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Das Tauziehen um den Teufelsberg geht weiter, während die einstige Spionageanlage „Field Station Berlin“ immer mehr verfällt.

© picture alliance / dpa

Ex-Abhörstation in Berlin-Grunewald: Der Teufelsberg ist zu teuer für den Rückkauf

Politiker und Naturschützer diskutierten über die verfallende Ex-Abhörstation auf dem Teufelsberg. Aber der hohe Preis für einen Rückerwerb blockiert die angestrebten Nutzungen.

Den originellsten Vorschlag brachte die Grünen-Abgeordnete Nicole Ludwig in die Diskussion ein: Falls dem Land Berlin kein Rückkauf der einstigen Abhörstation der Amerikaner und Briten auf dem 120 Meter hohen Teufelsberg zu einem vernünftigen Preis gelinge, könne man doch überlegen, Teile des Areals von den privaten Eigentümern zu pachten, sagte sie am Montagabend bei einer Diskussion des Naturschutzzentrums Ökowerk und des „Aktionsbündnisses Teufelsberg“. Diese persönliche Idee habe sie allerdings „nicht abgestimmt“ mit der Grünen-Fraktion, betonte Ludwig.

Ein Café und ein Spionagemuseum?

Grundsätzlich waren sich alle Redner einig darin, dass Berlin die Bergspitze mit den Ruinen der „Field Station Berlin“ zurückkaufen solle, um sie öffentlich zugänglich zu machen. Es könne ein kleines Ausflugscafé sowie eine Dauerausstellung oder ein Museum geben, um an den Kalten Krieg zu erinnern.

Dafür hatten sich bereits 2014 die Teilnehmer eines „Runden Tisches“, der damalige Stadtentwicklungssenator und heutige Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und das Abgeordnetenhaus ausgesprochen.

Rückkauf würde wohl 50 Millionen Euro kosten

Doch die Eigentümer machten schon damals deutlich, dass sie nicht verkaufen wollen – oder allenfalls zu einem hohen Preis. Nach Kenntnis von Nicole Ludwig und des SPD-Abgeordneten Daniel Buchholz werden 15 Millionen Euro verlangt, zudem müsste Berlin eine Grundschuld in Höhe von 35 Millionen Euro übernehmen. Solche Preise seien „Traumvorstellungen“, sagte Buchholz.

Eigentümer zahlten Berlin nur 2,6 Millionen D-Mark

Hartmut Kenneweg vom Aktionsbündnis nannte ein wenig bekanntes Detail zum Grundstücksverkauf an die Investoren im Jahr 1996. Der Preis für das 4,7-Hektar-Gelände sei mit 5,2 Millionen D-Mark nicht nur sehr niedrig gewesen, sondern auch lediglich zur Hälfte bezahlt worden. Laut Kenneweg sah der Vertrag vor, dass die Eigentümer die andere Hälfte erst nach der Verwirklichung ihres Bauvorhabens mit einem Tagungshotel und Luxuswohnungen zahlen.

Formal gehört der Berg zum Wald

Doch das Projekt scheiterte an der Finanzierung. Daraufhin erklärte Berlins Stadtentwicklungsverwaltung das Areal im Jahr 2004 zum Wald, in dem nicht mehr gebaut werden darf. Daran scheiterten weitere Pläne wie eine „Friedensuniversität“ der esoterischen Maharishi-Stiftung. Er wisse gar nicht, was private Eigentümer mit einem Waldgebiet anfangen sollen, sagte Daniel Buchholz: „Es ist letztlich eine öffentliche Fläche.“

Allein der Abgeordnete Philipp Magalski (Piratenpartei) hielt es für denkbar, auch einen größeren Millionenbetrag in einen Rückkauf zu investieren: „Wir haben Haushaltsüberschüsse.“ Magalski forderte, das eingezäunte Areal „der Stadtgesellschaft wieder zugänglich zu machen“, fand aber auch, die alten Gebäude passten nicht in den Wald. Die Piratenfraktion strebe eine „größtmögliche Renaturierung“ an. Zu den möglichen Nutzungen solle es ein „mehrstufiges Partizipationsverfahren“ geben.

„Fast ein Erpressungsspiel“

Die Charlottenburger Abgeordnetenhaus-Kandidatin Felicitas Karimi (Linke) ärgerte sich über die Blockadehaltung der Eigentümer: „Es ist fast ein Erpressungsspiel.“ Karimi möchte, dass die große Antennenkuppel der Abhörstation gratis zugänglich wird. Allerdings sprach sie sich gegen „Kommerz“ und einen „Touristenrummel“ aus. Ein Bauingenieur aus dem Publikum fand, man solle die Eigentümer „ganz schnell enteignen“. Dies würde aber einige Jahre lang dauern, entgegneten die Politiker.

Zu Wort meldete sich auch der Landschaftsarchitekt Detlev Dahlmann, der maßgeblich an der Gestaltung des Schöneberger Südgeländes beteiligt war. Aus seiner Sicht sollten insbesondere die Kunstprojekte fortgeführt werden.

Einige Künstler arbeiten seit Jahren auf dem Berg, haben aber nur kurzfristige Mietverträge als Zwischennutzer. Zu ihnen gehört Rotraud von der Heide, die den Berg zu einer Stätte der „politischen Bildung“ machen möchte. Das Bezirksamt lehne dies bisher leider aus „bautechnischen Gründen“ ab.

Über Denkmalschutz ist noch immer nicht entschieden

Vertreter der CDU fehlten bei der Diskussion, obwohl die Abgeordnetenhausfraktion laut Moderator Hartwig Berger vom Ökowerk eine Einladung erhalten hatte. Auch von den Eigentümern war anscheinend niemand dabei.

Diese hatten im Herbst 2015 eine Zwangsräumung gegen einen Pächter erwirkt, der unter anderem Führungen veranstaltete. Neuer Pächter ist Marvin Schütte, der Sohn des Miteigentümers und Architekten Hanfried Schütte aus Bad Pyrmont. Inzwischen gibt es wieder Führungen.

Ob die Ex-Abhörstation zum Baudenkmal erklärt wird, ist noch offen. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hatte dies bereits 2012 gefordert, aber das Landesdenkmalamt scheint es mit der Entscheidung nicht eilig zu haben.

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