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Der Bahnhof Spandau, 2006 (links) und heute.

© Imago, André Görke

Bahnhof Spandau: Der Dreck an der Glashalle bleibt noch jahrelang

Die neue automatische Reinigungsanlage für die Glashalle im Bahnhof Spandau soll erst Ende 2018 fertig sein. Dafür hat die Bahn jetzt Zusatzreinigungen im Bahnhof angekündigt.

Der Bahn – und ihren Fahrgästen – wird am Bahnhof Spandau weiter der Durchblick fehlen. Erst Ende 2018 will die Bahn die Scheiben der bis zu 430 Meter langen Glashalle reinigen lassen. Erst dann sei die erforderliche Reinigungsmaschine fertig, teilte der Berliner Bahnchef Alexander Kaczmarek jetzt dem Spandauer Bundestagsabgeordneten Swen Schulz (SPD) mit. Vor wenigen Tagen hatte die Bahn noch erklärt, mit dem Säubern der völlig verdreckten Scheiben sei „demnächst“ zu rechnen. Ohne die Technik sei es nicht möglich, eine auch von der Bahn befürwortete Sonderreinigung vorzunehmen, schrieb Kaczmarek.

Immerhin hätten die Planungen für den Neubau einer „Außenbefahranlage“ zur Inspektion und zum Reinigen der gläsernen Halle begonnen und die erforderlichen „Realisierungsmittel“ seien eingestellt, teilte der Konzernbevollmächtigte für Berlin weiter mit. Angaben zu den Kosten machte die Bahn nicht.

„Sondermaßnahmen zum Thema Licht und Farbe“ anstelle sauberer Scheiben

Nur abwarten will sie jetzt allerdings auch nicht. Da ihr laut Kaczmarek „die Qualität und Kundenwirkung des Fernbahnknotenbahnhofs Spandau mit hoher Priorität am Herzen liegt“, habe man aktuell mehrere Maßnahmen initiiert: Dazu gehörten Zusatzreinigungen (ohne die Scheiben), eine neue Bahnsteigbestuhlung sowie „Sondermaßnahmen zum Thema Licht und Farbe.“ Einzelheiten nannte Kaczmarek nicht. Beim Planen des Bahnhofs, der nach und nach 1997/1998, übrigens ohne große Feier, eröffnet worden war, hatte man das Putzen der Scheiben schlicht und einfach vergessen, wie die Bahn damals zugab. Erst 2005 war dann eine automatische Reinigungsanlage einsatzbereit. Fünf Jahre hatte es gedauert, sie zu entwickeln.

Vier ferngesteuerte Roboter, bei denen Sensoren und Magnete verhinderten, dass sie abstürzten, sollten zwei Mal im Jahr an den Stahlträgern des Glasdaches entlangfahren und mit rotierenden Bürsten und Wasser, das mit Hochdruck auf die Scheiben gespritzt worden war, den Schmutz entfernen. Und den gibt es reichlich. Zum üblichen Dreck gesellt sich an einem Bahnhof Metallstaub, der durch den Brems- und Oberleitungsabrieb entsteht und aus dem Bahnhof geweht wird, wo er dann auf das Dach hinabrieselt. Zusammen mit Feuchtigkeit entsteht so eine rötlich-braune Schicht, die das Glas undurchsichtig macht.

Auch an Weichenverbindungen gespart

Beim späteren Bau des Hauptbahnhofs mit seinem – verkürzten – Glasdach war man dann schlauer. Von Anfang an war an dem 2006 in Betrieb gegangenen Prunkbau eine automatische Reinigungsanlage für die Scheiben des Daches vorgesehen, die auch schon fleißig im Einsatz war. Die Pläne für beide Bahnhöfe hatte das Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner (gmp) entworfen.

An dem verhältnismäßig neuen Bahnhof in Spandau hatte der Bahn zudem der betriebliche Durchblick gefehlt. Beim Neubau der Gleise hatte man an Weichenverbindungen gespart, sodass der Bahnhof schon nach kurzer Zeit überlastet war und bis heute ist. Die heute Verantwortlichen bei der Bahn müssten den Schlamassel nun ausbaden, der bei Planung und Bau des Bahnhofes angerichtet wurde, erklärte Schulz. Die heutige Situation mache ihn fassungslos. „Wenn es nicht so traurig wäre, könnte ich gar nicht aufhören zu lachen“, fasste der Abgeordnete zusammen.

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