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Zehlendorfer Schüler-Bloggerin zur Bundestagswahl: "Ich will mit 16 wählen!"

Manchmal kommen ihr Politiker vor, wie aus einer anderen Welt. Dabei interessiert sich unsere Autorin für Demokratie und Politik. Auf dem Zehlendorf Blog fordert sie, dass Jugendliche mit 16 Jahren wählen sollen. Denn Nichtwählen "ist reichlich bescheuert".

Überall wird von Wahlmüdigkeit gesprochen, welche gleichgesetzt wird mit Desinteresse an Demokratie. Dieses Wort Demokratie gehörte im Politikunterricht zu den ersten, das ich lernte: eine Volksherrschaft durch ihre Vertreter. Doch zugleich ist mit diesem Wort auch die Herausforderung verbunden, dass alle Menschen anders denken, fühlen und handeln. Die vom Volk gewählten Repräsentanten können es nicht allen Recht machen, das ist klar. Und dennoch stehen sie für bestimmte Ziele, die sie durchsetzen wollen. Doch zurück zur Wahlmüdigkeit: Ist dies politisches Desinteresse, Unzufriedenheit oder doch eher Grundvertrauen in ein politischen Systems, wie Josef Joffe kürzlich in der "Zeit" kommentierte?

Bei der Grundidee eines Volksvertreters stelle ich mir einen riesigen Platz im alten Griechenland vor. Laut wetternd reden die Kandidaten unermüdlich mit dem Ziel, ihr Publikum möglichst stark zu überzeugen. Einer von ihnen, der die meisten Interessen vertritt, gewinnt. Heute scheinen für mich Politiker meist eher weit entfernt. Sie wirken oft nur wie diese Menschen von Wahlplakaten oder aus der Presse. Manchmal erwecken sie in mir den Eindruck, wie aus einer anderen Welt zu sein. Es scheint, als hätten sie nichts mit meinem eigenen Leben zu tun. Natürlich ein Trugschluss.

Dennoch wirken sie selten wie einer aus der Mitte der Gesellschaft. Ist doch irgendwie komisch, dass die Gesellschaft im Bundestag durch Menschen mit einem aktuellen Durchschnittsalter von 49,3 Jahren (Quelle: bundestag.de) repräsentiert wird. Und selbst bei den Linken liegt die Quote bei 48,6 Jahren.

Wieso reden wir immer von einer Frauenquote? Wie wär's mit einer Altersquote, natürlich mit dem vorwiegenden Anliegen von Kompetenz? Das ist aber bekanntlich nicht immer eine Frage des Alters. Also, ich wäre dafür, dass auch jüngere Menschen eine Stimme im Bundestag bekommen. Denn die geringe Wahlbeteiligung könnte auch ein Zeichen von nicht vorhandenen Berührungspunkten sein. Keiner kann sich in die Rollen von Frau Merkel oder Herrn Steinbrück hineinversetzen, sie sind einfach zu weit entfernt.

Angela Merkel und Peer Steinbrück auf Wahlplakaten.
So nah und doch so weit - vor allem für junge Wähler. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück (SPD) auf Wahlplakaten.

© dpa

Meiner Ansicht nach müssten Jugendliche schon ab 16 die Möglichkeit haben, ihre Stimme bei der Bundestagswahl abzugeben, also gebt uns eine Stimme! Die beste Möglichkeit, politischem Desinteresse vorzubeugen, ist das Miteinbeziehen. Wenn wir früh eine Stimme habe, sind wir auch früh dazu angehalten, uns mit Demokratie zu beschäftigen. In der Stimmabgabe sehe ich keine Gefahr für unser politisches System, sondern viel eher die Chance auf ein frühes Mitdabeisein.

Ein weiterer wirklich interessanter Ansatz ist das Sehen von Vertrauen in der Nichtwahl. Es besteht eine gewisse Sicherheit, dass die bestehenden Verhältnisse aufrechterhalten bleiben. Die Politik dreht sich ein wenig von links nach rechts, aber im Grunde bleibt sie konstant. Diese Sicherheit kann trügerisch sein und etwas hoffnungslos aussehen, aber eigentlich zeigt sie Akzeptanz von Demokratie.

Eine nicht zu vergessende Möglichkeit besteht natürlich in der Nichtwahl durch Unzufriedenheit. Das finde ich aber reichlich bescheuert, da sich durch Nichtäußerung auch nichts verändert. Auch wenn die von einem gewählte Partei nicht gewinnt oder erst gar nicht das Parlament erreicht, Beteiligung ist trotzdem enorm wichtig - dabeisein ist alles.

Die Autorin ist 17 Jahre und lebt mit ihrer Familie in Zehlendorf. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin dieser Zeitung.

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