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Dieses Plakat steht seit drei Wochen an der Königstraße in Wannsee. Der Tagesspiegel hat sich erkundigt, wer dahinter steckt und ob die Partnersuche auf diese Weise funktioniert

© Raack

Bauer sucht Frau in Wannsee: Große Sehnsucht, große Stellwand

In Wannsee steht eine auffällige Stellwand mit Foto: „Bauer sucht 'ne Frau“ steht darauf. Werbung für RTL? Es ist wohl eher wörtlich gemeint. Tagesspiegel Zehlendorf hat nachgefragt.

Marcus Peter de Vries sitzt gerade auf dem Traktor, als ihn unser Anruf erreicht: Er ist gerade dabei, einen Misthaufen zu löschen. Es rattert und dröhnt im Hintergrund, wir müssen nachfragen: „Ein brennender Misthaufen, wie das denn?“ Peter de Vries stellt den Motor ab. Da habe wohl jemand eine Kippe fallenlassen, das komme schon mal vor, sagt er gelassen.

Wir hatten per E-Mail den Kontakt zu ihm aufgenommen wegen des Schildes: „Bauer sucht 'ne Frau“ steht darauf, dazu eine Emailadresse von einem gewissen Marcus und ein farbig leuchtendes Foto von ihm mitten im Kornfeld, ca. zwei mal drei Meter mächtig.

Es steht direkt gegenüber vom Alten Rathaus Wannsee und einem Biosupermarkt, morgens hasten hier die Pendler hinein nach Berlin und abends wieder heraus. An der Ampel schöpft der Berufsverkehr einen Moment Atem. Und eben hier hat Peter sein Schild aufgestellt.

Er hatte sich sofort auf unsere E-Mail gemeldet und freut sich nun über unseren Rückruf. Marcus Peter de Vries ist 45 Jahre, Landwirt - und sucht eine Frau. Seit drei Wochen verkündet das seine Stellwand. Und zwar nicht um die Ecke in Werder, wo er seinen Hof hat, sondern eben in Wannsee, „damit die Nachbarn es nicht gleich sehen“.

Deshalb steht auch sein zweiter Name Marcus, statt seines Rufnamen Peter auf dem Plakat – „aber die Nachbarn haben das sofort gesehen und nachgefragt“. Er habe auch Accounts bei „friendscout“ und „neu.de“, aber die hätten bisher kein „brauchbares“ Feedback ergeben. Und wenn er abends tanzen gehe, falle es ihm schwer, jemanden kennen zu lernen.

So sei die Idee für die Stellwand „aus unserem Gequatsche mit zwei Freunden“ entstanden. Dabei plaudert Peter am Telefon munter drauf los, wie das so war mit der Stellwand, und warum das so schwierig ist mit der Partnersuche. Die Richtige sei bisher einfach nicht dabei gewesen. Denn er habe schon auch konkrete Vorstellungen: Schlank solle sie sein und spontan, zwischen 35 und 45 - und am besten aus der Gegend, also aus Brandenburg oder Berlin.

Auf dem Hof arbeiten müsse seine Zukünftige auch nicht, betont er. Die 200 Hektar Mais, Getreide und Heu schmeißt Peter mit seinen Maschinen und zwei Angestellten allein. „Das ist moderne Landwirtschaft“, sagt er stolz, seine beiden Traktoren etwa führen komplett allein, er müsse nur noch lenken.

Allerdings, das möchte er von vornherein klarstellen, sei er sieben Tage die Woche gebunden. Gänse, Heu und Stroh und ein paar Apfelschweine bräuchten trotz aller maschineller Arbeitserleichterung viel Zuwendung. „Zwar könnte ich auch mal ein paar Tage freimachen, aber ich bin schon auch zu geizig, die Mitarbeiter dafür zu bezahlen“, gibt er zu.

Ursprünglich kommt Peter aus Cuxhaven, 1998 sei er nach Werder gekommen, weil seine Maklerin und seine Bank ihn hierher vermittelt haben. Er fühle sich sehr wohl hier, der Menschenschlag liege ihm, und die Nähe zu Potsdam und Berlin sei ihm wichtig. 13 Minuten sind es von seinem Hof bis Potsdam, auch nach Berlin fahre er abends ab und zu, etwa auf Konzerte von Ina Müller oder Gunter Gabriel.

Die Maisernte wartet

Auch beim Vorcasting der RTL-Sendung „Bauer sucht Frau“ war er schon, aber da lebte seine Ex-Freundin noch auf dem Hof und war nicht so leicht zum Ausziehen zu bewegen. Bis es so weit war, war die Sendung ohne ihn gelaufen - und das Ganze sei ihm heute auch zu verrückt. Lieber eine Stellwand also. Aber, so bedauert er, leider gehe der Erfolg der Stellwand bisher gegen Null. Nur zwei Damen hätten sich gemeldet, aber die hätten auch nicht gepasst. Daher habe er vor ein paar Tagen noch einen weißen Schriftzug - „Schreib mir!“ - auf sein Plakat angebracht.

Dann entschuldigt Peter sich, schließlich ist die Maisernte in vollem Gange, seine Gänse warten und auch um die Vermarktung müsse er sich kümmern. Noch ein paar Tage wolle er auf jeden Fall auf Rückmeldung warten, sagt er abschließend, dann wird er den Wagen mit seinem Plakat woanders aufstellen, erstmal in Richtung Spandau. "Der Wagen wird also noch wandern", sagt er und lacht.

Das Interview führte Maike Edda Raack. Die Autorin schreibt für den Tagesspiegel und für Tagesspiegel Zehlendorf, das digitale Stadtteil- und Debattenportal aus dem Berliner Südwesten, auf dem dieser Text erscheint. Folgen Sie Maike Edda Raack auch auf Twitter.

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