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Nahe am Wasser gebaut. Wer das Lokal in Kohlhasenbrück besucht, kann nicht nur Boote auf dem Teltowkanal beobachten, sondern auch eines mieten.

© Cay Dobberke

Ausflugslokal in Kohlhasenbrück: Die Söhnel-Werft „macht sich schön“

Die Gaststätte am Teltowkanal hat eine lange Tradition, führte zuletzt aber ein ziemliches Schattendasein. Das dürfte sich unter der neuen Führung bald ändern, wie unser Autor erfreut festgestellt hat.

Schönes Wetter, auf nach Kohlhasenbrück, am Ufer sitzen, den leicht modrigen Duft des Wassers genießen, was Erfrischendes trinken, den Booten zuschauen und den Ausflugsschiffen zuwinken!

Wir dachten mal wieder an die St. Hubertusbaude am Ufer des Prinz-Friedrich-Leopold-Kanals zwischen Stölpchen- und Griebnitzsee und stellten beim Besuch leider wieder fest, dass auch die schönste Lage nichts hilft, wenn sich die Bedienung des Lokals am Tisch nicht blicken lässt. Was ist da nur los? Um uns herum schimpften die Leute, wir schämten uns vor allem vor Touristen fremd und verließen enttäuscht, ohne etwas zu bestellen, das idyllische Gelände.

Wohin jetzt? Wir wollten am Wasser bleiben, uns fiel nur das nah gelegene Lokal und der Biergarten Söhnel-Werft ein, die wir allerdings auch nicht in bester Erinnerung hatten. Als wir aber um die Ecke bogen, staunten wir: Anstatt der erwarteten trostlosen Leere sahen wir viele gut gelaunte Gäste, die sich immer wieder umsahen und wunderten. Es ist offensichtlich Schwung in den Laden in bester Lage gekommen, es gibt neue Eigentümer, die einstige  Söhnel-Werft will sich „schön machen“ und zum „Erlebnisgasthof Kohlhasenbrück“ mausern. Der Betrieb ist aufgenommen, die Umbauarbeiten sind im Gange.

Die Gäste staunten, der Restaurantleiter an der Theke des Biergartens beantwortete immer wieder geduldig die Fragen: Neue Bewirtschaftung, neue Pläne? Natürlich!

Schon äußerlich hat sich viel getan, es werden offenkundig viel mehr Gäste als früher angelockt, das balinesische Holzmobiliar, unter dem der alte Biergarten fast erdrückt wurde, ist einer ortsgemäßen Ausstattung gewichen. Was hier alles für zum Erlebnisgasthof gehören soll, lässt sich auf Hinweisblättern lesen: Biergarten, Imbiss, Weinscheune, Spielplatz, Restaurant, Wasserterrasse, Eismanufaktur, Kaffeerösterei, Hofladen, Brauerei (mit Kursen für Hobby-Bierbrauer), Strandbar und Steganlage.

Das Werftgebäude wird gerade umgebaut, die Bootsschuppen daneben strahlen schon in skandinavisch frisch wirkendem Anstrich. Offenbar sind Profis am Werk. Die neuen Werftleute sind vom Potsdamer Ufer her vor Anker gegangen, zu ihnen gehören die Havelmeer-Gruppe mit Floßverleih und Gastronomie und Hotel (Gaumenschmaus).

Der Autor war lange Jahre Redakteur in der Berlin-Redaktion des Tagesspiegel. Er lebt in Zehlendorf.

© Mike Wolff

Wir waren jedenfalls angenehm überrascht, das Gelände der einstigen Söhnel-Werft wieder richtig belebt zu sehen. Vielleicht lässt sich mit neuem Konzept und attraktivem Äußeren wieder ein wirkliches Ausflugziel einrichten. In den letzten Jahren waren gut gemeinte Pläne im Ansatz stecken geblieben. Als „Paradise-Garden“ mit fernöstlichem Flair wollte die Wiederbelebung nicht gelingen, die einstigen „Loretta“-Pächter vom Wannsee übernahmen dann Biergarten und Restaurant, zunächst auch unter diesem Namen, den sie dann aber angesichts des neuen Loretta und neuer Pächter am Wannsee abgaben. Und mit dem Namen war wohl auch der letzte Schwung dahin, die Gäste spürten, das hier etwas nicht so recht gelingen wollte, das spektakuläre Gartenmobiliar fing an zu vergammeln, die Wasserspiele versiegten und die Terrassen begannen zuzuwachsen. 

Jetzt aber machte es wieder Spaß, im Biergarten zu sitzen, fröhliche Gäste und eine optimistische Belegschaft zu beobachten – und natürlich den Schiffsverkehr an der Ecke Teltowkanal-Griebnitzsee. Alles ist noch nicht fertig und provisorisch, aber schon viel, viel angenehmer als zuvor, macht neugierig auf mehr. Schade nur, dass vor ein paar Jahren für den einstigen balinesischen Biergarten und seine neu angelegten Terrassen so viele Bäume gefällt werden mussten. Aber die Natur hat längst auch viele Wunden geheilt. Und ohne bombastische tropische Holzmöbel und merkwürdige Wasserspiele wirkt das Gelände wie entrümpelt, wie erleichtert.

Wir sind es irgendwie auch und warten gespannt auf den nächsten Besuch.

- Söhnel-Werft, Neue Kreisstraße 50 (S-Bhf. Griebnitzsee, Bus 118), Mo. bis Sa. ab 11 Uhr, sonn- und feiertags ab 10 Uhr, www.soehnel-werft.de. Die Telefonnummer 8090 78 87 ist zurzeit gestört, ersatzweise kann man bei „Havelmeer“ anrufen: 0331 95 13 106.

Der Autor hat lange als Redakteur für den Tagesspiegel gearbeitet und lebt in Zehlendorf. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

Christian van Lessen

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