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Wird noch eine ganze Weile eine Baustelle bleiben: Die Turnhalle der Goethe-Oberschule in Berlin-Lichterfelde. Und der Bezirk Steglitz-Zehlendorf lässt Senatsgelder verfallen.

© Detlef Untermann

Update

Kaputte Schulen in Steglitz-Zehlendorf: Hoffnung für Goethe-Gymnasium!

Es bewegt sich doch etwas: Der Zehlendorf Blog und Opas Blog haben gute Nachrichten für die Goethe-Schule in Lichterfelde - nach den Winterferien sollen der Innenausbau der Turnhalle und die Mensa fertiggestellt sein. Allerdings wird alles sehr viel teurer.

Es geht doch – und die Schüler der Goethe-Oberschule in Berlin-Lichterfelde dürfen hoffen: Nach dem Ende der Winterferien sollen der Innenausbau der Turnhalle und die Fertigstellung der Mensa abgeschlossen sein – allerdings einhergehend mit einer rund 20prozentigen Steigerung der Baukosten. Dies teilte nunmehr der dafür zuständige Baustadtrat Michael Karnetzki (SPD) mit, nachdem diesbezügliche Fragen von Zehlendorf Blog und Opas Blog über zwei Wochen unbeantwortet geblieben waren.

„Danach gibt es noch einige Arbeiten im Außenbereich bis zu den Osterferien, die der Nutzung von Halle und Mensa aber nicht im Wege stehen“, heißt es in der Antwort weiter. Gleichzeitig bestätigte Karnetzki, „dass es im Frühjahr/ Sommer vorübergehende Stockungen im Bauablauf gegeben hat.“ Verantwortlich dafür seien Mehrkosten gewesen, die der vom Bezirksamt beauftragte Architekt aufgerufen habe. Demnach erhöhen sich die Gesamtkosten „um etwas mehr als 950.000 Euro“ von 4,8 auf 5,8 Millionen Euro. „Dafür gibt es eine Vielzahl von Gründen“, teilte der Stadtrat mit, ohne nähere Einzelheiten zu nennen.

Befürchtungen, wonach in diesem Zusammenhang bereits gebilligte Senatsgelder des Schul- und Sportanlagensanierungsprogramms verfallen, wies Karnetzki zurück. Es handele sich um eine investive Maßnahme, deren Mittel nicht zum Jahresende verfielen. Der Mittelabruf werde über den gesamten Bauzeitraum entsprechend des tatsächlichen Baufortschritts gewährleistet. Dies setze voraus, dass die Gesamtfinanzierung abgesichert sei. Ein inzwischen erfolgter Bezirksamtsbeschluss tue dies.

Was soll ich sagen? Irgendwie ist es nicht nachzuvollziehen, warum Baumaßnahmen der öffentlichen Hand gefühlt eigentlich immer Mehrkosten nach sich ziehen. Privathaushalte wären längst pleite, wenn sie so agieren würden. Aber die handeln ja auch auf eigene Rechnung und die öffentliche Hand nur auf Kosten des Steuerzahlers. Geld von anderen lässt sich eben viel  leichter ausgeben.

PS: Die Bestätigung der Baufertigstellung von Halle und Mensa durch das steuernde Ingenieurbüro hat Opa übrigens nur einen Telefonanruf gekostet und einen Zeitaufwand von fünf Minuten. Warum das im Bezirksamt über zwei Wochen dauert, wissen nur die Götter.

Bevor wir diese neuen Nachrichten für Sie recherchiert haben, hatten der Zehlendorf Blog und Opas Blog folgenden Text aufgeschrieben: Johann Wolfgang von Goethe dürfte sich im Grabe umdrehen. Denn das, was sich gegenwärtig an der nach ihm benannten Oberschule in Berlin-Lichterfelde abspielt, ist unglaublich. Dabei kann die Schule selbst gar nichts dafür, dass sich in der Elternschaft mittlerweile eine ganze Menge Wut aufgestaut hat. Grund für den Unmut ist der Umstand, dass das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf – um es ganz vorsichtig zu formulieren – tatenlos zusieht, wie dringend benötigte und sogar schon gebilligte Senatsgelder des Schul- und Sportanlagensanierungsprogramms einfach verfallen und auf Nimmerwiedersehen verloren sind.

Dabei geht es um die Fertigstellung der Turnhalle, mit deren Bau im März 2012 begonnen worden war und deren Innenausbau ebenso wie der Bau der Mensa nun erst einmal auf Eis gelegt sind. Und auch die dringend notwendige Sanierung des nach einem Brand nicht mehr nutzbaren Chemieraumes wurde verschoben. Auf den Baubeginn der Sporthalle hat die Schule 25 Jahre gewartet! Sie macht mit den Schülern Sport in der Aula oder in einer winzigen Halle im Gebäude. Viele Eltern sind auch deshalb frustriert, weil ihre Kinder immer wieder vertröstet werden.

Es gibt keine Themostate an den Heizungen

Auch die Direktorin geht mittlerweile mutig mit Kritik in die Öffentlichkeit und weist auf die Überforderung der Schule vor allem im Winter hin. Eine der unfassbaren Tatsachen ist die marode Heizungsanlage. Da es keine Thermostate gibt, werden die Räume immer auf 25 Grad aufgeheizt, um die Temperatur dann mit offenen Fenstern wieder zu drosseln. "Irrsinn", sagt eine Lehrerin, die lieber nicht mit Namen genannt werden will.

Das Bezirksamt hat auch Verantwortliche vorbeigeschickt, die, das sagen die Eltern selbst, die Probleme plausibel erklären konnten. Letztlich geht es dem Goethe-Gymnasium wie allen anderen maroden Schulen im Bezirk. Es fehlen dem Hochbauamt die Bauleiter und das Personal, darauf verweist ja auch der Stadtrat Michael Karnetzki (SPD) gebetsmühlenartig. Den Frust der Eltern mindert das - verständlicherweise - nicht.

Insgesamt beziffert die Vorsitzende des Bezirkselternausschusses, Birgit Unteutsch, den Sanierungsstau im Bezirk auf 180 Millionen Euro. Bildungsstaatssekretär Mark Rackles (SPD) spricht sogar von 400 Millionen Euro. Dass angesichts dessen dem Bezirksamt und in personam dem für Immobilien zuständigen Baustadtrat Michael Karnetzki (SPD) ganz offensichtlich nichts Probates einfällt, um zu verhindern, dass das Geld am Ende des Jahres womöglich endgültig weg ist, ist doch ein Skandal, oder nicht? Summa summarum ist die Rede von einer Million Euro!

Schon letztes Jahr gingen dem Bezirk 320.000 Euro verloren. Insofern kann man ja fast verstehen, dass Karnetzki und die für Schule zuständige Bezirksstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) seit geschlagenen zwei Wochen toter Käfer spielen und sechs diesbezügliche Fragen von Opas Blog einfach ignorieren. Aber der 25 Jahrestag des Mauerfalls sollte die beiden Stadträte daran erinnern, dass solch eine selbstherrliche Politik der Ignoranz nicht aufgeht.

Was soll ich sagen? Nicht nur im Interesse meiner Enkel, deren Einschulung in den nächsten Jahren ansteht, hoffe ich, dass das Bezirksamt endlich mal die Kurve kriegt. Sätze allerdings, wie der, den Karnetzki gerade im Tagesspiegel auf dem Zehlendorf Blog zu Besten gab und der da lautet „Wir können mit unseren Personalkapazitäten einfach nicht zu jeder Zeit überall sein“, lassen nichts Gutes ahnen.

Auch an diesem Beispiel wird klar, warum alle Direktoren der Gymnasien in Steglitz-Zehlendorf kürzlich einen Brandbrief an die Schulsenatorin geschrieben haben. Die Zeit der Geduld ist vorbei.

Einer unserer Autoren, Detlef Untermann, ist Journalist und Kommunikationsmanager aus Berlin-Lichterfelde. Er betreibt u.a. Opas Blog, auf dem er täglich die "Gedanken eines Großvaters" äußert. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

Detlef Untermann, Benjamin Leonhardt

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