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Immer wieder erstaunlich: Wie unterschiedlich Geschwister sein können

© Nina Massek

Elternfalle Nummer 1: Kindervergleich: Früher, besser, schneller?

Jeder Mensch ist anders, das gilt natürlich auch für Kinder. Und das merken vor allem Mütter, wenn sie ihre Kinder betrachten. Wie schnell man dabei ins Vergleichen gerät, weiß unsere Bloggerin Frau Mutter aus eigener Erfahrung. Sie findet: Eigentlich vergleichen sich dabei vor allem die Mütter. Und plädiert für mehr Gelassenheit.

Eigentlich finde ich meine Kinder super – genau so, wie sie sind. Und doch ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich andere Mütter ausfrage: Kann Deine Tochter schon bis zehn zählen? Kennt Dein Sohn tatsächlich schon alle Buchstaben? Und seit wann radelt Deine Tochter eigentlich ohne Stützräder? Früher, besser, schneller – veranstaltet Ihr stellvertretend für Eure Kinder auch manchmal solche sinnlosen Wettstreits?

Noch schlechter fühle ich mich, wenn ich meine eigenen beiden Kinder wieder einmal kritisch beäugt habe: Warum zum Beispiel kann sich Sebastian nicht so gut durchsetzen wie Constanze? Warum ist Constanze viel weinerlicher als Sebastian es je war?

Ich bin fest entschlossen, mir dieses Vergleichen von Kindern erfolgreich abzugewöhnen!

Im Grunde steckt doch die eigene Unsicherheit hinter diesen Fragen und Überlegungen. Dabei könnte ich mich doch einfach entspannen! In den ersten Lebensmonaten und -jahren stehen ohnehin regelmäßige Kontrolltermine beim Kinderarzt an und bei diesen so genannten „U-Untersuchungen” kommt sowieso die gesamte kindliche Entwicklung aufs Tablett. Spätestens dann würde ich doch erfahren, wenn etwas nicht in Ordnung ist!

Warum vergleichen wir die Kinder überhaupt?

Mir ist durchaus bewusst, dass sich Kinder nicht zwangsläufig immer an das Schema F halten: Jedes Kind macht seine individuellen Entwicklungsschritte in seinem eigenen Tempo, und auch charakterliche Ausprägungen machen sich schon in jungen Jahren bemerkbar. Vieles “wächst sich aber auch aus und ruckelt sich ein.” Das war ja bei mir als Kind schließlich auch so!

Beim Thema Vergleichen von Kindern lohnt der Blick nach innen. Vielleicht sieht man dann, dass eigentlich gar nicht die Kinder mit ihren Freunden verglichen werden, sondern vielmehr in erster Linie die Mütter.

Wenn das Kind zu sehr “der Sohn von”, “Die Tochter von” ist und nicht ein eigenständiges Individuum und quasi Lebensauffassungen/Familienleben verglichen werden, kann es nur schief gehen. Mehr Selbstbewusstsein, aber auch eine entspannte Haltung ist hier vonnöten.

Du bist super!

Die Sache mit der individuellen Entwicklung und den unterschiedlichen Stärken von Kindern trifft natürlich auch auf meine zwei eigenen Kinder zu. Will ich wirklich mit vergleichenden Wertungen eine innerfamiliäre Konkurrenz-Situation fördern? Schließlich stehen Sebastian und Constanze – wie alle Geschwisterkinder- ohnehin schon in einem Wettstreit. Ich glaube, ich tue meinen Kindern einen größeren Gefallen, wenn ich mich einfach über ihre jeweiligen Stärken mit ihnen freue.

Ich kann mich übrigens daran erinnern, wie stressig das immer war, als Kind nach der Rückgabe einer Klassenarbeit von meiner Mutter gefragt zu werden: “Und was hat die Katja in der Mathearbeit?”. Schließlich sollte es in der Schule nicht darum gehen, Ranglisten zu erstellen. Das kommt noch früh genug. Vielmehr soll jedes einzelne Kind mit seinen individuellen Fähigkeiten und „Problemchen” optimal gefördert werden. Sicher, wenn es Probleme in der Schule gibt, fragt man sich schnell als Mutter oder Vater wo denn die anderen Kinder stehen. Aber man kann sich diese Frage und auch diese Haltung verkneifen…

Unsere Autorin bloggt regelmäßig unter www.frau-mutter.com, sie wohnt in Zehlendorf. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

Nina Massek

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