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Künstler Marc Pospiech in der Marzahaner Galerie M.

© TSP/Dominik Lenze

Eine Ausstellung abseits Berliner Szenebezirke: „Marzahn ist der richtige Ort, um Kunst ans Publikum zu bringen“

Die Galerie M zeigt mit „Humorriots – wer zuletzt lacht, lacht immerhin“, dass nicht nur Szenebezirke ein Ort für Kunsterlebnisse sind. Ein Rundgang mit Künstler Marc Pospiech.

Hinter der großen Shopping-Mall Eastgate, in Nachbarschaft von Imbissläden und gegenüber von grauen Häuserblocks, im Herzen von Marzahn, versteckt sich die Galerie M: ein Projektraum für Künstler:innen aus dem Bezirk. Der Kaulsdorfer Künstler Marc Pospiech, Sprecher der Gruppe, die den Raum bespielt, glaubt: genau hier und nicht in den angesagten Vierteln der Hauptstadt, sei der richtige Ort, um Kunst an ihr Publikum zu bringen.

Die Galerie M in der Marzahner Promenade 46 zeigt die neue Ausstellung „Humorriots – wer zuletzt lacht, lacht immerhin“. Hinter der Galerie steht die „Neue Kunst Initiative Marzahn-Hellersdorf“ (nki), die den Projektraum seit 2018 bespielt. Die nki ist ein Zusammenschluss von Künstler:innen aus dem Bezirk.

Das Leitmotiv der Ausstellung ist, wie der Name erahnen lässt, Humor in all seinen Facetten. Gezeigt werden überwiegend Malereien, aber auch unterschiedliche Videos und eine Installation.

Als Künstler kannst du hier leben und auch noch einen Arbeitsraum anmieten

Der Kaulsdorfer Künstler Marc Pospiech über das Leben in Marzahn-Hellersdorf

Zwischen den Ausstellungsstücken, die über 30 Künstler:innen beigesteuert haben, sind typische Gestalten aus Internet-Memes auf die Wände gemalt, manche setzen die eingerahmten Bilder fort, andere kommentieren die gezeigten Kunstwerke mit einem höhnischen „Lol“.

An Selbstironie sparen die Künstler:innen hier nicht: „Looks like Shit and means Nothing“, steht auf einer Leinwand auf braunen Farbklecksen.

Pospiech hat unter anderem Malerei studiert. Er kann mit nicht-gegenständlicher Kunst eigentlich einiges anfangen: Diese Form von Kunst rege beim Betrachter zu Assoziationen an, das sei aus seiner Sicht spannend. Für Laien sehe es bisweilen aber wirklich nur nach ein paar Farbklecksen aus.

Es gibt viel sehen in Marzahn, sagen die Künstler von der Initiative nki.
Es gibt viel sehen in Marzahn, sagen die Künstler von der Initiative nki.

© TSP/Dominik Lenze

Oder vielleicht geben nur Kunst-Laien das freimütig zu? „Wenn man in den angesagten Bezirken, zum Beispiel in Kreuzberg oder Prenzlauer Berg, eine Ausstellung besucht, dann ist von vornherein klar: Hier gibt’s Kunst“, sagt Künstlerin Elena Kaludova. „Und wenn ein Kollege wirklich mal Mist ausstellt, dann darf man das eigentlich nicht laut sagen“, ergänzt Pospiech.

Genau das sei in Marzahn anders: „Hier ist auch mal eine Frau vorbeigelaufen, hat auf unsere Bilder gezeigt und gesagt: ‘Genau wegen sowas interessiere ich mich nicht für Kunst’“, erinnert er sich. Damit müsse man natürlich auch erstmal umgehen lernen. „Aber solche Reibungspunkte sind eben spannend.“ Und aus genau diesen Gründen stellt er liebend gerne hier an der Marzahner Promenade aus.

Die Pointen erschließen sich rasch

Die Kunstwerke, die die Galerie M aktuell zeigt, sind in den meisten Fällen leicht zugänglich: Ihr Sinn, oder im Fall dieser Ausstellung eher: ihre Pointe, erschließt sich meist rasch. Gleichzeitig sparen die Werke nicht an künstlerischem Anspruch und Ideendrang. Die Fotoserie „The Journey of Mine“ von Kristina Popov zeigt eine nackte Frau mit einer mittelmäßig gelaunten Katze und alle in allem sieht das schon sehr ulkig aus. Gleichzeitig handelt es sich aber auch um kunstvolle und atmosphärische Fotografien.

Für Künstler:innen biete Marzahn-Hellersdorf beste Voraussetzungen, da die Mieten hier noch vergleichsweise günstig seien, sagt Pospiech. „Als Künstler kannst du hier leben und auch noch einen Arbeitsraum, zum Beispiel ein Atelier, anmieten“, sagt er. Dadurch, dass sich dies unter kreativen Köpfen in der Hauptstadt bereits herumgesprochen hat, sei es auch ein Leichtes, rasch mit anderen Künstler:innen aus dem Bezirk ins Gespräch zu kommen, führt er aus. Das Orwo-Haus, ein Wohnblock der Proberäume für rund 200 Bands bietet, befindet sich zum Beispiel in direkter Nachbarschaft.

Eine Mitarbeiterin des Hauses schaut kurz vor Ausstellungseröffnung in der Galerie M vorbei. An diesem Tag findet wenige Meter weiter ein Konzert von Musiker:innen aus dem Orwo-Haus statt. Das schaut sich Pospiech gerne mit an. Das Kulturleben an der nur äußerlich grauen Marzahner Promenade scheint aufzublühen. „Ich glaube, die Ecke hier hat noch richtig Potenzial“, sagt Pospiech.

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  • Haubenlerchen finden Schutz in Biesdorf
  • Weniger Beteiligung an Abstimmung zum Bürger-Budget
  • Kochen trifft Kino
  • Verfolgungsjagd im Rausch durch Marzahn-Hellersdorf
  • Orwo-Haus hat sich auf Konzert präsentiert
  • Kostenloser Eintritt für Kinder in die Gärten der Welt
  • Medienberatung für Eltern in Bezirksbibliothek
  • Künstler-Performance im Haus der Gesundheit
  • Wie steht’s um die Schwimmbad-Pläne für Marzahn-Hellersdorf?

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