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Schüler demonstrieren in Steglitz-Zehlendorf mit Transparenten wie "Raser stoppen!" für sichere Schulwege.

© Boris Buchholz

Kinder und Eltern fordern in Lichterfelde mehr Sicherheit auf dem Schulweg: Heute war der Zebrastreifen noch zum Zusammenrollen

Stau an der Kreuzung Glarner Straße / Altdorfer Straße: Heute Morgen demonstrierten über siebzig Eltern und Kinder für mehr Sicherheit auf dem Weg zur Schule. Sie fordern seit Jahren einen Zebrastreifen.

Über Guido Menkes Kopf blinkt es: Er hält ein Schild mit einem selbstgemalten Zebrastreifen in die Luft; über der Querungshilfe ist eine Lampe angebracht, wie es sich gehört. Zusammen mit seiner Frau und ihren beiden Söhnen sowie vielen weiteren Erwachsenen und Kindern stehen sie um halb acht am Freitagmorgen an der Kreuzung Glarner Straße und Altdorfer Straße in Lichterfelde. Tagsüber ist die Ecke unscheinbar, es ist dann wenig los, mal ein Auto oder ein Radfahrer. Morgens jedoch sei hier zwischen 7.30 Uhr und 8.15 Uhr Hauptverkehrszeit, sagen die Menkes. Für die Schulkinder sei die Kreuzung unübersichtlich, immer wieder käme es zu gefährlichen Situationen. Sohn Lennox sei hier schon einmal angefahren worden, er sei unachtsam gewesen. Ein Zebrastreifen würde für mehr Sicherheit sorgen - und gut für Autofahrer und Fußgänger sein: „Dann wissen die Kinder ganz klar, sie haben nur hier über die Straße zu gehen“, erklärt Claudia Menke.

Seit zwei Jahren fordern die Eltern der 2014 neu eingerichteten Friedrich-Drake-Grundschule, dass der Schulweg ihrer Kinder an dieser Kreuzung sicherer wird. An diesem Morgen haben sie ihren Wunsch umgesetzt: Auf der Altdorfer Straße liegt ein zusammenrollbarer Zebrastreifen. Die vielen Kinder mit und ohne Ranzen, viele haben eigene Poster und Schilder gemalt, gehen immer wieder demonstrativ über die weißen Streifen, von der einen Straßenseite zur anderen. Aus einer Box schallt das Pippi-Langstrumpf-Lied „… wir machen uns die Welt, wiedewiede wie sie uns gefällt“. Von siebzig Teilnehmern spricht die Polizei, die mit drei Beamtinnen und Beamten für die Sicherheit der jungen und alten Demonstranten sorgt. Die Eltern haben bis zu einhundert Menschen gezählt, die ihrem Aufruf gefolgt sind.

"Das Schweizer Viertel steht hinter dem Zebrastreifen"

Elternvertreterin Heike Mewis ist zufrieden mit der Aktion, zu deren Umsetzung sie maßgeblich beigetragen hat. Dieser Morgen und die aktuell in den Geschäften der Nachbarschaft ausliegenden Unterschriftenlisten würden ihr belegen: „Das Schweizer Viertel steht hinter dem Zebrastreifen“.

Elternvertreterin Heike Mewis ist zufrieden mit der Aktion: „Das Schweizer Viertel steht hinter dem Zebrastreifen.“
Elternvertreterin Heike Mewis ist zufrieden mit der Aktion: „Das Schweizer Viertel steht hinter dem Zebrastreifen.“ Im Hintergrund wirbt Guido Menke für den Zebrastreifen.

© Boris Buchholz

Auch die Parteien in der Bezirksverordnetenversammlung unterstützen den Wunsch der Anwohner. Im November 2014 beschloss die BVV einstimmig, dass die Einrichtung eines Zebrastreifens zu prüfen ist. Eine Verkehrszählung ergab 17 Monate später: Hier gehen zu wenige Menschen über die Straße; am Zähltag seien zwischen 14 und 15 Uhr nur 59 Fußgänger und 121 Kraftfahrzeuge unterwegs gewesen. Im Juni 2016 erklärte der Verkehrsstadtrat Michael Karnetzki (SPD) den Beschluss der BVV für erledigt.

Falsche Uhrzeit, falsches Ergebnis

Es sei zur falschen Uhrzeit gezählt worden, kritisiert Heike Mewis. Hinzu käme, dass die Schule wachse: 2014 gab es zwei erste Klassen, jetzt sind die Kinder von damals in der vierten. In zwei Jahren würden 300 Schülerinnen und Schüler die Friedrich-Drake-Schule besuchen. Außerdem seien jetzt alle Bauabschnitte im Schweizer Viertel fertig, ergänzt Claudia Menke, die Anzahl der Bewohner sei gestiegen. Und die Anwohner berichten, dass vermehrt Autofahrer von der Goerzallee abbiegen und die Altdorfer Straße als Schleichweg zur Drakestraße nutzen würden.

"Wir machen uns die Welt wiedewiede wie sie uns gefällt": Viele Kinder haben eigene Plakate für die Demonstration gemalt.
"Wir machen uns die Welt wiedewiede wie sie uns gefällt": Viele Kinder haben eigene Plakate für die Demonstration gemalt.

© Boris Buchholz

Die Vorsitzende des Bezirkselternausschusses, Ulrike Kipf, teilt die Sorgen der Eltern: „Es sei ganz wichtig, dass man den Schulweg hier sichert“, sagt sie, „die Kinder gehen im Verkehr unter“. Auch Vertreter von CDU, SPD, Grünen und Linken sind gekommen, um sich mit Kindern und Eltern für einen Zebrastreifen einzusetzen. „Die Bezirkspolitik steht hinter dem Thema“, sagt Jan Kellermann, Bezirksverordneter der SPD, „der Senat ist das Problem“. Weil sich seit 2014 einiges an der Situation verändert habe, sei er in Sachen Zebrastreifen „vorsichtig optimistisch“.

Neuer Anlauf der CDU

Im Oktober hatte die CDU einen neuen Antrag in der BVV auf den Weg gebracht, der eine zweite Prüfung der Kreuzung vorsieht. „Der Antrag kriegt die Mehrheit“, ist sich Bernd Steinhoff, er ist der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Rathaus Zehlendorf, sicher. Und dann müsse die Senatsverkehrsverwaltung entscheiden. Derweil dröhnt „Heidi, deine Welt sind die Berge“ aus dem Lautsprecher, passend zum Schweizer Viertel. Schulkinder sind jetzt keine mehr zu sehen. Es ist kurz nach acht.

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