Blick, als habe Naumann es verfasst. Der Briefkopf enthält ein Foto des Bürgermeisters.

In seinem Namen schreiben die Verfasser, das Bezirksamt wolle den Grunewalder Hagenplatz nach der israelischen Stadt Or-Yehuda umbenennen und dabei auch den Bau einer Synagoge genehmigen.

Die Verfasser behaupten, Muslime könnten zwangsweise umgesiedelt werden

Die „Sicherheitslage“ erfordere es, Anwohner dort zu fragen, ob sie bereit seien, „freiwillig und zu besonders günstigen Konditionen ihre Immobilien an Israelis zu veräußern“. Außerdem gebe es die „Möglichkeit einer Umsetzung bei Mietern mit Migrationshintergrund aus dem Nahen Osten“. Deren Wohnungen könnten zwangsweise entmietet werden.

„Alles frei erfunden“

Naumann weist sämtliche Behauptungen als „frei erfunden“ zurück und hat bereits Anzeige erstattet. Wie viele Exemplare des Hetzbriefs verteilt wurden, blieb am Freitag zunächst unklar. Als Erste hatten zwei Anwohnerinnen das Bezirksamt alarmiert.

In dem Schreiben werden die Behauptungen in einen Zusammenhang mit der Namensgebung des Karmielplatzes im Oktober vorigen Jahres gestellt. Damals hatte der Bezirk den Vorplatz des S-Bahnhofs Grunewalds nach der Stadt Karmiel in Israel benannt, mit der man seit 1985 eine Partnerschaft pflegt – ebenso wie schon seit 1966 mit Or-Yehuda.

Anlässlich des 50. Partnerschaftsjubiläums werde Anfang kommenden Jahres die Bürgermeisterin von Or-Yehuda zu einer Feier in Charlottenburg-Wilmersdorf erwartet, kündigte Naumann nun in einer – echten – Pressemitteilung an.

Das Bezirksamt bietet inzwischen eine Kopie des Hetzbriefs zum Download an, verbunden mit der Bitte, bei der Suche nach den Tätern zu helfen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false